Niederländer KFC-Neuzugang Tom Boere ist eine echte Neun mit Köpfchen
Der niederländische Neuzugang soll beim KFC Uerdingen nach der Verletzungsmisere für Torgefahr sorgen.
Etwas zurückhaltend ordnete sich Tom Boere ein. Erst bei einer größeren Gruppe, die beim Aufwärmen den Ball hochhielt, später im Gespräch mit Assani Lukimya. Der neue Stürmer des KFC Uerdingen musste sich keine 24 Stunden nach seiner Ankunft erst einmal an alles gewöhnen. Als Trainer Heiko Vogel ihn dann im Spielerkreis vorstellte, nickte Boere höflich unter dem kurzen Applaus seiner Mitspieler. Den Pulli zog er danach aus, das T-Shirt genügte dem 26-Jährigem bei seinem ersten Training in Uerdingen.
Boere ragt nicht aus der Masse heraus, ist kein Spieler wie ein Adriano Grimaldi, der einem aufgrund seiner Statur direkt ins Auge fällt und im Spiel immer wieder als Wandspieler fungiert. Der Niederländer bewegt sich flink zwischen der Abwehrkette und kann ein Mann fürs Umschaltspiel sein. Boere weiß, wie er sich vor dem Tor zu bewegen hat und gilt zudem als abschlussstark. Trotz seiner für einen Mittelstürmer eher durchschnittlichen Körpergröße von 1,82 Metern erzielte der 26-Jähriger auch immer wieder Tore per Kopf.
Vor drei Jahren gelang der Durchbruch in den Niederlanden
Im Interview auf der Vereinshomepage des KFC äußert sich Boere selbstbewusst, weiß um seine Stärken und sagt: „Ich denke, dass ich Qualitäten und Erfahrungen mitbringe, die dem Klub helfen können. Ich bin in einem Alter, in dem ich durchaus schon ein paar Sachen gesehen habe. Ich werde immer hart arbeiten, habe meine Tore gemacht und werde trotzdem niemals mein eigenes Ego über die Mannschaft stellen.“
Am besten gelang ihm das in der Saison 2016/17. Nachdem Boere die Jugendakademie des niederländischen Rekordmeisters Ajax Amsterdam durchlief, zog es ihn zunächst zum KAA Gent nach Belgien, wo er ebenfalls in der Jugend aktiv war. Doch in der belgischen Hafenstadt wurde Boere nicht glücklich. Sein Durchbruch blieb aus und nach einer kurzen Leihe ging es zurück in die Niederlande. Über den FC Eindhoven wechselte der Angreifer letztendlich zum FC Oss. Der Ort, an dem ihm vor drei Jahren der ersehnte Durchbruch gelang. Trotz einer für den Verein eher durchwachsenen Saison ging Boere durch die Decke: In 38 Zweitliga-Spielen gelangen ihm 33 Tore, viele davon fanden auch den Weg vom Elfmeterpunkt ins Netz – eine weitere Stärke des Niederländers.
Zwar landete Oss nur auf Tabellenplatz 15, Boere jedoch wurde Torschützenkönig und weckte so das Interesse des damaligen Top-Klubs Twente Enschede. Nach nur einem Jahr in Oss folgte daher der Wechsel an die deutsche Grenze. Seine erste Saison in der höchsten niederländischen Spielklasse, der Eredivisie, wurde für ihn persönlich zwar zum Erfolg, für den Verein aber zum Desaster. Der Angreifer bekam 31 Einsätze, 27 davon in der Startelf. Fünf Tore und fünf Vorlagen waren für seine Debüt-Spielzeit solide, doch Twente stieg erstmals seit 34 Jahren in die zweite Liga ab.
Boere sah keine Perspektive in Enschede mehr
Boere blieb und war ein Jahr später mit 16 Toren maßgeblich am direkten Wiederaufstieg beteiligt. Im Juni sagte der Stürmer im Twente-Interview noch, dass er sich nun in der Eredivisie revanchieren wolle – nur drei Monate später ist seine Zeit in Enschede abgelaufen. Nach dem Aufstieg verstärkte sich der Klub, Boere sah für sich keine Perspektive: „Man hat mir gesagt: Du musst nicht gehen, du hast viele Qualitäten, aber aktuell bist du nicht die erste Wahl. Ich bin aber jemand, der spielen möchte“, sagt Boere, der vom Gesamtpaket beim KFC überzeugt ist: „Uerdingen ist ein Verein, der mal groß war, sogar den Pokal gewonnen hat, zwischenzeitlich ganz unten war und jetzt wieder zurück im Profi-Fußball ist und Ambitionen hat. Das gefällt mir. Die aktuelle sportliche Situation ist nicht super, aber ich denke, das können wir wieder geradebiegen. Das ist doch eine tolle Herausforderung – aber dafür müssen wir jetzt Punkte holen.“