Briefmarkenfreunde Als Fichtenhain ein Arbeitslager war
Bis zu 72 000 Gefangene lebten im „Stalag VI J“. Das Gelände hat eine wechselvolle Geschichte — und Poststücke für Sammler hervorgebracht.
Krefeld. Die Briefmarkenfreunde der Sammlergilde Heinrich von Stephan beschäftigten sich jüngst mit einem ganz dunklen Kapitel, den Kriegsgefangenenlagern. Auch in Krefeld gab es von 1940 bis 1945 das. Es hatte seinen Hauptsitz in Fichtenhain. Dort soll es bis zu 72 000 Gefangene gegeben haben, die auf rund 1000 Arbeitskommandos verteilt waren. „Stalag VI J“ war die Bezeichnung des Krefelder Lagers, eine Kategorisierung als Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager.
Der Fischelner Heinz Offermanns (Jahrgang 1940) hat das Kapitel aufbereitet und zeigte seinen Sammlerfreunden zahlreiche Dokumente, darunter viele postalische Kostbarkeiten. Bei der Präsentation wurde klar, dass auch auf diesem Gebiet die Nationalsozialisten mit deutscher Gründlichkeit vorgegangen waren.
Neben den Stalags gab es Olags (Offizierslager) und Ilags (Internierungslager). Sie alle unterstanden den Wehrbereichen, an deren Spitze Heinrich Himmler stand. Bei dem Vortrag von Heinz Offermanns ging es um das Sammelgebiet „Postverkehr“.
Noch 75 Jahre nach den schrecklichen Ereignissen findet ein Sammler Poststücke, die vom ganzen Elend der Kriegsgefangenen zeugen. Die vorgedruckten Karten hatten den Aufdruck „Ich bin gesund, ich bin in der Kriegsgefangenschaft. Meine Anschrift lautet, meine Kriegsgefangenschaft-Nummer ist.“ Dazu Name und Vorname und alles auf deutsch, französisch und englisch.
Diese Karten wurden in zahllosen Listen erfasst und in die Heimatländer verschickt, um damit die Angehörigen zu informieren. Bis ins Kleinste war alles durch perfide Post-Ordnungen geregelt, es gab Stempel und Erkennungsmarken.
In Fichtenhain lebten Gefangene aus neun verschiedenen Ländern, darunter Großbritannien, Frankreich und Rumänien. Sie waren, wenn sie nicht im Lager Aufgaben zu erfüllen hatten, an Firmen und Organisationen zur Arbeitsleistung ausgeliehen.
Das Krefelder Lager hatte insgesamt acht Lagerkommandanten und bestand nach den historischen Unterlagen genau vom 28. Mai 1940 bis zum 28. Mai 1945. Ab Herbst 1944, die Frontlinie kam näher, waren die meisten Gefangenen schon zuerst zu Fuß nach Dorsten geschickt und dann in Richtung Westfalen verlegt worden.
Offermanns zeigte eine Karte, die ein französischer Gefangener nach Hause geschickt hatte: „Wir sind endlich vom Joch der Gefangenschaft befreit. Nach fünf Jahren herrschen unter uns Jubel und Freude.“