Krefelder Restaurants Der Schnitzel-Check im Netz

Gastronomie-Kritik auf Tripadvisor, Yelp und Co sind für Krefelder Restaurants Fluch und Segen zugleich. Eine Bestandsaufnahme.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Sternemäßig, aber bezahlbar“; „Bessere Pommesbude“; „italienische Küche in eher wirtshausartiger Atmosphäre”; „Nettes Lokal, aber liebloses Essen“: So bewerten die Krefelder die Gastrobetriebe in ihrer Stadt. Denn: Ob im Urlaub oder zuhause — zur Wahl des Restaurants gehört für viele Gäste immer häufiger der Blick auf Bewertungsplattformen im Netz. Dabei verbinden auch Krefelder Gastronomen mit den Kritiken auf Tripadvisor, Yelp und Co. eine Hass-Liebe. Denn im Kampf um die beste Platzierung können Bewertungen nicht nur kostenlose Werbung bedeuten, sondern auch das Geschäft kaputt machen.

„Viele Leute kommen wegen der Kritiken zu uns“ — auch von außerhalb, aus Kempen, Düsseldorf und Moers etwa, davon ist Lokini Rameskumar, Inhaberin des indischen Restaurants Namaste am Dionysiusplatz, überzeugt. Mit Platz 11 von 295 Restaurants auf Tripadvisor etwa, habe sie mit Bewertungen im Netz vor allem positive Erfahrungen gemacht, betont Rameskumar. Aber auch mit negativer Kritik habe sie kein Problem — „wenn sie ehrlich ist. Wenn wir Fehler machen, können Gäste das ruhig sagen. Dann arbeiten wir daran“.

Das sagt auch Bastien Chopelin, Juniorchef im gleichnamigen Restaurant, das Gästen in Uerdingen gehobene französische Küche offeriert. „Es hilft uns, zu wissen, wie Gäste uns bewerten.“ Dabei wünscht er sich: „Kritik muss konstruktiv und begründet sein und darf nicht unter die Gürtellinie gehen.“ Natürlich ärgere er sich über Negativkritik, sagt Nordbahnhof-Inhaber Viktor Furth. Er lenkt aber ein: „Kritik ist auch immer wieder ein Anlass, sich neu zu motivieren.“ Sandro Santoriello, Geschäftsführer des italienischen Restaurants Santa-Lucia auf dem Hülser Marktplatz, finde es „durchaus legitim zu sagen, ,Das Essen hat mir geschmeckt’ oder ,Es war nicht mein Ding’. Das finde ich ehrlich.“ Was für ihn nicht geht? „Aussagen wie ,Da kann man nicht hingehen, das kann man vergessen’ — damit kann man das Geschäft versauen.“

Das unterstreicht auch Thomas Kolaric, der als Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Nordrhein unter anderem Mitglieder aus Krefeld berät. Rechtlich sei bei der Kritik im Netz zwischen Tatsachenbehauptung und Meinungsäußerung zu entscheiden. „Ob etwas kalt oder vergammelt war, kann man beweisen.“ Gibt es dafür keine Belege, kann der Gastronom Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche stellen — theoretisch. Die meisten Nutzer schrieben ihre Kritiken im Netz unter dem Deckmantel der Anonymität. Und genau das sei das Problem. „Wenn man den Schädiger nicht zu fassen bekommt, ist es äußert schwierig, rechtlich gegen ihn vorzugehen“, betont Kolaric.

Schwierig sei das auch mit Werturteilen. „All das, was man nicht als Schmähkritik empfindet, geht.“ Maßstab sei dabei die Zumutbarkeitsbewertung: „Ich hielte es nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt, wenn Harry Heilbutt schreibt: ,Das Schnitzel hat geschmeckt wie Katze.’“, betont Kolaric.

Oliver Beuthner, Inhaber des Zócalo in der Innenstadt, ist schockiert darüber, wie alltäglich Bewertungen im Netz inzwischen geworden sind: „Die Mehrheit verlässt sich so sehr darauf, was da geschrieben wird, deshalb rennen auch alle zu den selben überlaufenen Plätzen.“ Sein Tipp: Einfach mal durch die Stadt zu gehen, die Atmosphäre aufgreifen und sich spontan für ein Lokal entscheiden.