Strukturwandel im Rhein-Kreis Kohle-Ausstieg 2030 ein „machbares Szenario“

Rhein-Kreis · (kule) Als „machbares Szenario“ bezeichnete Christoph Budde vom Unternehmen Speira als Vertreter der energieintensiven Aluminiumindustrie im Rhein-Kreis Neuss die Perspektive seiner Sparte nach einem möglichen Ausstieg aus der Braunkohle bereits 2030. Als einer der Gastredner trug er bei der Sitzung des Kreisausschusses für Strukturwandel und Arbeit seine Position dar.

Rund 4700 Mitarbeiter seien im Kreisgebiet in dieser Sparte tätig. „Wir brauchen Planungssicherheit, was zugleich bedeutet, wir brauchen energiewirtschaftliche Sicherheit.“ Der Netzausbau sei für Speira wesentlich. Da hinke Deutschland ebenso hinterher wie bei der Speichertechnologie. Für Budde gilt primär: „Die Energieversorgung muss gesichert sein.“

Zuvor hatten die Bürgermeister Harald Zillikens aus Jüchen und Klaus Krützen aus Grevenbroich sowie RWE-Vertreter Michael Eyll-Vetter ihre Position zu den „Folgen eines früheren Ausstiegs aus der Braunkohle“ dargestellt. Einen früheren Ausstieg wollte keiner kategorisch ausschließen. Zillikens monierte dabei die durch die Landesregierung erklärten Leitendscheidungen, bei denen es 2016 noch geheißen habe, damit würde „Planungssicherheit für viele Jahre geschaffen“.

Das sei nicht der Fall. Jetzt sei es aus Sicht der Stadt und des Zweckverbands Landfolge zwingend an der Zeit, dass Klarheit geschaffen werde, auch für die von einer Umsiedlung betroffenen Menschen im Erkelenzer Land. Das größte Problem für Jüchen sei der ungewisse Zugriff auf Flächen, die von RWE bearbeitet oder rekultiviert würden. Er forderte einen schnelleren Strukturwandel, eine schnellere Verfüllung des Restlochs Ost, die Fertigstellung der Rheinwassertransportleitung bis 2030 und den Verzicht auf eine neue Autobahn 61 sowie eine zügige Entwicklung der S-Bahn 6 zwischen Köln und Mönchengladbach. Krützen stimmte seinem Kollegen in vielen Dingen zu. Mittel zum Strukturwandel dürften nicht revierfern in wissenschaftlichen Einrichtungen abfließen, sondern müssten dazu dienen, industrielle Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. „Die Zeit wird knapp“, meinte er. 2030 heiße „Beschleunigung der Förder- und Genehmigungsverfahren sowie eine schnelle Fortführung der S-Bahn-Projekte“.

RWE habe ein Konzept bezüglich der Braunkohlenutzung auf der Basis 2038, meinte Eyll-Vetter, das „heißt nicht, dass andere Lösungen nicht möglich sind“. Eine zeitliche Verschiebung in Richtung 2030 würde „erhebliche zusätzliche Herausforderungen“ mit sich bringen. RWE habe derzeit zwar kein Konzept dafür in der Tasche, verfüge aber über hervorragende Techniker und Planer. Letztendlich müsse eine Entscheidung auf Bundesebene getroffen werden. 2030 würde auch zu „erheblichem zusätzlichem Personalabbau“ führen.