Ausstellung: Der Armut ins Gesicht sehen
Fotos und Texte von Hartz- IV-Betroffenen sind bis 26. April in der VHS zu sehen.
Krefeld. „Es gibt für mich kein planbares Morgen“, sagt Anke, Jahrgang 1981. Günther Jahrgang 1957, wünscht sich mehr Hilfe. „Für die meisten sind wir der letzte Dreck“, findet Norbert, Jahrgang 1962. Anke, Günther und Norbert sind Hartz-IV-Empfänger. Und sie sind Teil einer Ausstellung mit dem Titel „face to face — Gesichter & Geschichten & Hartz IV“, die bis 26. April in der Volkshochschule zu sehen ist.
Die Wanderausstellung ist in Kreativ-Seminaren des Nell-Breuning-Hauses in Herzogenrath entstanden. Unter professioneller Begleitung einer Foto-Künstlerin haben Langzeitarbeitslose die Fotos und Texte erarbeitet. Nach Krefeld wurde die Schau von verschiedenen katholischen Verbänden geholt. Sie steht unter dem Motto: „Armut macht krank — auch in Krefeld“.
Ohne Klischees zu bedienen oder Voyeurismus zu befriedigen, zeigen die Fotos „ganz normale Menschen, wie du und ich“ — unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Herkunft. Sie eint das Schicksal, Hartz-IV-Empfänger zu sein. Was das für sie bedeutet, schildern sie in kurzen, zum Teil sehr eindringlichen Texten.
Genau darauf sind Lothar Zimmermann und Christoph Zettner bei der Eröffnung der Ausstellung eingegangen. Der Vorsitzende des Katholikenrates und der Pfarrer betonten, dass Armut eine Folge von gesellschaftlichen Prozessen ist, die jeden treffen kann. Und sie betonten den Zusammenhang von Armut und Krankheit. Wohlhabende Männer haben eine um zehn Jahre höhere Lebenserwartung als arme Männer, sagte Zimmermann.
Pfarrer Zettner bezog sich auf den Ausstellungstitel — von Antlitz zu Antlitz, ein zutiefst biblisches Bild, wie er hervorhob. „Wenn Gott sein Antlitz von uns abwendet, müssen wir sterben. Deshalb ist unser christlicher Auftrag, diesen Menschen ins Gesicht zu schauen, damit sie in Würde leben können.“