Gedenktag Bilder zeigen „Ausbruch und Aufbruch“

Schüler des Berufskollegs Glockenspitz haben sich zum Gedenktag für Opfer von Diktatur, Gewalt und Krieg mit den Themen beschäftigt.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Angehende Gestaltungstechnische Assistenten des Berufskollegs Glockenspitz haben sich Otto Dix‘ Bild „Sturmtruppe geht unter Gas vor“ genauer angesehen. Im Gegensatz zur Verherrlichung des Heldentums prangert der Maler die verheerende Vernichtungswut an. Das Werk gilt in der NS-Zeit als entartete Kunst. Die Schüler haben die Waffen durch knallrote Rosen in 3D ersetzt. „Es soll keine Gewalt mehr geben“, signalisieren sie.

15 Bilder, zu denen sich Schüler Gedanken gemacht haben, stehen auf Staffeleien und begleiten die Besucher vom Eintritt ins Berufskolleg Glockenspitz an. Dort fand gestern der Gedenktag für die Opfer von Krieg, Diktatur und Gewalt in Krefeld unter dem Titel „Ausbruch und Aufbruch“ statt. „Wir haben nicht nur die Bilder in unserem Sinn verändert, sondern uns auch innerhalb des Projektes mit den Künstlern, die als entartet galten und mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt“, berichtet Robin Beckmann. Er hat mit seinen Mitschülern den Mond in Vincent van Goghs Gemälde „Sternennacht“ durch den Todesstern aus Star Wars, der plastisch aus dem Bild herausragt, ersetzt. „Das fanden wir passend.“

Dann führt der Weg den Besucher weiter an Schlagworten vorbei. „Alles Kranke und Schwache gilt als entartet.“ Oder: „Vernichtung lebenswerten Lebens.“ Und: „Hass, Brutalität und Fanatismus.“ Die Gedenkstunde selbst beginnt mit dem Vortrag des Gedichtes „Aufforderung zum Vergessen“, von Erich Fried. „Die Welt dreht sich weiter. Das Gewesene muss man vergessen. Sei nicht dumm, sagt der Wind, der herweht von den Vertreibern“, heißt es darin.

Schülervertreter Niko Bader sagt: „Bei uns lernen 46 Nationen unter einem Dach, es herrscht ein Klima von Respekt und Toleranz. Die Schule trägt die Auszeichnung ,Schule gegen Rassismus — Schule mit Courage’, dem fühlen wir uns verpflichtet.“

Oberbürgermeister Frank Meyer lobte die jungen Menschen in seiner Festrede für ihr Engagement. Sie hätten sich mit einer der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte auseinandergesetzt, obwohl der Lehrplan dies überhaupt nicht vorgesehen habe. Positive Worte fand er auch zur konfliktfreien Nähe zur Flüchtlingsunterkunft in der benachbarten Turnhalle.

Doch: „Es gibt auch heute in Krefeld Konflikte. Wenn die Grundaussage unseres zivilisatorischen Lebens in Frage gestellt wird, muss man sagen: ,Stop, das geht gar nicht. Bis hierhin und nicht weiter.’“ Vieles könne besser sein, sagt Meyer. „Aber wir haben in Krefeld und in Europa gelernt, ohne Krieg zusammen zu leben.“

Die Pantomime der Schüler zeigt, wie einfach es ist, jemanden auszugrenzen, der anders ist. Aber auch wie einfach es sein kann, jemanden in den Kreis aufzunehmen.