Klima- und Artenschutz Begrünte Wartehäuschen für bessere Luft und Insekten

Krefeld · Utrechts Beitrag zum Klima- und Artenschutz findet viel Beachtung. Grüne wünschen sich das auch für Krefeld.

Eine Bushaltestelle in Utrecht mit grünem Dach.

Foto: Utrecht/Gemeente Utrecht

Utrecht hat sie, Berlin, Bonn und Leipzig planen sie: Begrünte Wartehäuschen für Klima- und Artenschutz. Mehr als 300 Bushaltestellen für Bienen, Hummeln und Co. hat die niederländische Stadt mit Sedum (auch Fetthenne genannt) bepflanzt, um aktiv etwas für die Artenvielfalt zu tun. Gleichzeitig ist das aber auch ein Baustein für wichtige Stadtplanung. „Die Dächer helfen dabei, Feinstaub abzufangen und Regenwasser zu speichern, und sie sorgen für Abkühlung bei Hitze“, zitiert der Bonner General-Anzeiger Utrechts Beigeordneten Kees Diepeveen in einem entsprechenden Artikel (bit.ly/2luiHAt). Auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen soll die Krefelder Verwaltung prüfen, ob auch die hiesigen Wartehäuschen begrünt werden können.

In der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse Bauen, Wohnen und Mobilität sowie Sport und Bezirksvertretung Ost am Mittwoch ab 17 Uhr im Saal 1 der SWK Krefeld an der St. Töniser Straße 124 steht das Thema auf der Tagesordnung. „Ein Großteil der Mobilität unserer Stadt wird künftig durch Bus und Bahn gewährleistet werden müssen. Umso wichtiger erscheint es daher, die Attraktivität und die Annehmlichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs zu steigern“, begründet Grünen-Ratsfrau Ana Sanz Sanz den Vorstoß.

Es gibt noch keine Bepflanzungskonzepte

Auf eine erste Nachfrage bei der SWK antwortet der stellvertretende Pressesprecher Michael Paßon: „Fast alle Wartehäuschen gehören der Firma Ströer.“ Ein Gespräch mit Ströer-Geschäftsführerin Ute Buschmann führt einen Schritt weiter. „Wir sind immer offen für alles, wenn ein Vertragspartner sagt, dass er sich das vorstellen kann“. Und damit ist wieder die SWK am Zug.

Die Begrünung der Wartehäuschen in Utrecht hat laut Ute Buschmann zu einer Riesenresonanz in Deutschland geführt. Die hauseigene Entwicklungsabteilung von Ströer prüfe derzeit verschiedene Möglichkeiten. Bei den eingesetzten Wartehäuschen müsse zunächst die Statik für eine Bepflanzung geprüft werden. Es gebe auch noch keine Bewässerungs- und Bepflanzungskonzepte. Die Entwicklungsabteilung überlege bereits seit längerem, Moose an den Haltestellen-Wänden zur Reduzierung des Feinstaubs in der Luft einzusetzen. „Wir arbeiten dran“, sagt Ute Buschmann.

In Zeiten des Klimawandel, des Insektensterbens und der zunehmenden Bodenversiegelung in den Städten sind kreative und sinnvolle Maßnahmen von Nöten. Neben Blühstreifen als Insektennahrung, blühenden Vorgärten, einer behutsamen Grünpflege, die auf Radikalschnitte während der Vegetationszeit verzichtet, sind begrünte Haltestellen ein Lösungsansatz. Längst sind die Zeiten vorbei, dass diese Wartezonen für den ÖPNV nur zum Verweilen und als Geld bringende Werbefläche gesehen werden. Sanz Sanz: „Die wachsende Zahl der älteren Menschen, die auf den Bus angewiesen sind, brauchen an vielen Haltestellen zusätzliche Sitzgelegenheiten ebenso wie einen Schutz vor zunehmenden extremen Wetterlagen wie Starkregen und intensiver Sonneneinstrahlung.“

Darüber hinaus könnten somit zusätzliche Nahrungsräume für Insekten geschaffen werden. Der Entomologische Verein Krefeld hatte in einer weltweit beachteten Studie herausgefunden, dass innerhalb der vergangenen 27 Jahren die Insektenpopulation in Schutzgebieten um 76 Prozent zurückgegangen ist. „Sie sind die wichtigsten Akteure in der Bestäubung von Blütenpflanzen, regulieren Energie- und Nährstoffflüsse und sind Nahrungsquellen für viele andere Arten“, erklärt Dr. Martin Sorg vom Entomologischen Verein.