Bordell-Skandal Polizei will Eros-Center in Krefeld schließen
Krefeld · Im Skandal um das Bordell „Eros-Center“ in Krefeld sendet der Polizeipräsident eine klare Botschaft an die Politik. Es geht um „illegale Wirtschaftsinteressen“.
Das Eros-Center bleibt für die Stadt Krefeld ein undurchsichtiges Konstrukt. Auch ein Jahr nach Bekanntwerden von Geheimabsprachen zwischen Bordellbetreibern und Stadtmitarbeitern gibt es weiterhin keine belastbaren Aussagen, wie die Stadt zukünftig mit dem Eros-Center umgehen wird. „Wir gehen davon aus, dass alle von uns in Auftrag gegebenen Prüfberichte bis Ende November vorliegen“, sagt Dezernent Ulrich Cyprian in der Sitzung des Ordnungsausschusses. Die Verwaltung hofft, noch in diesem Jahr eine Vorlage für die Politik zu erarbeiten, anhand derer die Ratsmitglieder entscheiden sollen, wie zukünftig mit dem Eros-Center verfahren wird.
Philibert Reuters (CDU) wünscht sich zügige Aufklärung
Unmut macht sich bei den Ausschussmitgliedern breit, als Cyprian den aktuellen Sachstand mitteilt. Vielen dauert die Aufarbeitung der skandalösen Vorgänge zu lange. „Ich kann es nicht gut heißen, dass die rechtliche Grundlage immer noch nicht abschließend geklärt ist“; erklärt Philibert Reuters (CDU). Auch bei der Polizei gibt es Unmut.
Wolfgang Lindner von der Polizei ist eigentlich als Experte und Ansprechpartner zur Frage, welche Auswirkung eine Schließung des Bordells auf den hiesigen Straßenstrich hätte, vor Ort. Er überbringt eine deutliche Botschaft des Polizeipräsident an die Politiker. „Ich soll Ihnen noch eine Nachricht von Rainer Furth überbringen“, beginnt Lindner seinen Appell. „Seit Jahrzehnten existiert das Bordell an der Mevissenstraße, obwohl es rechtlich nicht zulässig ist. Man kann sich vielleicht darüber freuen, wenn ein Bordell in Krefeld die Kultur großzügig fördert – die Polizei teilt diese Freude nicht. Da hat jemand hunderttausende Euro investiert, um seine illegalen Wirtschaftsinteressen durchzusetzen. Vor diesem Hintergrund muss aus Sicht der Polizei die Frage diskutiert werden, ob das Bordell weiter bestehen kann und darf.“
Gleichzeitig nimmt Lindner die Ausschussmitglieder in die Pflicht. Immerhin hätte die politische „Lotterigkeit“ in der Vergangenheit dazu geführt, dass die jetzige rechtlich unklare Situation bestehe. „Wenn man sich vor Augen führt, wie viel Geld da als Spende geflossen ist, kann man sich ungefähr ausrechnen, welche Summen dort erwirtschaftet wurden“, teilte Lindner mit. Auf Nachfrage dieser Zeitung an den Polizeipräsidenten, ob die Botschaften im Ausschuss als klare Positionierung zur Schließung des Bordells verstanden werden kann, antwortet Furth: „Ich gehe nicht davon aus, dass es der Haltung der Stadt Krefeld entsprechen würde, einen Betrieb, der gegen Geldzahlung von mehreren Hunderttausend Euro rechtswidrig in Krefeld bestanden hat, durch Änderung des Bebauungsplans nachträglich den roten Teppich auszurollen.“
Juristen prüfen die Frage nach Schadensersatz
Laut des bestehenden Bebauungsplans ist ein Bordellbetrieb an der Mevissenstraße nicht zulässig. Erst eine Änderung des B-Plans würde den Bestand legalisieren. Würde die Stadt den Bordellbetrieb zukünftig verbieten, droht möglicherweise ein Rechtsstreit, an dessen Ende eine Millionenklage seitens der Betreiber stehen könnte. Ein Fachjurist prüfe nach Angaben von Ordnungsdezernent Ulrich Cyprian derzeit, ob dies der Fall sei.
Aus polizeilicher Sicht drohe durch eine Schließung des Bordells kein Verdrängungseffekt auf die Straße. „Menschen, die solche Dienste in Anspruch nehmen und dafür in ein Bordell fahren, nehmen dafür auch einen weiteren Weg in Kauf und fahren in andere Städte“, ist sich Lindner sicher. Qualitativ gebe es Unterschiede zwischen dem Angebot von sexuellen Dienstleistungen in Bordellen und auf der Straße. Dementsprechend gebe es auch unterschiedliche Kundschaft. „Einen Zusammenhang gibt es eher zwischen Wohnungsprostitution und Straßenstrich.“ Kaum trennbar seien hingegen die Bereiche organisierte Kriminalitiät und Prostitution. Ohne explizit auf die Zustände im Eros-Center einzugehen, beschreibt der Leiter der Wache Süd beide Phänomene als „Zwillingsschwestern“.
Anders als der Polizeipräsident will sich die Politik vor der Bewertung durch die Stadtverwaltung öffentlich nicht positionieren. Tendenziell wird nach WZ-Informationen von den Politikern aber eine Legalisierung des Betriebs favorisiert.