Politik Peter Koenen (CDU): Ein Strippenzieher im besten Sinn

35 Jahre war Peter Koenen Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Dienstag geht er in Pension — nach Verlängerung.

Ausgleich zur Politik: Klavierlehrer Vladimir Shamo hat in Peter Koenen (r.) einen nach eigenem Bekenntnis übungsfaulen, aber begabten und musiktheoretisch interessierten Schüler.

Foto: DJ

Krefeld. Peter Koenen ist Beamter in der Krefelder Stadtverwaltung, doch drei Jahrzehnte war die Politik sein Geschäft: Der CDU-Politiker Klaus Evertz hat den Bedburger Diplomverwaltungswirt, dessen Hobby die Kommunalpolitik war, 1982 als Fraktionsgeschäftsführer der CDU in die Seidenstadt geholt. „Er hat mir die Chance gegeben, meinen Beruf zum Hobby zu machen“, sagt Peter Koenen schmunzelnd. Nach 35 Jahren hat er am Dienstag seinen letzten Arbeitstag im Rathaus am Von-der-Leyen-Platz.

Herr Koenen, Sie haben die Kommunalpolitik vom Hobby zum Beruf gemacht. Was treiben Sie in Ihrer Freizeit?

Peter Koenen: Seit vier Jahren spiele ich Klavier. Das Klavier meiner Mutter stand dekorativ im Wohnzimmer, und ich hatte immer die Vorstellung, dass es schön wäre, wenn man sich einfach hinsetzt und nur für sich oder Freunde spielt.

Und? Machen Sie das?

Koenen: Kaum. Das Klavier war jahrelang nicht gestimmt worden. Ich habe ein E-Piano in meinem heimischen Arbeitszimmer. Aber die Tastatur des Computers kann ich versierter bedienen. Ich bin ein fauler Schüler.

Was gefällt Ihnen am Klavierspiel?

Koenen: Es ist eine andere geistige Anstrengung als die tägliche Routine. Nach konzentriertem Unterricht fühle ich mich geistig durchlüftet. Zweihändig spiele ich mit einer gewissen Langsamkeit, aberdas ist für mich als Beamter ja nichts Neues (lächelt).

In Krefeld sind Sie in der Regel auf dem Rad unterwegs.

Koenen: Seit zehn Jahren komme ich mit Zug und Rad zur Arbeit, fahre täglich rund zehn Kilometer. Für mich als sportlich verwilderten Menschen ist es Bewegung, die ich sonst nicht habe.

War Ihnen die Verwaltungslaufbahn in die Wiege gelegt?

Koenen: Nein, mein Vater war Landwirt auf einem eigenen Hof, bis dieser dem Braunkohletagebau zum Opfer fiel. Ich hatte nie großes Interesse an der Landwirtschaft. In unserer Dorfgaststätte habe ich aber gerne ausgeholfen.

Sie stammen aus Bedburg, leben in Grevenbroich. Haben Sie je erwogen, nach Krefeld zu ziehen?

Koenen: Ich hatte da überhaupt keine Vorbehalte, aber es hat sich aus familiären Gründen nicht ergeben.

Sie haben beruflich immer in dem Geflecht von Verwaltung und Politik gelebt . . .

Koenen: . . . und ich habe es immer interessant gefunden. Für beide Seiten, Fraktion und Verwaltung, ist es eine gute Lösung, dass die Geschäftsführung der Fraktionen mit Verwaltungsmitarbeitern besetzt wird.

Haben Sie je einen Wechsel in einen anderen Verwaltungsbereich erwogen?

Koenen: Nein. Ich habe viel erlebt und viel überlebt, viele kommen und gehen sehen. Soweit ich weiß, hat auch die CDU-Fraktion nie erwogen, dass Verhältnis zu beenden.

Im Gegenteil: Sie haben ihr Arbeitsverhältnis freiwillig um drei Jahre verlängert.

Koenen: Man hat mich gefragt, und ich habe das als Anerkennung meiner Arbeit empfunden. Juni 2014 standen Kommunalwahlen an, es gab den Wechsel an der Fraktionsspitze von Fabel zu Reuters und 2015 die Wahl des Oberbürgermeisters. Da war ich eine der Konstanten in der Umbruchphase.

Was sagen Sie denen, die Sie als Strippenzieher und graue Eminenz bezeichnen?

Koenen: Im positiven Sinn heißt strippenziehen ja, dass man Verbindungen herstellt und pflegt, die für die anderen und einen selbst wichtig sind. Das tue ich.

Was macht ein Fraktions-Geschäftsführer?

Koenen: Themen werden aus der Fraktion an mich herangetragen. Ich kann aber auch selbst Themen aufgreifen oder Positionspapiere entwickeln und versuchen, die politischen Akteure dafür zu gewinnen. Sie erblicken nie das Licht der Welt, wenn die Verantwortlichen das nicht wollen. Ich sage immer: Ich habe 20 Vorgesetzte und einen Hauptvorsitzenden — und großen Respekt vor den ehrenamtlichen Ratsmitgliedern, die die Verantwortung tragen.

Sind Sie Verwaltungsmann oder Politiker?

Koenen: Ich verstehe mich als Diener der Fraktion, der die ehrenamtlichen Politiker unterstützt. Wer selbst Politiker sein will, wäre in meinem Job fehl am Platz.

Wie gestalten Sie Ihren Ruhestand?

Koenen: Erst einmal mache ich Pause, auch mit dem Klavierunterricht. Ich werde keinen festen Arbeitsrhythmus haben, etwas mehr unterwegs sein als vorher und die neue Flexibilität genießen. Ab 1. Februar werde ich mich mit einem kleinen Kommunikations- und Beratungsbüro selbstständig machen. Ich möchte aber auch kommunalpolitische Vorträge und Workshops gestalten. Als Referent kommt man raus, lernt neue Menschen und Themen kennen.

Sie bleiben in Bewegung.

Koenen: Ja, ich bin nicht so der häusliche Typ. Handwerkliches und Gärtnerisches mache ich nicht so gern. Immerhin: An der Rasenpflege komme ich nicht vorbei, und ich bügel gerne.