Bordell in Krefeld Wann kann das Eros-Center geschlossen werden?
Krefeld · Ein Bericht über Minderjährige im Bordell sorgt für Aufsehen – die Politik erhöht den Druck auf die Verwaltung.
Anfang des Jahres ist nach monatelangen Prüfungen entschieden worden, dass das Bordell an der Mevissenstraße geschlossen werden soll. Die Umsetzung dieses Beschlusses scheint aber noch Zeit in Anspruch zu nehmen. Auch Oberbürgermeister Frank Meyer hatte sich gegen eine nachträgliche Legalisierung des Eros-Centers ausgesprochen. Für eine Nutzung der Räumlichkeiten als Prostitutionsstätte besteht keine Baugenehmigung. Auch der Rat hatte eine Änderung des entsprechenden Bebauungsplans abgelehnt — und damit die Schließung forciert: „Die Stadtverwaltung hatte vorab dargestellt, dass die Konsequenz einer solchen Entscheidung die Einleitung von ordnungsbehördlichen Verfahren zur Schließung des Bordellbetriebs ist“, so Stadtsprecher Timo Bauermeister.
Bordell-Anhörungsverfahren sollen 2019 beendet werden
Im April folgte ein Anhörungsverfahren. Und die Verfahren mit dem Ziel, den Betrieb zu unterbinden, laufen noch: „Die Stadtverwaltung selbst führt aktuell ordnungsbehördliche Verfahren zur Schließung des Bordellbetriebs durch. Dabei agiert die Stadtverwaltung sowohl auf Grundlage des Prostitutionsschutzgesetzes wie auf Grundlage der Landesbauordnung und des Baugesetzbuches“, so Bauermeister weiter. Bei den ordnungsbehördlichen Bereichen werde die Verwaltung durch „externe Fachanwälte“ unterstützt. Wann das Bordell voraussichtlich geschlossen werden kann? Diese Frage lässt die Verwaltung mit Verweis auf das „laufende Anhörungsverfahren“ unbeantwortet. Aber klar scheint: „Die Anhörungsverfahren vor Nutzungsuntersagung werden in diesem Jahr beendet“.
Auch im kommenden Ordnungsausschuss am Donnerstag ist das Bordell ein Thema. SPD und CDU haben den Druck erhöht.
Die Sozialdemokraten fordern mit einem Dringlichkeitsantrag, dass der aktuelle „Verfahrenssachstand zur Schließung des Bordells“ dargestellt wird und die „weitere zeitliche Planung“ benannt wird. Ein Medienbericht über „Minderjährige“, die die Polizei aus dem Bordell herausgeholt hat — unklar blieb wann und wie viele — hatte auch bei der CDU zu einer Stellungnahme geführt: „Wir sind schockiert, aber nicht überrascht, dass im Bordell an der Mevissenstraße so etwas passiert. Die Polizei hat darauf immer wieder hingewiesen, dass dort kriminelle Machenschaften am Werk sind“, ließ sich Ratsfrau Simone Roemer zitieren. Weiterhin attackiert sie Oberbürgermeister Frank Meyer: Dass Monate nach dem Bordell-Beschluss „noch nichts passiert ist und die Stadt laut Medien sprachlos ist, zeugt nicht davon, dass die Schließung die Toppriorität sein soll, wie es der OB mit großen Worten erklärt hat“.
Aber was hat es mit dem Bericht über Minderjährige im Bordell überhaupt auf sich? Richtig ist, dass in der Vergangenheit mehrere Minderjährige im Eros-Center angetroffen worden sind, erklärt Polizeisprecherin Karin Kretzer unserer Redaktion. Im laufenden und im letzten Jahr gab es solche Fälle aber nicht: Zuletzt habe die Polizei im Jahr 2017 eine 17-Jährige in dem Bordell angetroffen, so Kretzer weiter.
In einem Pressegespräch mit einem verdeckten Ermittler hatte die Polizei Anfang Oktober deutlich gemacht, dass man das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution auch in Krefeld ernstnehmen sollte. Dabei berichteten die Ermittler unter anderem von einer 14-Jährigen, die ebenfalls zur Prostitution im Bordell an der Mevissenstraße gezwungen worden war. Fünf Fälle aus dem Bereich „Menschenhandel und Ausbeutung“ waren laut Lagebild der NRW-Polizei 2018 in Krefeld insgesamt bekannt geworden. Für das Jahr 2019 sieht es nicht besser aus, hatte ein Experte der Polizei während des Pressegesprächs erklärt. Zudem müsse mit einer hohen Dunkelziffer in dem Bereich gerechnet werden.
Es gibt regelmäßige Kontrollen im Eros-Center, die unangekündigt durchgeführt werden. Nähere Angaben macht die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht.