Bewerber-Chancen Auf dem Ausbildungsmarkt boomen zahlreiche IT-Berufe
Krefeld · Die Zahl der neuen Azubi-Verträge ist sowohl im Bereich Industrie als auch im Handwerk stabil. Bis Ende des Jahres haben „Unversorgte“ noch gute Chancen auf einen Platz in einem Unternehmen.
16 Prozent mehr Ausbildungsverträge sind in Krefeld, Mönchengladbach, dem Kreis Viersen und Kreis Neuss in diesem Jahr bereits in Berufsfeldern wie IT-Systemelektroniker, Fachinformatiker, IT-Systemkaufmann oder Informatikkaufmann abgeschlossen worden. Damit liegt die IT-Branche weit vor anderen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, der die beiden Städte und zwei Kreise umfasst. „Wir reden also nicht nur über digitale Transformation, sie passiert auch“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Insgesamt ist der Ausbildungsmarkt sowohl im Industriebereich als auch im Handwerk stabil beziehungsweise sogar steigend.
Im Handwerk sind Bauberufe
besonders gefragt
Zum Stichtag 30. September wurden in Krefeld von der IHK 1112 abgeschlossene Ausbildungsverträge registriert – im Vorjahr waren es 1077. Die Kreishandwerkerschaft Niederrhein kann für Krefeld, den Kreis Viersen und den Kreis Neuss ein Plus von 7,93 Prozent vermelden. Es wurden mit 1388 Verträgen 110 mehr als bis zum Stichtag im Vorjahr unterzeichnet. „Ich wäre schon mit dem Vorjahresniveau zufrieden gewesen“, sagt Klaus Koralewski, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Besonders gefragt seien bei den jungen Leuten in diesem Jahr die Bauberufe, Metallbau, Sanitär-Heizung-Klima und Tischler gewesen. „Das Handwerk boomt“, sagt er und sieht einen der Gründe in Imagekampagnen nach dem Motto „Lern erst einmal was Vernünftiges, studieren kannst du immer noch“. So habe man mit Youtube-Filmen wohl Erfolg, ein Image-Problem bewältigt und gezeigt, wie cool Handwerksberufe seien.
Denn Kreishandwerkerschaft wie auch IHK versuchen weiterhin, den Trend zur Akademisierung zu bremsen. „Viele Schüler entscheiden sich nach ihrem Abschluss für weitere schulische Angebote oder für die Hochschule“, sagt Steinmetz. Nach Ansicht der Chefin der Arbeitsagentur in Mönchengladbach, Angela Schoofs, sei das spätere Gehalt dafür kein Argument. „Das Lebenseinkommen ist in der Regel höher bei einer dualen Ausbildung als bei einem normalen Studium“, sagt sie bei der Präsentation der aktuellen Ausbildungsmarkt-Zahlen.
Der Drang in die Hochschulen ist allerdings einer der Gründe für den wachsenden Fachkräftemangel in Unternehmen. „Zum Glück haben die Arbeitgeber verstanden, dass die besten Fachkräfte die sind, die sie selbst ausgebildet haben“, so Steinmetz. Und deshalb stehen die Bewerber derzeit auf einer guten Position.
„Der Ausbildungsmarkt hat sich zu einem Bewerbermarkt entwickelt“, formuliert es Bettina Rademacher-Bensing, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit für Krefeld/Kreis Viersen. Auch weil die Zahl der Schulabgänger insgesamt sinkt und es deshalb im Agenturbezirk 8,8 Prozent weniger Bewerber gab. Gleichzeitig stieg die Zahl der Ausbildungsplätze um 8,9 Prozent.
Auf 95 Lehrstellen
kommen 100 Bewerber
Das Verhältnis liegt aktuell in Krefeld bei 100 Bewerbern auf 95 Lehrstellen. In den vergangenen Jahren waren es 100 auf 80 Stellen.
Bis zum Ende des Jahres werden aus Erfahrung der Experten voraussichtlich noch rund zehn Prozent an weiteren unterschriebenen Ausbildungsverträgen hinzukommen. Und die, die später kommen, seien oft nicht die, die vielleicht nicht dem Idealprofil der Unternehmen entsprächen. „Sondern die, die sich nicht entscheiden können“, berichtet Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin des IHK-Bereichs Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung. „Jeder, der ausgebildet werden will, sollte sich schnell an die einschlägigen Institutionen wenden“, sagt Agentur-Chefin Rademacher-Bensing, „es gibt immer noch Chancen unterzukommen.“ Auch für junge Leute, die nicht in diesem, sondern in vergangenen Jahren aus der Schule entlassen worden seien. Der Appell an die Jugendlichen und die Unternehmen ist: „Die Unternehmen sollten über die Schwächen von Bewerbern hinwegsehen und gemeinsam Möglichkeiten entwickeln, wie man trotzdem zueinander findet. Und die Jugendlichen sollten sich nicht nur auf die Top-10-Berufe konzentrieren.“