Das Leben nach dem Einbruch
Diebe stiegen ins Haus einer 79-Jährigen in Forstwald ein — der Schaden ist fünfstellig. Die WZ hat die Polizei zum Tatort begleitet.
Krefeld. Die Einbrecher kamen am Samstagnachmittag. Erika Kruse (Name von der Redaktion geändert) kehrte von einem Besuch bei ihrer Tochter heim, als sie beinahe über eine Schublade direkt hinter der Haustür stolperte.
Der Inhalt ausgekippt, durchwühlt. „Schmuckkenner waren das nicht“, sagt die 79-Jährige, die drei Tage nach der Tat sehr gefasst wirkt. So ließen die Täter zwar Modeschmuck mitgehen, manches teure Stück hingegen blieb zurück. Sie übersahen auch einen 500-Euro-Schein, der in einem Sekretär lag.
Trotzdem machten sie noch reichlich andere Beute: Mehrere Uhren beispielsweise, eine davon mit Brillanten besetzt, Goldschmuck und Bargeld noch dazu. „Ein fünfstelliger Wert ist es sicherlich“, meint Erika Kruse auf die Frage von Kriminaloberkommissar Uwe Laußmann nach dem Verlust.
Er ist Mitarbeiter der Ermittlungskommission Dämmerung, die angesichts der hohen Einbruchszahlen im September gegründet worden war. Nahezu jedes Einbruchsopfer wird von den Spezialisten noch einmal aufgesucht — um im besten Fall mit neuen Erkenntnissen die Langfinger fassen zu können.
Das Haus von Erika Kruse in Forstwald erweist sich als üblicher Tatort. Die Täter hebelten ein Fenster an der Rückseite auf. 32 Jahre alt ist es, und die Hebelspuren lassen erkennen, dass es sich dem zweimal angesetzten Schraubendreher sicherlich nicht lange widersetzt hat.
„Ich hatte vorne im Flur eine Lampe angelassen als Schutz vor Einbrechern. Aber einer der Polizisten, meinte schon, dass das zu wenig ist“, sagt die Seniorin. Den Bewegungsmelder eines 500-Watt-Strahlers im Garten hatten die Täter weggedreht.
Fingerabdrücke hinterließen sie nicht, wie Laußmann beim Bepinseln mit Kohlestaub feststellt: „Das sind typische Handschuhspuren.“ An einer Lampe, die die Einbrecher zur Seite stellten, könnten aber womöglich DNA-Spuren sein.
Der Kripo-Beamte streicht zwei Bakterietten — etwas größere Wattestäbchen — darüber, die später beim Landeskriminalamt untersucht werden. Im Idealfall führen sie zu einem Treffer. Den erhofft er sich auch von einem Schuhabdruck, der auf einer direkt am aufgebrochenen Fenster stehenden Ledercouch zu finden ist und mit Gel gesichert wird.
Auch die Videoüberwachung eines Nachbarn wird noch ausgewertet. Polizeioberkommissar Andreas Horst hat einen ersten Blick auf die Aufnahmen geworfen, auf denen ein unbekannter Wagen die Einfahrt von Erika Kruse verlässt.
„Vielleicht können wir das Kennzeichen ablesen“, hofft Horst. Hinweise auf Autos und Verdächtige sind für die Polizei extrem wichtig: „Am besten sofort den Notruf 110 wählen“, sagt Laußmann.
Für das Einbruchsopfer ist wichtig, dass es den Tätern nicht im Haus begegnet ist. „Sonst könnte ich hier nicht mehr wohnen“, sagt die 79-Jährige, die nach dem Tod ihres Mannes allein in dem Haus lebt. Im Sommer starb auch ihr Hund — „jetzt bin ich hier wirklich ganz allein“.
Und auch wenn sie meint, pragmatisch mit der Situation umzugehen — Gedanken macht sich Erika Kruse schon: „In der ersten Nacht nach dem Einbruch lag ich bewegungsunfähig im Bett.“ Nur eine Schlaftablette half.