Ausländeramt: 368 Mal vergeblich angerufen
Für nichteuropäische Krefelder kann selbst die Urlaubsplanung zurzeit zum Abenteuer werden. Die Wartezeiten bei der Behörde sind drastisch lang.
Krefeld. Für den gemeinen Bürger der Europäischen Union ist der Urlaubsflug etwa in die Türkei einfach: Ticket kaufen, Hotel buchen, Personalausweis oder Reisepass einstecken, schon kann‘s losgehen. Für Ali Karaca (42), Mehmet Yildiz (46), Recep Altinpinar (36) oder Sami Savan (22) ist es nicht so einfach, in die Heimat ihrer Vorfahren zu reisen. Sie brauchen beispielsweise von der Ausländerbehörde Bestätigungen für ihren derzeitigen Aufenthaltsstatus in Krefeld.
Die vier Männer und eine Reihe weiterer, die mit Blick auf eventuelle Nachteile durch die Ausländerbehörde anonym bleiben möchten, stehen stellvertretend für zahlreiche Familien in Krefeld. Sie werden ihre Urlaubspläne in den Sommerferien wohl nicht wie geplant umsetzen können. Grund sind die in diesem Jahr besonders krassen Unterbesetzungen in der Ausländerabteilung des Fachbereichs Ordnung.
„Es dauert Wochen, bis wir überhaupt einen Termin dort bekommen“, sagt Ali Karaca. Danach müsse noch mit weiteren sechs bis acht Wochen Bearbeitung gerechnet werden. Besonders schwer sei es, berichtet ein weiterer Betroffener, telefonisch Kontakt mit der Behörde aufzunehmen. Von über 368 vergeblichen Versuchen berichtet ein anderer. „Ich habe eine Strichliste geführt.“
Georg Lieser, Leiter des Ordnungsamtes, bestätigt das indirekt im Beschwerdeausschuss, in dem es um ähnlich gelagerte Fälle geht. „Dort, wo eigentlich sechseinhalb Planstellen vorgesehen sind, arbeitet derzeit ein einziger Sachbearbeiter.“ Stadtdirektorin Beate Zielke räumt ein, dass die Wartefristen teilweise „drastisch lang“ seien. Einer personellen Aufstockung aber stünde ein ablehnender Beschluss der Mehrheit des Rates vom Dezember entgegen. Beide versprechen punktuelle Erleichterungen durch überarbeitete Internet-Formulare und eine Überprüfung der telefonischen Erreichbarkeit.
Wenig tröstlich für die türkischstämmige Gruppe, die im Büro der Union der türkischen und islamischen Union an der Carl-Wilhelm-Straße darüber spricht, wie man die Situation verbessern könnte. „Wir wollen einfach nur menschlich behandelt werden“, meint Ali Karaca. Dazu gehörten u.a. erträgliche Wartezeiten und Sitzgelegenheiten vor den Amtsstuben. Von bis zu drei Stunden Wartezeit in der Abteilung berichtet einer der Männer, der in der Nachtschicht arbeitet.