Landwirtschaft Bauern droht eine schlechte Ernte

Die starken Regenfälle der letzten Zeit haben den Kulturen auf den Feldern zugesetzt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Im Juni ein Gewitterschauer macht das Herz gar froh dem Bauer.“ So heißt es zumindest in einer alten Wetterregel. Dass dies zwar ein schöner Reim ist, nicht aber der Realität entspricht, hat sich in den letzten grauen und regnerischen Wochen für die Bauern in Krefeld gezeigt.

„In zweieinhalb Wochen sind 300 Liter Regen pro Quadratmeter heruntergekommen“, berichtet der Landwirt und Vorsitzende der Ortsbauernschaft Krefeld-Benrad, Heinz-Albert Schmitz. Das ist rund sechsmal mehr als üblich für diese Zeit. Die Pflanzenkulturen auf den Krefelder Feldern freut das wenig, denn zu viel Wasser kann starke Schäden anrichten. „Die Hauptprobleme sind die Staunässe und die Pilzerkrankungen“, erzählt Schmitz.

Der starke Gewitterregen verdichtet den Ackerboden, wodurch es dem festen, durchnässten Boden an Luft fehlt. „Die Pflanzen brauchen einen lockeren Boden“, erklärt der Landwirt. Wenn das nicht gegeben ist, gerate der Nährstoffhaushalt durcheinander. Besonders stark ist dieser Effekt in Kuhlen, Gräben und an allen Stellen, wo das Wasser zusammenfließt und stehenbleibt. An einem Kartoffelfeld von Heinz-Albert Schmitz zeigt es sich ganz deutlich: Da wo der Boden abfällt, sind die Kartoffelpflanzen nur halb so groß wie üblich.

Ein weiterer Feind der Landwirte ist die sogenannte „Phytophthora infestans“ — besser bekannt als „Kraut- und Knollenfäulnis“. Diese Pilzerkrankung befällt erst die Blätter, danach den Stiel und im Endstadium die Knolle der Pflanze. „Die Pilzsporen werden kilometerweit getragen. Wir müssen unsere Pflanzen immer beobachten und bei Bedarf sofort reagieren“, erklärt der Landwirt.

Reagieren heißt in diesem Fall: Spritzen von Fungiziden, die den Pilz töten. Da Pilze die Feuchtigkeit lieben, haben sie sich in der letzten Zeit besonders schnell ausgebreitet. „Normalerweise müssen wir alle acht bis zwölf Tage spritzen, jetzt müssen wir alle fünf bis sieben Tage rausfahren“, klagt Schmitz.

Vor einem Jahr noch hatte die extreme Trockenheit dafür gesorgt, dass vielerorts die Ernte um 50 Prozent eingebrochen war — die Bauern saßen auf dem Trockenen. Nun droht erneut eine schlechte Ernte. Wirklich katastrophal sehen die Krefelder Landwirte die Situation aber nicht. „Ich bin noch optimistisch. Ist ja auch erst Mitte des Jahres. Man muss nun schauen, wie sich das Wetter entwickelt“, erläutert Schmitz.

Optimal ist Sonne, ein wenig Wind und sommerliche Temperaturen. Nur so können sich die Pflanzen und der Boden erholen. Das würde auch die Bauern freuen, die Heu und Gerste ernten möchten. Unter dem Motto „Wir machen Korn“ hat der Rheinische Landwirtschafts-Verband die kommende Ernte thematisiert und damit auch die drohende Hängepartie. „Um die Gerste ernten zu können, muss es sonnig sein. Wenn die Feuchtigkeit zu hoch ist, kann das Getreide nicht gelagert werden“, erklärt Paul-Christian Küskens, Kreislandwirt für Krefeld und Kreis Viersen. Ein einziges Gewächs profitiert jedoch von den Wassermassen: Schmitz’ Nordmanntanne. „Die lieben dieses Wetter. Da kann man sich wenigstens auf kräftige Weihnachtsbäume freuen.“

Schlimmer als in Krefeld sei die Lage in den Nachbargebieten. „Richtig hart hat es die Bauern getroffen, bei denen es Hagel oder Überschwemmungen gab“, berichtet Schmitz.

Dadurch sei das Blattwerk bis auf sein Gerippe total zerstört worden. Den Landwirten, denen sowas passiert, wünsche er eine gute Versicherung. „Auch eine Versicherung kostet natürlich Geld. Aber in Zeiten wie diesen macht sie Sinn. Es kommt natürlich auf die Risikofreudigkeit des einzelnen Landwirts an“, sagt Heinz-Albert Schmitz.

Dass in den letzten Wochen so viel Regen gefallen ist, wie sonst in einem halben Jahr, macht sich im Moment schon bemerkbar: Die Erdbeerernte fällt eher dürftig aus und sorgt für leere Erdbeerstände. Der ein oder andere Acker ist so feucht, dass man ihn wegen des Schlamms kaum befahren kann. Ob Verbraucher jedoch langfristig etwas von den Ernteverlusten spüren werden, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Die Schäden sind sehr regionsabhängig.