Burg Linn An der Tafelrunde im Burghof
Beim Burgfest in Linn sorgen alte Waffen und Kostüme für einen Zeitensprung ins Mittelalter.
Krefeld. Aus dem Salvengewehr knallen die Schüsse. Das verbrannte Pulver riecht, qualmt und hüllt den Burgturm ein, wie Nebel. Am Burgtor hingegen ist ein Feuer ausgebrochen, es brennt lichterloh. Der historische Löschzug kämpft mit den Bürgern gegen die „Flammen“. Glücklicherweise ist das Gewehr nicht mit scharfer Munition geladen und das Feuer am Tor entpuppt sich als Rauchpatrone. Die großen und kleinen Besucher beim Burgfest „Lebendige Geschichte auf Burg Linn“ haben jede Menge Spaß und erfahren bei den Demonstrationen viel übers Leben und Arbeiten im Mittelalter.
Bei den heißen Temperaturen ist die Spritze des Löschzuges sehr willkommen. Frederick Gather ist mit den Kindern Sophia (4) und Jaska (8) bei der Arbeit. Während der Vater die Handpumpe bedient, bis der Schweiß fließt, halten die Kinder den Wasserstrahl auf ein Brett mit aufgemalten lodernden Flammen. „Wir müssen so lange draufhalten, bis es umfällt“, wissen die Kinder. Die Vorrichtung steht im Rosenbeet und hat so doppelten Nutzen. „Das geht in die Arme“, sagt der Vater.
Peter Winkmann, der Vorsitzende des historischen Löschzugs Linn, hat mit seiner Truppe die komplette Ausrüstung von der Leiter bis zum Wagen aufgestellt. „Beim Löschen des Burgtores brauchen wir die Unterstützung der Zuschauer.“ Die greifen gerne zu den Ledereimern und bilden eine Kette. Auf der Brücke wird es dann gefährlich. Die Kinder sorgen sich um die Enten auf dem Burggraben. Doch es kann nichts passieren, es gibt keine scharfe Munition, nur Böller, aber die knallen ordentlich.
Uwe und Pascal Saager lassen es krachen. „Wir haben hier eine Hakenbüchse. Ihr Name kommt vom Haken, mit dem die Waffe gegen den Rückstoß an einer Mauerkante verankert wird.“ Die Zündung der Ladung erfolge üblicherweise mit einer in der Hand gehaltenen Lunte durch ein einfaches Zündloch, berichten sie. Als es nicht auf Anhieb gelingt, mit dem Feuerstein Zunder und Lunte zu entzünden, lachen die Zuschauer. „Wer schneller war, hat überlebt.“ Dann klappt es, die Leute riechen Lunte. Saager: „Das Salvengewehr ist aus dem 15. Jahrhundert und nach Leonardo da Vinci, der allerlei Kriegsgerät konstruierte.“ Auch hier wird die Lunte angelegt und das Schwarzpulver gezündet.
Die Handys werden für Fotos gezückt. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, erklärt Andreas Schlümkes. Die Leute applaudieren. Die Besucher können nicht nur zusehen, sondern auch mitmachen. Beispielsweise beim Ringwerfen oder beim Wickinger-Holzspiel der Hirtengruppe.
„Hier gilt es, mit einem Stück Holz ein einige Meter weiter entfernt im Rasen steckendes Holzstück, zu treffen“, erklärt Monika Blümel, Sprecherin der Hirtengruppe. Derweil grasen die Schafe Hanni und Nanni mit ihrem Nachwuchs im Schatten. Ziege Julchen strolcht an der Leine der Sprecherin übers Gelände. Im Burghof duftet es aus der Küche: Hier gibt es leckere Lauchsuppe. Die Damen der Gräfin von Kleve lassen es sich schmecken. Sie sind in den langen mit Perlen bestickten Samtkleidern an diesem Tag nicht zu beneiden.
Doch sie nehmen es gelassen. Derweil ziehen die Königsgrenadiere, auf. Im Jagdschloss können sich die Besucher ins 19. Jahrhundert versetzen lassen. Die Biedermeier-Gruppe hat einen ganzen Berg Kleidungsstücke und Accessoires aus der Zeit bereit gelegt. Wer mag, kann sich darin fotografieren lassen. Jennifer und Jamie Lee (5) Klemens und Marvin Aurich probieren es aus. „Es ist schön, fürs Familienfoto in eine andere Zeit einzutauchen.“