A57 im Fokus Autobahn 57 – Staufalle, Nadelöhr und Hauptschlagader

Krefeld · Die A57 ist Krefelds wohl wichtigste Verkehrsverbindung. Wir haben ihr eine ganze Ausgabe gewidmet.

Über fast 17 Kilometer zieht sich die A57 zwischen den Kreuzen Meerbusch und Moers durch Krefeld. Im Hintergrund die Geismühle.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Hauptschlagader und Nadelöhr. Trans-Niederrhein-Magistrale und Wirtschaftsautobahn. Staufalle und Unglücksort. Die A57 hat viele Namen, viele Bezeichnungen. Für die Stadt Krefeld ist sie Fluch und Segen zugleich. Die Anwohner der Trasse quer durch die Stadt werden von Lärm und Abgasen belastet. Zugleich ist die Autobahn aber auch ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor und die schnellste Verbindung ins Ruhrgebiet, in Richtung Köln und Düsseldorf, in die Niederlande.

Wobei: So richtig schnell geht es auf dieser Schnellstraße, die zwischen dem Kreuz Meerbusch und dem Kreuz Moers knapp 17 Kilometer lang ist, häufig nicht. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die A57 nicht mit ellenlangen Staus in den Verkehrsnachrichten auftaucht. Nach Auskunft der Planer von Straßen NRW gehört sie zu den stauträchtigsten Autobahnen in Nordrhein-Westfalen überhaupt.

Das ist kein Wunder, denn allein über den Abschnitt zwischen Meerbusch und Oppum rollen Tag für Tag 90 000 Fahrzeuge – Tendenz steigend. Damit sei die bislang vierspurige Autobahn „total überlastet“, sagte vor einigen Wochen Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Denn die Kapazitätsgrenze liege hier nur bei nur 70 000 Autos.

Der Mann aus Berlin war in Krefeld, um am symbolischen ersten Spatenstich für eine Verbreiterung der A57 von vier auf sechs Spuren teilzunehmen. Bisher endet der Ausbau am Kreuz Meerbusch. Jahrelang werden die Arbeiten, die im Bereich Krefeld in drei Abschnitte aufgeteilt sind, dauern und nochmals für weitere Belastungen, weitere Staus sorgen. Der erste Bauabschnitt bis Oppum soll in drei Jahren fertiggestellt sein.

Der Ausbau ist
schon lange überfällig

Zu den Menschen, die jeden Tag auf der A57 unterwegs sind, gehört Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. „Sie hat eine riesengroße Bedeutung für die Wirtschaft in der Region“, betont er. Auch er selbst steht dort gelegentlich im Stau, hofft aber aus einem anderen Grund, dass der Ausbau für eine Entlastung sorgt: „Staus kosten die Wirtschaft viel Geld.“ Denn wenn die Lastwagen stundenlang zwischen Geismühle und Gartenstadt rumstehen, kann damit kein Geld verdient werden.

„Die A57 wird dem wachsenden Verkehrsaufkommen schon lange nicht mehr gerecht. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Mittlerer Niederrhein zu gewährleisten, haben wir uns für den sechsspurigen Ausbau der Autobahn stark gemacht“, erklärte kürzlich auch Silke Hauser, Leiterin des IHK-Bereichs Umwelt, Planen und Bauen.

Krefelds Wirtschaftsförderer Eckhart Preen betont, dass die A57 „extrem wichtig“ für die Stadt ist: Als schnelle Verbindung in die Ballungsräume und die Niederlande sei sie daher auch „in jeder unserer Standortpräsentationen enthalten.“ Der Ausbau sei schon lange überfällig. Die Phase der Bauarbeiten werde aber gleichzeitig „zu einer erheblichen Belastungsprobe – auch für die Wirtschaft und die Mitarbeiter“. Die Unternehmen müssten wegen der zu erwartenden Staus eventuell über Transport-Alternativen wie Schiff und Zug nachdenken. Außerdem seien Arbeitgeber gut beraten, für ihre Mitarbeiter dann flexiblere Arbeitszeiten anzubieten. „Wir machen das in unserem Haus schon.“

Laut Dezernent Thomas Visser ist die Autobahn seit Jahrzehnten für Krefeld eine sehr wichtige Verkehrsader in die Region und darüber hinaus. „Diese hohe Bedeutung wird nicht abnehmen, auch wenn es aus Klimaschutz- und Kapazitätsgründen Anstrengungen gibt, Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu bringen.“ Darüber hinaus sei eine gute Verkehrsanbindung ein wichtiger Standortfaktor für eine Ansiedlungsentscheidung von Menschen und Unternehmen.

Die Autobahn ist
ein alter Hut

Die Autobahn selbst ist dabei ein alter Hut: Ihr Bau geht bis ins Jahr 1954 zurück, als der erste Abschnitt zwischen Holzbüttgen und Neuss-West entstand. 1972 wurde der Krefelder Abschnitt zwischen den Kreuzen Meerbusch und Moers freigegeben. Erst 1986, also mehr als 30 Jahre nach Baubeginn, ist zwischen Hommersum und Kleve das letzte Teilstück fertig geworden. Gut Ding will eben Weile haben. Wobei gesagt werden muss, dass die Planung nicht aus einem Guss erfolgte, sondern Abschnitt für Abschnitt. Erst in den 1960er Jahren kam zum Beispiel die Idee zu einer Anbindung an das niederländische Autobahnnetz auf. Zudem musste viel Land erworben werden – allein für den rund 54 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Krefeld und den Niederlanden waren es etwa 392 Hektar.

Die Schnellstraße der linken Rheinseite hat eine überregionale, europäische Bedeutung. Sie war sogar noch bedeutender geplant. Im Bereich Gartenstadt ist das auf Luftbildern auch nach wie vor gut zu erkennen, denn dort gibt es ein Autobahnkreuz, das nie benötigt wurde: Die A51 von Aachen nach Duisburg sollte hier die A57 kreuzen, doch diese Autobahn wurde nie realisiert. Stattdessen erfolgte nur ein abgespeckter Bau der L473 (Europaring/Charlottenring) als Anbindung zum Duisburger Hafen. Und auch die A524, die in Oppum eine Verbindung zur A57 bekommen sollte, gibt es hier bis heute nicht. Kurios: Bis Ende 2003 hieß der Zubringer dort trotzdem A524.