Sanierung Goldener Glanz für historische Turmuhr am Landgericht
Krefeld · Die Maßnahme ist Teil eines größeren Instandsetzungsprojekts an dem Gerichtsgebäude.
Bewacht von vier großen Steinadlern thront in 42 Metern Höhe die große Turmuhr am Landgericht Krefeld. Der große, quadratische Turm am Nordwall hebt sich deutlich sichtbar von den beiden Gerichtsgebäuden ab, die Amts- und Landgericht ineinander vereinen.
Von dort oben kann man seinen Blick weit über Krefeld schweifen lassen, viel Grün, aber auch Krefelds typische Kirchtürme und beispielsweise das Kesselhaus im Mies van der Rohe Business-Park sind zu sehen. Knapp hundert Jahre lang hat die Uhr den Krefeldern die Uhrzeit angezeigt, auch in Kriegszeiten, Wind und Wetter getrotzt. Das hat seine Spuren hinterlassen. Bei den regelmäßigen Wartungsarbeiten ist aufgefallen, dass einige Stellen der vier Ziffernblätter verrostet sind, die goldenen Zeiger haben ihre Farbe verloren. Jetzt soll die Uhr wieder zu ihrem alten Glanz zurückfinden. Dafür startet der Bau und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW ein großes Sanierungsprojekt. Am Montag wurden die Ziffernblätter demontiert.
Ein Ziffernblatt wiegt
ungefähr 250 Kilogramm
Keine leichte Aufgabe in dieser schwindelerregenden Höhe, sagt auch Projektleiter Marc Ghesla. Der genaue Zustand der Uhr bleibt für die Arbeiter erst mal eine Überraschung: „Da kann man nicht einfach eine Leiter anlehnen und gucken, wie die Uhr aussieht.“ Hinzu kommt das enorme Gewicht. Rund 250 Kilogramm wiegt allein ein Ziffernblatt, das ist nur mit einem entsprechenden Kran zu schaffen. Dieser parkt im Innenhof des Gerichts. Normalerweise können mit ihm Lasten von bis zu zwei Tonnen bewegt werden, die Turmuhr ist also ein Kinderspiel.
Härter ist das Ganze für die rund zehn Arbeiter, die dort oben auf engstem Raum mit den Arbeiten an der Uhr beschäftigt sind. Bis das erste Ziffernblatt abgenommen werden kann, dauert es einige Stunden. Zunächst müssen entsprechende Baugerüste aufgebaut und Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. „Auch für uns ist das keine Routinearbeit, das macht man nicht jeden Tag. Daher macht es Spaß, mal aus dem Arbeitsalltag auszubrechen“, sagt Ghesla.
Da die Sanierung von Turmuhren eine sehr spezielle Nische darstellt, wurde eine Fachfirma aus der Nähe von Pforzheim mit den Arbeiten betraut. Das Familienunternehmen repariert und saniert schon seit 1860 Uhren jeder Art. Weil die Uhr unter Denkmalschutz steht, müssen die Arbeiten besonders vorsichtig und sorgfältig durchgeführt werden. Das Wetter spielt den Arbeitern allerdings in die Hände: Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein zeigt die Uhr sich noch mal von ihrer besten Seite. Während die Arbeiter langsam die Schrauben des ersten Ziffernblattes lösen, entspannt der Kranfahrer in knapp 35 Metern Höhe in seiner Kabine und beobachtet die Arbeiten.
Die zwei Glocken, die oben hängen und eigentlich zu jeder vollen Stunde läuten, wurden vorsichtshalber abgestellt, um die Arbeiter nicht zu erschrecken. Dann geht es plötzlich schnell: Das Ziffernblatt ist gelöst und mit Hilfe des Krans wird es einmal über den Turm bis auf den bereitstehenden Wagen gehoben, der im Innenhof wartet. Dabei gleitet das Ziffernblatt wie schwerelos durch die Luft, fast wie bei einer Trapez-Nummer im Zirkus. Es fehlt nur noch der Artist, der daran hängt. Auf dem Wagen können die Spezialisten dann zum ersten Mal einen genauen Blick auf das alte Ziffernblatt werfen, da das zuvor in solcher Höhe nicht möglich war: Es ist von Rostflecken übersät, die goldene Farbe kaum noch zu erkennen.
Im September soll die Uhr
wieder funktionstüchtig sein
Eine genauere Analyse wird dann in der Werkstatt der Firma durchgeführt. „Dort soll dann möglichst der Ursprungszustand der Uhr wiederhergestellt werden“, erklärt Ghesla. Zeiger und Ziffernblatt werden aufgearbeitet und neu lackiert. Gleichzeitig wird das Uhrwerk im Turm modernisiert. Das funktionierte bisher rein mechanisch, ist sehr wartungsaufwendig. Jetzt bekommt jedes Ziffernblatt ein eigenes funkgesteuertes Laufwerk. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen stimmt so die Uhrzeit immer auf die Sekunde genau, zum anderen bleiben so nicht gleich alle Zeiger stehen, wenn eine Uhr mal ausfällt. Im September sollen die Arbeiten beendet sein. Dann treffen sich alle Arbeiter wieder auf dem Gerichtsturm, um die vier Ziffernblätter anzubringen, die dann in strahlendem Gold glänzen. „Wir erhoffen uns ein deutlich besseres Erscheinungsbild“, berichtet Ghesla.
Auch die Säulen am Preußenring wurden gereinigt
Die Arbeiten an der Turmuhr sind Teil eines größeren Sanierungsprojekts an dem historischen Gerichtsgebäude. Auch der Kuppelbau am Preußenring ist von einem Baugerüst verdeckt, denn hier wurden die großen Säulen vom Schmutz der letzten Jahre gereinigt. Aus den „Schwarzen Säulen“ sind nun wieder strahlend weiße Säulen geworden. Im Anschluss werden an der Fassade noch Natursteinarbeiten durchgeführt. „Ziel ist es, den Charakter des Gebäudes zu erhalten“, erklärt Victoria Müller vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW.