46-Jähriger flieht ins Kirchenasyl
Adnan C. hält sich in St. Anna auf. Nach Jahrzehnten in Deutschland soll er nicht mehr geduldet werden.
Krefeld. Adnan C. (voller Name ist der Redaktion bekannt) hat sich in die Obhut der Kirche geflüchtet. Seit Donnerstag hat der 46-Jährige von der Gemeinde St. Anna im Inrath Kirchenasyl erhalten. Seither hält er sich auf dem Gelände der Kirche auf. Wie lange, weiß niemand. Das Gotteshaus an der Inrather Straße gehört zum Gemeindeverbund der Pfarre Heiligste Dreifaltigkeit (siehe Kasten).
Gemeindereferent Jochen Pesch von St. Anna wollte sich auf Anfrage der WZ derzeit nicht zum Fall und zur Person von Adnan C. äußern. In den nächsten Tagen wollen die Verantwortlichen der Kirche in einem Pressegespräch die Öffentlichkeit informieren. Adnan C. hat den Weg in die Kirche aus äußerster Verzweiflung gesucht. Wie der Leiter des Fachbereichs Ordnung der Stadt, Georg Lieser, bestätigt, sollte Adnan C. in diesen Tagen in die Türkei abgeschoben werden. Er stand auf der Abschiebeliste ganz oben, und seine Festnahme und Abschiebung sollte gestern Morgen erfolgen.
Allerdings bestreitet Adnan C. seine Herkunft aus der Türkei. Vielmehr sei er libanesischer Staatsbürger. Für den Libanon aber hat das Berliner Auswärtige Amt eine Teilreisewarnung wegen möglicher „bewaffneter Konflikte“ herausgegeben. Zudem ist bekannt, dass der Libanon grundsätzlich keine Abschiebehäftlinge, auch nicht solche mit ihrer Staatsbürgerschaft, aufnimmt.
Adnan C. und die Kirchengemeinde im „Inrather Dom“ wollen nun eine übergeordnete Petitionsstelle anrufen, um seine weitere Duldung in Krefeld zu erreichen. In diesem Aufenthaltsstatus lebt er seit Jahrzehnten in Deutschland. Seine Kinder sind hier geboren und aufgewachsen. Seitens der Verwaltung wird seinem Sohn das Prädikat „anerkannt gut integriert“ zuerkannt. Allerdings droht die Ausländerbehörde dem Sohn damit, dass sich das Verhalten seines Vaters auch zu seinen Lasten auswirken könne. Die Kinder blieben demnach in ihrem unsicheren Aufenthaltsstatus.
Der Fall Adnan C. war einer der anonymen Fälle, die Mitglieder der Ausländerrechtlichen Beratungskommission (ABK) kürzlich in einem Pressegespräch (die WZ berichtete) als besonderen Härtefall vorgestellt hatten. Die ehrenamtlichen Mitglieder der Kommission haben aufgrund der mangelnden Bereitschaft der Ausländerbehörde, gesetzliche Ermessensspielräume zu nutzen, ihre Arbeit vorübergehend eingestellt. Kommissionsvorsitzende Angelika Kleinschmidt (Caritas): „Es hat keinen Sinn mehr, so weiterzumachen. Wir behandeln derzeit keine weiteren Fälle, weil wir dazu niemand ruhigen Gewissens raten können.“ Die ABK tagte gestern aufgrund der Dringlichkeit des Falls Adnan C. erneut ohne Vertreter der Verwaltung.
Ordnungsamtschef Georg Lieser will derzeit nichts unternehmen. Allerdings gelte das nur für den Bereich der Kirche St. Anna. Lieser: „Sobald er sich im öffentlichen Raum bewegt, nehmen wir ihn fest.“ Der Chef der Ausländerbehörde wollte aber vor dem Hintergrund der steigenden Zahl von Kirchenasylen in Deutschland nicht ausschließen, dass dem vom Landesinnenministerium strengere Kriterien entgegengesetzt werden. Lieser: „Dann wäre auch eine Festnahme im Bereich der Kirche möglich.“