Klimaschutz und Energiewende Umweltdezernentin sucht neue Flächen für Windräder

Krefeld · Das Ziel einer treibhausgasneutralen Wärmeversorgung in Krefeld lasse sich nur sinnvoll erreichen, wenn der Wärmebedarf der Gebäude mittels Energieeffizienzmaßnahmen drastisch gesenkt und gleichzeitig erneuerbare Energiequellen oder Abwärmepotentiale für den Restbedarf erschlossen werden. „Es gibt kein „entweder – oder“, erklärt Hans Christian Mittag in seinem Klimablog 2023 für den Nabu.

Die bislang einzigen Windanlagen auf Krefelder Gebiet stehen auf der sogenannten Kempener Platte in Hüls.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld hat sich das Ziel gesetzt, die Klimaneutralität im Jahr 2035 zu erreichen und somit zehn Jahre schneller als im ursprünglichen Klimaschutzkonzept der Stadt. „Eins steht fest: Wenn wir unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern senken wollen, führt in Deutschland des Jahres 2023 kein Weg am Ausbau der regenerativen Energien vorbei“, sagt Umweltdezernentin Sabine Lauxen.

Eigentlich schon Ende des vergangenen Jahres wollte der Fachbereich Umwelt und Verbraucherschutz das Ergebnis seiner Prüfungen zu möglichen Standorten vorlegen, so die Zielvorgabe im Statusbericht der Stadt. Im Energiesteckbrief des Gutachterbüros WertSicht zum Integrierten Klimaschutzkonzept für die Stadt sieht das Gutachterbüro ein Stromerzeugungspotenzial aus erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme-Kopplung von 82 000 Megawattstunden pro Jahr (MWh/a). Der Ist-Zustand beträgt derzeit in Krefeld 4800 MWh/a.

Auf Krefelder Stadtgebiet gibt es bislang nur fünf Windenergieanlagen (WEA), die allesamt auf der Kempener Platte westlich von Hüls stehen. „Die Baugenehmigung für die fünf Anlagen (Typ NEG Micon NM 750/48 mit Trafogebäuden) sind 2001 erteilt worden“, hatte Stadtsprecherin Ann-Kathrin Roscheck zu Beginn des Jahres unserer Redaktion mitgeteilt. Der Tenor: Für große neue Windräder fehlen in Krefeld geeignete Flächen.

Wegen gesetzlicher Vorgaben sind geeignete Standorte rar

Die damaligen Anlagen sind mit einer Nabenhöhe von 70 Metern, einem Rotordurchmesser von 48,2 Meter, einer Höhe von knapp 120 Metern und einer Produktionsleistung von zusammen etwa 5,3 Gigawatt pro Jahr viel kleiner als heutige moderne Windräder. Ihr Bau war möglich, weil die Windräder in der im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Konzentrationszone für Windenergieanlagen liegen und der Bebauungsplan Nr. 638 sie als „Sondergebiet“ dafür ausweist. Aufgrund von verschiedenen gesetzlichen Vorgaben sowie Mindestabständen zu Wohnbebauung seien seither geeignete Fläche planungsrechtlich rar gewesen.

Diese Aussage der Stadt will Ratsfrau Björna Althoff so nicht stehen lassen. Schließlich habe es eine Windenergieanlagenvorrangfläche zwischen der A57 und Elfrather See gegeben, wo die Stadt es unterlassen habe, „eine tiefgehende Artenschutzprüfung für die Windkraft“ durchzuführen. Somit seien die Voraussetzungen für eine Vorrangfläche in der Flächennutzungsplanänderung 2013 nicht gegeben.

Björna Althoff vermutet, dass Verwaltung und Politik sich damit im Süden des Elfrather Sees die Fläche für ein zukünftiges Gewerbegebiet sichern wollten. Und sie geht noch einen Schritt weiter: „Hätte die Stadt ähnlich wie jetzt für den Surfpark eine tiefgehende Artenschutzprüfung für die Windkraft nachgeholt, hätte sie sogar problemlos den Stichtag der Gesetzesänderung im Jahr 2021 einhalten können, bei dem mit einer fertigen Planung für privilegierte Vorranggebiete noch die 1000 Meter Abstand hätten unterschritten werden können.“

Darauf angesprochen, erklärt die Stadt, dass die Rahmenbedingungen von Bund und Land für den Bau von Windenergieanlagen im Jahr 2013 andere gewesen seien als jetzt. „Entsprechend haben die damals handelnden Akteure 2013 anders agiert als unter den heutigen gesetzlichen Rahmenbedingungen.“

Umweltdezernentin Sabine Lauxen sagt: „Wir wollen vor Ort die Energiewende voranbringen – gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern. Dafür schauen wir jetzt ganz konkret, was wir wo und wann umsetzen können. Es ist aus meiner Sicht nicht zielführend, wenn wir jetzt lange in die Vergangenheit schauen und herauszufinden versuchen, wie die Energiewende in früheren Zeiten – mit damals noch ganz anderen Akteuren – in der Verwaltung organisiert wurde. Wichtig ist, dass wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen.“