BELEBUNG Kunst in der ehemaligen Kneipe

Krefeld · Designerin Tina Tack hat die sanierten Räume des einstigen Presseclubs bezogen und sich einen Traum erfüllt.

Verschiedene Blautöne prägen sehr häufig die Arbeiten von Tina Tack.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Auf einem Holzstück ist unten ein Zebra mit einem blauen Sattel abgebildet. Es trägt eine Schwimmerin mit Badeanzug und Badehaube, die im Begriff ist, vom Hinterteil des Tieres zu springen. Auf ihrem Rücken sieht man bunte Flügel. Auf das Zebra deutet das Wort „run“, „jump“ auf die Schwimmerin und auf die Flügel deutet der Begriff „fly“. Im Hintergrund sind kreisförmige Muster zu sehen. Einen großen Teil bedeckt ein hellblauer Farbfleck mit sehr unregelmäßigen Rändern, sodass auch das Naturholz noch zu sehen ist.

In ihrer Kunst scheint es
keine Regeln zu geben

Der Charakter der Designerin Tina Tack (49) spiegelt sich in ihren Bildern und anderen Werken wider. Es ist ein Teil von ihr selbst: „Alle meine Freunde sagen: Das bist total Du“, erzählt Tack. Ihre Bilder strahlen eine kindliche Verspieltheit aus. Es scheint keine Regeln zu geben. Selten sind reale Dinge abgebildet, ohne dass sie mit außergewöhnlichen Details erweitert werden. Das kann ein Fisch sein, der statt Flossen, Hände an den Seiten hat; oder eine Schwimmerin, die kopfüber in eine Teetasse eintaucht. Auch Farben werden vielfältig genutzt, jedoch immer in Harmonie zueinander. Oft tauchen Blautöne auf.

Sie lassen auch den neuen Laden der Künstlerin strahlen. Vor sechs Jahren kam Tina Tack aus Berlin mit ihrem Mann zurück ins Rheinland. Die Designerin suchte nach einem Atelier — und fand ein Ladenlokal an der Lessingstraße 49. In die Räumlichkeit dringt viel Licht und belebt das alte Gemäuer.

Ein alter Getränkespender aus Messing erinnert noch an die Vergangenheit des Hauses. Die Gaststätte Presseclub hatte hier 40 Jahre ihre Heimat. Die Räume wurden saniert und nun gibt es hier Schönes von Tina Tack und anderen Künstlern aus ganz Deutschland zu finden. Im Keller des Lokals hat sich Tack eine Werkstatt eingerichtet.

Kommunikationsdesign in
Trier und Mailand

Das Kreative war schon immer ihre Leidenschaft. 1996 nahm sie ihr Diplom in Design entgegen. Studiert hat Tack Kommunikationsdesign in Trier und Mailand. Dort hat sie noch das Handwerk gelernt, wie es ohne Computer funktioniert. Der Zeichenstift wich jedoch schnell den Photoshop-Arbeiten — in ihrem Werk findet sie allerdings immer wieder zu ihren Ursprüngen zurück.

Doch das war nicht immer so. Ganz zu Anfang ihrer Karriere beschäftigte sie sich, angelehnt an ihren Studiengang, mit klassischer Werbung für die Filmbranche. Bald machte sie sich selbstständig und gründete die tack-design GmbH in Berlin. Auch in Krefeld arbeitet sie weiter für alte Kunden.

Ihr neues Standbein, macht die Designerin jedoch umso glücklicher: „Ich habe mir eine Mischung aus Malen und Drucken ausgesucht. Das ist unglaublich schön. Ich kann richtig mit den Händen arbeiten.“ Ihre Begeisterung ist förmlich greifbar. „Endlich habe ich etwas gefunden, das mich richtig glücklich macht.“

Als Grundlage ihrer Arbeiten dient Holz — sie nimmt es von dort mit, wo sie und ihr Mann es gerade finden. Auch er wird von ihrem Enthusiasmus angesteckt. Fleißig wird poliert und geschmirgelt, bis ein neues Werk entstanden ist. Das Motiv sucht sie sich vorher aus. Das passende Holzstück wird im Anschluss ausgewählt. Sind darauf Astlöcher, Graffitis oder sonstige „Unreinheiten“ zu finden, so sortiert die 49-Jährige das Holz nicht aus, sondern nutzt die Gegebenheiten mit. Sie druckt bei der Gestaltung Bilder, die sie danach noch malerisch weiter gestaltet. „Ich habe mir hier einen kleinen Traum erfüllt“, sagt Tack und schwärmt von der alten ausrangierten Kirchenbank, die sie — selbstverständlich in Blau — lackiert hat und dort mit „dem einen oder anderen Kaffee in der Hand einen Anlauf für den nächsten Entwurf nehmen will“.