Der tägliche Kampf um Luft

Heide Kühn leidet seit 20 Jahren an der chronischen Lungenerkrankung COPD. In der Krefelder Selbstshilfegruppe bekommt sie wichtige Tipps.

Foto: Andreas Bischof

Es fällt Heide Kühn schwer, ihre wenigen Tassen und Teller abzuspülen. Sogar beim Kaffee kochen muss sie eine Pause einlegen und sich setzen. Wenn die 76-Jährige Treppen steigt, hat sie schon nach wenigen Stufen überhaupt keine Puste mehr. Die Seniorin leidet seit etwa 20 Jahren an der chronischen Lungenerkrankung COPD. Wann die Krankheit genau aufgetreten ist, kann sie nicht sagen, denn die Ärzte hatten anfangs Schwierigkeiten, ihr Leiden zu diagnostizieren.

„Ich habe die Atemnot auf psychische Probleme zurückgeführt“, berichtet Heide Kühn. „Meine Mutter und zwei Brüder waren innerhalb weniger Jahre gestorben.“ Sie hat dann im Bekanntenkreis herumgehört, sich erkundigt, was helfen könnte und mit Yoga angefangen. „Das ging lange Zeit gut, bis die Beschwerden wiederkamen. Da ging es dann aber richtig los“, sagt sie. „Ich wurde immer schwächer, hatte keine Kraft mehr. Bei den geringsten Tätigkeiten ging mir die Luft aus.“

Damals wohnte sie noch in Hannover. „Dort schickte mich der Arzt in eine Lungensportgruppe, die mir geholfen hat. Da meine Familie immer Haut- und Lungenprobleme hatte, habe ich das als gegeben angesehen.“ Bis ihr Mann starb. Es begann eine weitere Leidenszeit. Erst als sie zu ihrer Tochter nach Krefeld kam, wurde das Leiden erkannt.

Jetzt kann sie aktiv sein, weiß, was zu tun ist, um nicht derartig zu leiden. „Ich gehe jeden Tag ‘raus, fahre mit der Straßenbahn in die Umgebung. So habe ich ganz NRW kennen gelernt.“ Außerdem zwingt sie sich aufs Ergometer. Und dann besucht sie noch die COPD-Gruppe in der Selbsthilfe-Kontaktstelle an der Mühlenstraße. „Hier hören wir medizinische Fachvorträge, erfahren alles über Therapie und Medikation“, sagt sie und freut sich besonders darüber, sich mit Gleichleidenden austauschen zu können. In der Selbsthilfegruppe habe sie erfahren, dass auch Sitzgymnastik helfe. Die übe sie jetzt abends vor dem Fernseher aus.

„Es ist wichtig, diszipliniert zu leben und in Bewegung zu bleiben“, bestätigt auch Rolanda Müller. Sie leitet die Selbsthilfegruppe und leidet seit knapp 20 Jahren an COPD. Ihr Körper ist geschwächt, sie hustet fast ständig. „Wir Erkrankten können kaum ein- und wenig ausatmen, oft haben wir deshalb Panik. Leicht kann es zu einem Lungenemphysem kommen oder später zu einem Totalausfall der Lunge. Dann hilft nur noch eine Lungentransplantation, falls man auf die Liste von Eurotransplant kommt und ein entsprechendes Organ zur Verfügung steht.“

Die Mittfünfzigerin weiß, dass sie ein hohes Maß an Selbstverantwortung trägt, um alt zu werden. Denn: „Die Behandlung ist schwierig, da jeder Mensch anders daran leidet. Eine Heilung ist ausgeschlossen. Die Erkrankung ist tödlich.“