Landgericht Krefeld 20-jähriger Angeklagter hörte Stimmen in seinem Kopf

Krefeld. „Ich habe viele Sachen gemacht, nur wegen der Stimmen“, sagte ein 20-Jähriger vor der 1. Großen Strafkammer am Landgericht. Diese Stimmen seien es auch gewesen, die ihn dazu gebracht hätten, im Juni 2015 zwei Mädchen und eine junge Frau in der Nähe des Moritzplatzes anzusprechen, zu umarmen und unsittlich zu berühren.

Zuerst machte er das bei zwei Schülerinnen im Alter von zwölf und 13 Jahren. Die flohen aber in einen nahe gelegenen Kiosk.

Der Krefelder ging daraufhin zu einer seinerzeit 19-Jährigen und belästigte auch sie. Selbst durch eine Ohrfeige ließ er sich nicht davon abbringen. Erst als ein Mitarbeiter der Trinkhalle heraus kam, ergriff der Mann die Flucht. Die Strafkammer entschied am Montag, dass der Beschuldigte wegen dieser Übergriffe zwar nicht direkt in eine geschlossene Psychiatrie müsse, setzte diese Unterbringung aber zur Bewährung aus. Drei Jahre lang muss er sich straffrei führen. Außerdem wurde er für fünf Jahre einer Führungsaufsicht unterstellt.

Im Prozess hatte ein psychiatrischer Gutachter dem jungen Mann eine schizophrene Psychose diagnostiziert. Diese Krankheit habe wahrscheinlich auch dafür gesorgt, dass seine Einsichtsfähigkeit in das Unrecht seiner Übergriffe zur Tatzeit aufgehoben gewesen sei. Sexualisierendes Verhalten gehöre beim Beschuldigten zu den Symptomen seiner Psychose, so der Psychiater. Wenn sie ausbreche, könne das wieder passieren.

Allerdings gab der Arzt auch zu bedenken, dass schwerere Taten möglich, aber relativ unwahrscheinlich seien. Denn das war die erste und einzige Tat des Beschuldigten mit sexuellem Hintergrund. Auch andere schwere Gewaltdelikte würden nicht vorliegen. Problematisch sei allerdings, dass er wenig Kooperation und eine schlechte Eigeninitiative bei der Behandlung seiner Krankheit zeige. Das dürfte einer der Gründe für die lange Führungsaufsicht sein.

Der Beschuldigte gab die Übergriffe zu. Er wisse nicht, was er sich dabei gedacht habe. Auch täten ihm die Vorfälle leid. Inzwischen nehme er Medikamente gegen die Stimmen ein. „Sie sind jetzt sehr leise geworden.“ sp