Eishockey Die letzte Saison der Pinguine
Stand heute ist nächstes Jahr Schluss. Grobe Fehler der Clubführung in der Vergangenheit, kein Bekenntnis zur Zukunft.
2015 Pre-Play-offs, 2016 Vorletzter, 2017 Letzter, 2018 das Aus für die Pinguine. So bitter das klingt: Das ist kein überzeichnetes Schreckensszenario, sondern schlicht Stand der Dinge. Mit Stichtag heute, 11. März 2017, ist die kommende auch die letzte Saison.
In einer bemerkenswerten Gerüchteküche um die Zukunft des professionellen Eishockeysports in Krefeld gibt es derzeit genau zwei Fakten: 2018 läuft der Vertrag mit dem König-Palast aus. Bis 2018 hat Club-Patriarch Wolfgang Schulz sein finanzielles Engagement zugesichert. Danach ist nichts. Da gibt es gar nichts schönzureden.
Der Satz der Woche kommt von Schulz persönlich: „Ich werde das Messer nicht im Schwein stecken lassen.“ Abgesehen von diesem ungelenken Bild: Ja, was denn nun, Herr Schulz? Geht es an der Westparkstraße weiter oder nicht? Ein klares Bekenntnis gibt es von dem Mann, der sich zweifelsohne sehr verdient gemacht hat um das Eishockey in Krefeld, nicht.
Was er hat, ist Verantwortung. Schulz hat den Club vor 22 Jahren vor der Insolvenz gerettet, damals noch unter der Regie von Macher Wilfrid Fabel. Heute ist er den Pinguinen trotzdem etwas schuldig: eine ehrliche Perspektive. Solange er klare Kante meidet, spekuliert Krefeld fleißig weiter. Freilich zum Nachteil des Standorts.
Die Optionen: Dass der private Sponsor Schulz auf den Unternehmer Schulz folgt, ist eher unwahrscheinlich. Denn dann wäre diese Hängepartie ein übles Spiel mit Club und Fans. Und ein Riesenfehler zudem: Einen Totgesagten totzusagen, hilft im Kampf um brauchbare Profis so gut wie ein Kanister Benzin beim Feuerlöschen. Sein Unternehmen hat Schulz verkauft an einen Investmentfonds des amerikanischen Milliardärs Warren Buffet. Dass der sich, sozusagen als Nachfolger, mit lokalem Sponsoring befasst, ist so wahrscheinlich wie ein Lottogewinn.
Und auch hier produziert Schulz Fragezeichen. Als Unternehmer war er in der Lage, eine professionelle Agentur damit zu beauftragen, die Firma derart profitabel auf dem Markt zu positionieren, dass einer wie Buffet zugreift. Weil er raus wollte. Als Aufsichtsratschef der Pinguine wartet Schulz, bis ein Geldgeber vom Baum fällt. Das passt nicht. Will Schulz überhaupt raus oder sich später lieber als Retter feiern lassen? Auch hier wäre klare Kante ein Segen.
Den hartnäckigen Gerüchten um ein Engagement der sportaffinen Unternehmer Gerald Wagener (Schneekoppe) und Torsten Toeller (Fressnapf) hat Wagener in dieser Woche eine Absage erteilt. Via Facebook. Die Wahl des Kanals mag bezeichnend sein für die Qualität der Gerüchte. Die saloppe Formulierung („Wir sind nur Fans, machen kleines Sponsoring und trinken dabei ein paar Alt“) will genau das unterstreichen. Ernsthafte Ambitionen würden wohl professioneller eingestielt. Auf der anderen Seite: Wagener spielt gern. Bei den Pinguinen scheint in diesen Tagen alles möglich.
Zum Beispiel, dass verzweifelte Fans in die Hand nehmen, was die Verantwortlichen, im besten Fall aus taktischen Gründen, im wahrscheinlichsten mangels Willen und Alternativen, taumeln lassen. Auf dem Rücken der treuen und traditionell leidensfähigen Anhänger. Im KEV-Fan-Forum ist eine Aktion angelaufen. Sie heißt „Fans als Sponsor (der 7. Mann)“. Ziel ist es, mit 1000 privaten Gönnern, die jeweils 100 Euro geben, als Trikotsponsor aufzutreten. Ähnlich wie bei der Ehrhoff-Bande seinerzeit. In der Geschäftsstelle der Pinguine, heißt es, renne man offene Türen ein, schon bis Montag werde man ein Angebot erarbeiten. Und bereits gestern Abend stieg im Karussell dazu ein runder Tisch mit Vertretern der Supporters. Fünf vor 12 ist bei den Pinguinen längst durch.
Fakt ist aber auch: Sollte der Ritter auf dem weißen Schimmel Krefeld streifen, und sei es in Gestalt der Fans, benötigt dieser familiäre Club eine neue DNA. Wenn es eine Chance gibt für einen Neuaufbau, dann in dieser Situation. Dass die bedingungslose Abhängigkeit von Alleinherrschern auf Dauer selten zum Erfolg führt, ist auch wenige Kilometer weiter östlich an der Grotenburg zu beobachten. Was die Pinguine brauchen, ist ein ehrliches, gern leidenschaftliches Sponsoring, das vor allem aber Visionen und Entwicklung zulässt. Das auf die Jugend setzt und Geduld mitbringt. Krefeld wird niemals zum Dagobert Duck der DEL.
Wolfgang Schulz und Rüdiger Noack haben diese Chance verpasst. Eigentlich war der Club bis zum Herbst auf einem guten Weg mit dem jungen Trainer Franz Fritzmeier, der nicht nur moderne Trainingsmethoden, sondern auch moderne Vereinsstrukturen etablieren wollte. Sicher ein impulsiver Typ mit gutem Selbstbewusstsein, aber frei vom Filz, der sich über die Jahre wie Tau über den Verein gelegt hat. Selten zuvor war die Nachwuchsabteilung des KEV so nah an den Profis dran. Das lobte sogar Schulz, um im nächsten Atemzug zu sagen: „Für mich bleibt Rick Adduono der beste Pinguine-Trainer.“ Der Rest ist bekannt.
Ein Muster, das auch beim geplatzten Deal mit Christian Ehrhoff zu beobachten war. Keine Vision einer grundlegenden Neustrukturierung, sondern ein Messias, ein Multi-Millionär als eierlegende Wollmilchsau. Der gebürtige Moerser war am Ende zu klug, um den Job als Zitrone auf Krefelds Presse anzunehmen.
Quo vadis, Krefeld? Er, der es wissen muss, schweigt. Dafür redet ein anderer. Trainer-Dino Rick Adduono sieht Krefelds Zukunft so: „Ich bin gut darin, Spieler zu überzeugen. Ich werde Ihnen sagen, wie schön es in Krefeld ist.“
Das ist am Stichtag 11. März 2017 die sportliche und wirtschaftliche Perspektive der Pinguine. Und so stehen sie vor der letzten Saison.