Werbegemeinschaft Krefeld Mehr Sauberkeit, mehr Sicherheit
Krefeld · Mit dem Konzept „Handeln und Helfen“ beschäftigte sich die Werbegemeinschaft Krefeld beim Jahresauftakt.
Zu ihrer Jahresauftaktveranstaltung hatte sich die Werbegemeinschaft Krefeld (85 Mitglieder) eine beeindruckende Kulisse ausgesucht: Mehr als 60 Gäste fanden sich im Foyer des Neubaus der Wohnstätte Krefeld ein, wo Hausherr Thomas Siegert Einblicke in die Konstruktion des Gebäudes gab. Im Mittelpunkt des Abends standen aber ein Vortrag von Christoph Borgmann als Vorsitzender der Werbegemeinschaft sowie eine von WZ-Redaktionsleiter Christian Herrendorf geleitete Podiumsdiskussion über das städtische Konzept „Handeln und Helfen“. Dabei ging es vor allem um den Theaterplatz.
„Vor der eigenen Tür zu kehren, sollte nicht nur ein Sprichwort sein.“ Diese Forderung richtete Christoph Borgmann an seine Kollegen vom Einzelhandel, die durchaus auch mal zum Besen greifen könnten, um das Umfeld ihres Ladens sauber zu halten. Auch andere Anregungen zum Erhalt der Innenstadt als Einkaufszentrum hatte er vorbereitet (siehe Info-Kasten). Die Stadt Hilden mit ihrer hohen Aufenthaltsqualität und ihrem Flair hob er dabei mehrfach als positives Vorbild hervor.
Meinungen über den
Theaterplatz gehen auseinander
Forderungen richtete Borgmann nicht nur an die Kollegen, sondern auch an die Stadt. So könne er derzeit noch keine Fortschritte durch das Konzept „Handeln und Helfen“ auf dem Theaterplatz erkennen. Dieser hat als Treffpunkt der Drogenszene eine traurige Berühmtheit erlangt. Viele Bürger vermeiden es, sich dort länger aufzuhalten. Unter anderem die kürzlich eingerichtete mobile Wache des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) soll dazu beitragen, das subjektive Sicherheitsgefühl zu verbessern.
Ordnungsdezernent Ulrich Cyprian und der Erste Polizeihauptkommissar Jürgen Moll wollten Borgmanns Einschätzung zu „Handeln und Helfen“ auf dem Theaterplatz nicht teilen. „Wenn der Kommunale Ordnungsdienst auftaucht, gibt es eine direkte Bewegung“, betonte Cyprian. „Das Klientel hält Abstand“, sagte Moll. Gedealt werde nicht direkt auf dem Platz, sondern in den Nebenstraßen und Tiefgaragen.
Ist es das Ziel von „Handeln und Helfen“, keine Junkies mehr auf dem Theaterplatz zu haben? Zu dieser Frage sagte Cyprian, es sei das Ziel aller Beteiligten, den Theaterplatz wieder aufzuwerten und ihm als zentralen Platz in Krefeld mehr Gewicht zu verleihen. Man habe aber auch nicht die Illusion, das Problem mit den Drogenkranken gänzlich beseitigen zu können.
Ein „Drogenkosumraum“
könnte eine Lösung sein
Sozialdezernent Thomas Visser gab dazu eine Einschätzung ab: Bis zur Sommerpause werde die Stadtverwaltung ein Konzept vorlegen, wie man sich in Zukunft um diese Menschen kümmern wolle. „Wir können sie nicht nur von A nach B schieben“, sagt er. Wäre die Einrichtung eines „Drogenkonsumraums“ ein Lösungsansatz für Krefeld? Auf diese Frage von Christian Herrendorf bekannte Thomas Visser: „Ich hätte Sympathien, das anzugehen.“ Genau genommen ist dies schon passiert: Gespräch mit Wohlfahrtsverbänden wurden geführt – und in Düsseldorf und Köln hat sich die Krefelder Stadtverwaltung darüber informiert, wie solche Räume, in denen Rauschgift unter medizinischer Aufsicht konsumiert werden kann, funktionieren.
Wichtig seien feste Spielregeln („Hier wird nicht gedealt!“) und eine zentrale Lage. Zum Nulltarif ist eine solche Einrichtung aber nicht zu bekommen: Laut Visser müsse man dafür einen sechs- bis siebenstelligen Betrag im Jahr einplanen. Und: Die Szene werde dadurch nicht aus dem Straßenbild verschwinden.
Was kann bis Ende 2019 von „Handeln und Helfen“ konkret umgesetzt sein? Thomas Visser versprach, dass man bis dahin das Thema Sauberkeit in der Stadt optimieren werde. 200 000 Euro stehen außerdem zur Verfügung, um die Wälle in einem ersten Schritt attraktiver zu machen. Moderator Christian Herrendorf regte zudem einen „Tag der Sauberkeit“ für die Innenstadt an. Ulrich Cyprian kündigte eine Entscheidung zum Thema Drogenkosumraum bis Ende 2019 an. Außerdem wolle die Stadt bis dahin die vom Rat bewilligten Stellen besetzen. So soll es zum Beispiel mehr Streetworker und mehr KOD-Personal geben. Sieben Stellen habe man schon ausgeschrieben, von denen bisher aber nur vier besetzt werden konnten, berichtete Cyprian, der auch Stadtkämmerer ist.
Dem Positiv-Beispiel Hilden, das von Christoph Borgmann angeführt worden war, widersprach er allerdings, nachdem er kurz gegoogelt hatte: Die Stadt habe nur 55 000 Einwohner und sei mit Krefeld nicht zu vergleichen.