Steinmeier kommt Besuch des Bundespräsidenten sorgt für Ausnahmezustand

Krefeld. · Allein 200 Polizeibeamte, 50 Rathaus-Mitarbeiter und 50 Medienvertreter sind für Steinmeier auf den Beinen.

„Herzlich willkommen Herr Bundespräsident“ ist an einer Hausfassade der Lewerentzstraße zu lesen.

Foto: Lothar Strücken

Wer in diesen Tagen im Krefelder Rathaus anruft, merkt es schnell: Es herrscht Ausnahmezustand. Eine Besprechung jagt die nächste, denn es steht ein Ereignis von – sagen wir es ruhig so – historischen Dimensionen bevor. Zumindest für Krefeld. Einen offiziellen Besuch des Bundespräsidenten in der Stadt hat es schließlich zuletzt vor 35 Jahren gegeben. Damals hieß der Amtsinhaber noch Karl Carstens.

Am Samstag um 12.30 Uhr trifft Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender vor dem Rathaus ein, wo sie von Oberbürgermeister Frank Meyer, seiner Ehefrau Katrin Meyer-Eberhardt und dem Parlamentarischen Staatssekretär für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Klaus Kaiser, begrüßt werden. Der Präsident und der OB kennen sich schon länger als SPD-Genossen. Zudem saß Steinmeier, damals noch Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag, 2012 mit ihm schon mal auf der Tribüne bei einem Heimspiel der Pinguine.

Auf dem Von-der-Leyen-Platz haben die Bürger die beste Gelegenheit, das Staatsoberhaupt aus nächster Nähe zu sehen. Zwar geht er später zu Fuß vom Rathaus zur Alten Samtweberei an der Lewerentzstraße, wo er um 14 Uhr erwartet wird. Doch welche Route er dabei nimmt, bleibt aus Sicherheitsgründen geheim.

Monatelange,
minutiöse Planung

Im Rathaus sind etwa 50 Mitarbeiter seit Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigt. „Die Vorfreude ist bei allen spürbar, so etwas erlebt man nur einmal im Berufsleben“, sagt Stadtsprecher Timo Bauermeister. Der Abstimmungsaufwand ist gleichwohl groß. Die erste Besprechung im großen Kreis – es nahmen unter anderem Vertreter des Bundespräsidialamtes, des Bundeskriminalamtes, der Krefelder Polizei und der Landeszentrale für politische Bildung teil – gab es deshalb schon Anfang Dezember. Fragen der Sicherheit sowie protokollarische Vorgaben (etwa „Wer sitzt wo?“) und der minutiöse Zeitplan standen hier im Mittelpunkt.

Rund 50 Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen hatten sich bis Mittwoch für die Berichterstattung über den Besuch akkreditieren lassen. Eine Liste mit den Namen der angemeldeten Journalisten ging anschließend für eine Sicherheitsüberprüfung ans Bundeskriminalamt. Neben der Polizei wird auch ein privater Sicherheitsdienst im Einsatz sein.

Im Rathaus trägt sich Frank-Walter Steinmeier ins Goldene Buch der Stadt ein, das vor dem historischen Ratssaal ausgelegt wird. Anschließend trifft er die Spitzen der Ratsfraktionen sowie die beiden ehrenamtlichen Bürgermeisterinnen zu einem Gespräch über „Demokratie im Quartier“. Zudem werden der Bundespräsident und die First Lady im Rathaus Gelegenheit bekommen, etwas zu essen. Auch für die Journalisten werden Brötchen bereit gelegt.

Das Thema Sicherheit wird besonders sensibel gehandhabt. Laut Polizei werden etwa 200 Beamte im Einsatz sein. Spürhunde werden nach Sprengstoff suchen, es gibt Absperrungen und verschiedene Sicherheitskontrollen. Große Störungen auf den Krefelder Straßen werden gleichwohl nicht erwartet. Zwischen 10.30 und 13.30 Uhr gesperrt wird allerdings die Lewerentzstraße.

Auch die Polizei freut sich
auf den Präsidenten

Den Einsatz leitet Polizeidirektor Armin Helzer. „Das Ganze ist eine große Herausforderung, wir freuen uns aber alle riesig auf den Bundespräsidenten“, bekennt Polizeisprecherin Karin Kretzer. Man sei sich sicher, den Spagat zwischen Volksnähe und Sicherheit hinzubekommen. Eigens für den Besuch schmückt die Polizei ihre Facebook-Titelbild mit einem Präsidium im Bauhaus-Stil.

Mit dem Besuch der Demokratiewerkstatt in der Alten Samtweberei startet in Krefeld die Reihe „Demokratie ganz nah“, die der Bundespräsident zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes selbst angeregt hat. Er wird dazu eine kurze Begrüßungsrede halten, den Tagestreff „Die Brücke“ besuchen sowie mit dem Viertelrat ins Gespräch kommen. An der Lewerentzstraße freut man sich offenbar schon auf den hohen Gast: „Herzlich willkommen, Herr Bundespräsident“, ist dort seit Tagen in großen silbernen Lettern an einer Hausfassade zu lesen.

Um 15.40 Uhr wird der Bundespräsident am Haus Lange erwartet. Dazu eingeladen hatten ihn die Krefelder Bundestagsabgeordneten Kerstin Radomski (CDU) und Otto Fricke (FDP) im Herbst 2018 anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Bauhaus“. Neben Fricke und Radomski werden ihn dort auch die Krefelder Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws (Grüne) und Ansgar Heveling (CDU) begrüßen. Museumsleiterin Katia Baudin wird den Gast durch die Räume führen – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Anschließend geht’s hinüber an das nördliche Ende des Kaiserparks zur begehbaren Skulptur „Pavillon“ von Thomas Schütte. Der Künstler selbst ist auch vor Ort.

Letzte Station für den Präsidenten ist die Fabrik Heeder. Hier ist er um 17 Uhr selbst Gastgeber eines Empfangs für Akteure der politischen Bildung aus ganz NRW. Erneut geht es dabei um das Projekt „Demokratie ganz nah“. Nach einer Podiumsdiskussion mit geladenen Gästen folgt ein Empfang im Restaurant Kulisse – ebenfalls nicht-öffentlich.

Und dann braust die Wagenkolonne mit dem Präsidentenpaar wieder in Richtung Flughafen . Sicher in der Hoffnung, dass es diesmal keine Pannen mit dem Regierungsflugzeug gibt.