Landtagskandidat Marcel Knuppertz (SPD) aus Korschenbroich Bildungspolitik ist sein Steckenpferd
Korschenbroich · Marcel Knuppertz kandidiert bei der Landtagswahl für die SPD. Bildungspolitik ist ein Schwerpunkt des Lehrers. Er fordert Verlässlichkeit für die Schulen. Und klagt, dass zu viele Kinder in der Pandemie zurückgelassen wurden.
Am 15. Mai wirft Marcel Knuppertz aus Korschenbroich als SPD-Landtagskandidat seinen Hut in den Ring. Besser gesagt: sein Käppi. Denn dieses ist das Markenzeichen des 29-jährigen Lehrers. Auch auf den Wahlplakaten sieht man ihn nur mit Käppi. „Wir hatten länger darüber diskutiert“, gibt er zu. „Dann aber entschieden: Mit Käppi ist authentisch, so sieht man mich. Das bin ich“, so Knuppertz, der im Wahlkreis 47 Rhein-Kreis Neuss III – dazu zählen Korschenbroich, Kaarst, Meerbusch und Teile Jüchens – kandidiert.
Mehr als ein äußeres Erkennungszeichen, das den bereits etwas schütteren Haarwuchs kaschiert und das er übrigens nie im Unterricht trägt, sei das Käppi aber nicht. Vor allem möchte Knuppertz mit seinen politischen Ideen wahrgenommen werden. „Bildungspolitik ist mein absoluter Schwerpunkt“, sagt er und erklärt weiter, dass er die vergangenen zwei Corona-Jahre unter Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) als „Vollkatastrophe“ wahrgenommen habe. „So wie viele meiner Kollegen auch.“
Bildungspolitik Gebauers
sei eine „Vollkatastrophe“
„Es war ein ständiger Zick-zack-Kurs der Ministerin“, kritisiert Knuppertz. „Zuletzt noch das Hin und Her, ob in der Schule Masken getragen werden sollen oder nicht“, nennt er als ein Beispiel. Auch sei es ein Unding, dass die Ministerin während der schlimmsten Corona-Phasen in der Regel frühestens freitagnachmittags ihre Mails an die Schulen verschickt habe. „Schulen brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit“, sagt er.
„Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist, wenn wir Kinder verlieren.“ Gerade in der Pandemie seien schon zu viele Kinder zurückgelassen worden. „Wir haben zahlreiche Schüler allein deswegen verloren, weil sie kaum Möglichkeiten hatten, während der Pandemie digital zu lernen“, kritisiert er. Dass es keine digitale Lernmittelfreiheit gebe, kann Knuppertz nicht nachvollziehen.
Zudem setzt er auf Familienzentren, die an die Offenen Ganztagsschulen angedockt werden. Diese sollen Familien beim Übergang zwischen den Bildungsformen unterstützen und Brücken bauen zu Angeboten der Jugendhilfe. „Das ist ebenso eine Forderung der NRW-SPD wie die Ausbildungsplatzgarantie.“
Knuppertz ist Lehrer an der Theo-Hespers-Gesamtschule in Mönchengladbach und zudem als StuBo tätig – so werden die Koordinatoren für die Studien- und Berufsorientierung der Schüler bezeichnet. Er macht Potenzialanalysen mit seinen Schülern, besucht sie bei ihren Praktika, hilft beim Schreiben von Bewerbungen. Daher weiß er: „Ich kenne Schüler, die große Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu finden.“
Nach inzwischen fünf Jahren als Lehrer wisse er genau, wo es im Bildungssystem hapert. „Vor allem ist es dieses ungerechte System, auf das ich einen Riesenhals habe.“ Allein die Ausstattung von Schulen sei extrem unterschiedlich. Ihm sei bewusst, dass die Kommunen dafür zuständig seien. „Aber da kann auch das Land eingreifen“, sagt er. Sind Kommunen klamm, könne man das den Schulen schnell anmerken.
Ähnlich sei es beim Thema Lehrermangel: „Wo die Bezahlung besser ist, gibt es selten zu wenig Lehrer.“ Deshalb empfinde er die unterschiedlichen Gehälter an der Sekundarstufe I – das betrifft Schulstufen bis zur mittlereren Bildung – und der Sekundarstufe II als ungerecht. „Da sind andere Länder deutlich weiter als NRW.“
Dass er in seinem Wahlkreis gegen Lutz Lienenkämper, seit 2005 CDU-Landtagsabgeordneter und seit 2017 NRW-Finanzminister, antritt, verunsichere ihn nicht, sagt Knuppertz. „Ich schätze ihn und wir gehen respektvoll miteinander um. Aber politisch haben wir eben fundamental unterschiedliche Ansichten.“ Er habe Lust auf die Auseinandersetzung, das Werben um die besten Ideen. Das betreffe auch sein zweites großes politisches Steckenpferd – die Umweltpolitik. „Diese sehe ich aber grundsätzlich in Verbindung mit der Wirtschaftspolitik“, sagt er. „Umwelt geht nicht ohne Wirtschaft. Das gilt ebenso umgekehrt.“