Stellenabbau Angst in Uerdingen: 300 Job sollen bei Siemens wegfallen
300 Stellen fallen weg, unsere Zeitung zitiert aus einem internen Schreiben an die Mitarbeiter. Betriebsrat und IG Metall beraten.
Krefeld. Das ist ein Schlag. Siemens streicht deutschlandweit 2700 Stellen, betroffen sind vor allem der IT-Bereich und die Zugsparte. Im Krefelder Werk fallen 300 Stellen weg. Die Gewerkschaft spricht von einem Schock, es ist zu hören, dass die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden sind. Und zwar per ganz profaner Pressemitteilung. Sprechen wird die Geschäftsführung des Weltkonzerns erst am Freitag mit den 2500 Beschäftigten in Krefeld.
Dafür gibt es ein internes Schreiben an die Belegschaft, das der WZ vorliegt und das höflich mit „Ihre Sabrina Soussan“ unterzeichnet ist. Darin spricht die Geschäftsführerin von einer „unerfreulichen Nachricht“, mit der sie sich an die Mitarbeiter wende. Sie meint „den Abbau von 300 Arbeitsplätzen in Krefeld“. Grund sei vor allem der stark gestiegene Druck durch die Mitbewerber. Man habe in den vergangenen Quartalen mehrere wichtige Ausschreibungen verloren. „Wegen unseres Preises, der zu hoch war. Wir haben bereits Maßnahmen eingeleitet, um die Kosten zu reduzieren — etwa Design-to-cost-Programme, die Internationalisierung unseres Einkaufs, sowie die Optimierung aller Prozesse. Leider reichen diese Aktivitäten nicht aus, um die Kosten so weit zu senken, dass wir damit mindestens auf das Kostenniveau unserer Wettbewerber kommen.“ Viele davon würden in Niedriglohnländern produzieren. Auch Siemens setze künftig auf Fremdvergabe.
Soussan charakterisiert den Arbeitsplatzabbau als letzte Ausfahrt und plädiert für einen fairen Umgang miteinander. „Morgen werden Herr Semsek und ich die Mitarbeiter in Krefeld in einer außerordentlichen Informationsveranstaltung persönlich über die geplante Maßnahme informieren.“ Sie stehe dafür ein, dass „wir die anstehenden Maßnahmen im Sinne der Absicherung des langfristigen und nachhaltigen Erfolgs unserer Business Unit und von Siemens insgesamt umsetzen werden“.
IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Bernd Börgers zeigt sich überrascht. „Das Krefelder Werk wurde immer als Perle bezeichnet, jetzt soll der Chinese plötzlich derart den Markt beherrschen, dass so viele qualifizierte Arbeiter hier ihren Job verlieren müssen“, sagt Bernd Börgers. Mit den Bombardier-Plänen habe das seiner Einschätzung nach erstmal nichts zu tun. „Vielleicht im zweiten Step. Ich persönlich glaube, man möchte sich aus Deutschland entfernen, um im Ostblock produzieren zu können.“
In einer offiziellen Mitteilung der IG Metall heißt es: „Jedes Jahr das gleiche Spiel. Statt langfristige, innovative Lösungsansätze für Standorte vorzulegen, dreht das Management wieder einmal nur an der Personalkostenschraube. Warum Personalabbau an einem hoch effizienten Standort, der noch dazu einen sehr geringen Personalkostenanteil hat, Siemens nach vorne bringen soll, erschließt sich nicht. Bis jetzt wirkt das alles wie ein typischer Siemens-Schnellschuss, nicht durchdacht.“
Am Montagmorgen kommen Betriebsrat, Vertrauensleute und Gewerkschaft zusammen, um zu beraten, wie es weitergehen soll. Dem Vernehmen nach muss Siemens mit erbittertem Widerstand rechnen. Bei Betriebsratschef Heinz Spörk ist die Anspannung spürbar, er blockt alle Anfragen souverän ab.