Corona-Krise Ab 2. November wird Krefeld heruntergefahren

Krefeld · Restaurants und Kneipen sollen ab 2. November wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios, Theater und Kinos. Was das vor Ort bedeutet.

Ein Bild mit Symbolcharakter: Die Stühle in den Restaurants müssen wieder auf die Tische gestellt werden.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Zahl der Neuinfektionen ist in Krefeld auch am Mittwoch wieder angestiegen, wenn auch etwas langsamer als in den Tagen zuvor. 32 neue Covid-19-Fälle hat das Gesundheitsamt registriert, insgesamt sind es nun seit März 1608; die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun bei 142. 18 Corona-Patienten aus Krefeld liegen im Krankenhaus, sechs davon müssen intensivmedizinsich betreut werden.

Dass angesichts dieser Entwicklung Bundes- und Länderregierungen einschneidend reagieren würden, war klar. Gespannt verfolgten deshalb am Mittwoch auch viele Krefelder, was da über den Tag so in Sachen „Zweiter Lockdown“ aus Berlin durchsickerte. Viele direkt betroffene Unternehmer, Sportvereine, Kultureinrichtungen bangten und hofften zugleich, dass sie vielleicht doch nicht schließen müssen ab dem kommenden Montag. Dann aber war klar: Restaurants und Kneipen sollen ab 2. November wieder schließen, genauso wie Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo- und Fitnessstudios, Theater und Kinos.

Gastgewerbe

Schon im Vorfeld der Schalte mit Kanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten hatte sich die Spitze des Hotel- und Gaststättenverbandes NRW (Dehoga) mit einem dringenden Appell an Ministerpräsident Laschet gewandt, Überschrift: „Wir sind Teil der Lösung, nicht des Problems! Deshalb kein Lockdown – weder light, rechtlich, faktisch“. Doch das stieß auf taube Ohren.

Toni Arabatzis, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Krefeld, sprach nach den Beschlüssen aus Berlin von einer „gedrückten Stimmung“, auch wenn die Beschlüsse im Prinzip erwartbar gewesen seien. Die von Finanzminister Olaf Scholz vorgeschlagenen finanzielle Kompensation für  Betriebe, sei dies aber eine „akzeptable Lösung“. Damit könnten die Betriebe „knapp über der Wasserlinie“ gehalten werden. Allerdings müsse es auch Hilfe für neue Betriebe geben. Er geht davon aus, dass der überwiegende Teil der Mitarbeiter nun in Kurzarbeit gehe.

Kultur

Die Sprecherin des Theaters Krefeld und Mönchengladbach erklärte, das Theater werde sich an die jeweils gültige Coronaschutzverordnung des Landes halten und erst nach Vorliegen reagieren und sich äußern. Man plane, solange man dürfe, zu spielen. Robin Lotze von der Kufa zeigte sich angesichts steigender Zahlen nicht überrascht von den Entscheidungen. „Es ist für die Branche aber eine Katastrophe“, sagt er, doch die Kulturfabrik als Verein könne noch durchhalten, bis zum zweiten Quartal 2021. Aber er betont: Man sei mit guten Hygienekonzepten gerade nicht diejenigen gewesen, die die Pandemie getrieben hätten. 

Fitness-Studios

Tausende Krefelder müssen ab kommender Woche daheim oder im Freien trainieren, wenn die Mucki-Buden wie schon im März schließen müssen. Janine Kreitz von „Ananas Gym“ in Fichtenhain ist trotzdem weniger empört als die Präsidentin des Arbeitgeberverbands deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen, die von einer unzumutbaren Benachteiligung von Menschen, die ganz bewusst und gerade jetzt ihre Immunabwehr stärken wollen und sollen, sprach. Kreitz sagt: „Natürlich muss die Gesundheit Vorrang haben.“ Sie betont allerdings auch, dass bei Ananas Gym die Hygienekonzepte von allen Sportlern akzeptiert worden seien und gut funktioniert hätten, deshalb hat sie wenig Verständnis für eine neuerliche Schließung, „aber wir entscheiden darüber nun mal nicht“.

Friseure

Zumindest die Friseure durften aufatmen, sie können weiter den Kunden die Haare waschen, schneiden, fönen und färben: „Ich bin erleichtert, natürlich“, sagt Demir Derya vom „Soho“ an der Marktstraße: „Es ist extrem wichtig, dass wir geöffnet bleiben, für die Kunden wie für mich und meine Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen“. Die sechs Wochen, in denen auch seine zwei Läden bis Anfang Mai dicht bleiben mussten, „haben wir umsatzmäßig nicht wieder aufholen können, obwohl nach dem ersten Lockdown die Kunden nur so zu uns strömten“.

Einzelhandel

Die Werbegemeinschaft Krefeld hat entschieden, im November und im Dezember keine besonderen Veranstaltungen mehr durchzuführen.

Sport

Auch auf die Freizeit-Sportler kommen Einschränkungen zu. Nicht bei allen stößt das auf Verständnis. „Eine erneutes Aussetzten des Trainings- und Spielbetriebes wäre für das gesamte Eishockey eine Katastrophe und könnte zu einem Ausfall der kompletten Saison führen. Da es für gemeinnützige Vereine bis heute keine staatlichen Hilfen gibt, kann das für viele Vereine das Ende bedeuten“, sagt Elmar Schmitz, Vorstandsmitglied beim KEV81. Er schätzt, dass tausende Kinder und Jugendliche dem Eishockeysport verloren gehen würden.

Auch Klaus Schroers, Abteilungsleiter der Fußballabteilung beim CSV Marathon Krefeld, sagt: „Besonders hart wird es die Kinder und Jugendlichen treffen. Während sich Erwachsene doch noch ganz gut anders ablenken können, verfallen die Jüngeren doch recht schnell wieder der Playstation.“

Andreas Stattrop, Vorsitzender des FC Traar, zeigt Einsicht für eine mögliche Unterbrechung des Spielbetriebs. „Sobald es Verdachtsfälle gibt, müssen die Spiele ausfallen. Doch wann sollen die eigentlich noch alle nachgeholt werden? Ich fände es gut, wenn das Sportreiben an der frischen Luft weiterhin möglich wäre.“

Gunter Archinger, Vorsitzender des SV Bayer Uerdingen, hält eine komplette Schließung von Sport- und Freizeiteinrichtungen für „nicht differenziert genug“. „Unsere Anlage ist seit Ende Mai wieder geöffnet und wir haben ein gut funktionierendes Hygienekonzept in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt in Krefeld erarbeitet und immer wieder angepasst. Es gibt diverse wissenschaftliche Aussagen, dass unter den Sport- und Freizeitaktivitäten der Schwimmbadbesuch eine der sichersten ist, da Belüftung und Wasserdesinfektion durch Chlor einen guten Schutz bieten. Deshalb nutzen auch viele Mitglieder unser Angebot täglich.“

Auf die drastischen finanziellen Einbrüche weist André Schicks, Geschäftsführer des Handball-Drittligisten HSG Krefeld hin: „Für Sportclubs, wie die HSG Krefeld Niederrhein, können weitere Rückschläge mit Einstellung des Spielbetriebs auch zur Existenzbedrohung werden. Daher hoffen wir natürlich auf eine Fortführung der laufenden Saison und versuchen mit Sorgfalt auch einen erneuten Abbruch einer Spielzeit zu vermeiden.“