Die Posse um den Krawattenmann

Die Verleihung des Preises an Claus Kleber fällt aus. Das war von Anfang an klar. Nur die Stadt wusste von nichts.

Krefeld. Es war ein Satz voller Vorfreude: „Die Auszeichnung wird Oberbürgermeister Gregor Kathstede dem Preisträger (...) in einem Empfang der Stadt Krefeld und des Deutschen Mode-Instituts aus terminlichen Gründen im kommenden Jahr überreichen.“ So verhieß es am 3. Dezember 2010 die Pressemitteilung der Stadt, die den ZDF-Journalisten Claus Kleber als Krawattenmann 2010 benannte. Einen Empfang gab es seither nicht. Und es wird auch keinen geben.

Das allerdings war schon vorab bekannt gewesen — nur die Stadt wusste von nichts. Über sein Redaktionssekretariat ließ Claus Kleber am 24. März auf WZ-Anfrage ausrichten: Er habe sich sehr über die Auszeichnung gefreut. Er habe aber auch von vorneherein gesagt, dass er eine Zeremonie nicht möchte. Wie die WZ aus Kreisen des ZDF erfuhr, sei dies sogar Bedingung Klebers gewesen, keine Pressetermine wahrnehmen zu müssen.

Dass die Stadt Krefeld im Dezember eine Preisverleihung für Anfang 2011 angekündigt hat, überraschte Klebers Sekretariat. Der Nachrichtenmann wollte ja nie zu einer öffentlichen Veranstaltung kommen. Auskünfte könne Gerd Müller-Thomkins geben.

Der Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts (DMI) führte die Gespräche in Sachen Krawattenmann mit Claus Kleber, sollte also auch über dessen Wünsche informiert gewesen sein.

Müller-Thomkins ließ die Stadt Krefeld bis Donnerstag, 17. März, glauben, dass man noch auf eine Übergabe hoffen könne. Für Krefeld ist die Veranstaltung bedeutend, schließlich ist der Preis neben der Größten Straßenmodenschau der Welt — organisiert mit dem DMI — wichtig für Krefelds Image als Samt- und Seidenstadt.

Von Klebers Wunsch, auf eine Zeremonie zu verzichten, erfuhr die Stadt erst eine Woche später durch die WZ. Nicht von Gerd Müller-Thomkins.

Der verweigerte sich Fragen zum Krawattenmann: Telefonischen Anfrage blieben mehr als eine Woche lang unbeantwortet. Am 21. März schließlich wurden die Fragen Müller-Thomkins schriftlich vorgelegt, mit der Bitte, diese bis zum 23. März zu beantworten. Müller-Thomkins reagierte mit einer Mail — die allerdings keine Frage beantwortete, dafür viel Unmut über die hartnäckige Recherche enthielt: „Ich hoffe, Sie haben bei allem Respekt für Ihr Anliegen Verständnis dafür, dass ich persönlich entscheiden muss, wann ich mich worüber unterhalten möchte.“ Über den Krawattenmann jedenfalls wollte er aktuell nicht sprechen.

Die WZ informierte die Stadt am 24. März in Person von Ulrich Cloos, Fachbereichsleiter Marketing, über die Erkenntnisse und bat Müller-Thomkins noch einmal um Aufklärung: Wer wusste wann was? Dessen Antwort war unbefriedigend. Ja, im Dezember 2010 hat es aus terminlichen Gründen nicht geklappt. Später auch nicht. Er nahm keine Stellung zu der Aussage, dass Kleber von vorneherein gesagt habe, er möchte keine Zeremonie.

Am Montagvormittag, 28. März, bat die WZ Cloos um eine Analyse der Causa Krawattenmann 2010. Eine Stellungnahme kam gegen 20 Uhr: „Das Deutsche Modeinstitut und die Stadt Krefeld sind bisher hoffnungsfroh davon ausgegangen, dass eine öffentliche Übergabe des Preises in Krefeld doch noch erfolgen könnte. Diese Hoffnung scheint sich so nicht zu erfüllen.“

Richtig, das hat die WZ berichtet. Am 19. März. Weitere Fragen? Ja. Die gingen per Mail gestern an Cloos sollten klären: Wer wusste wann was? Und warum wusste die Stadt von nichts?

Cloos verwies in seiner Antwort auf die jahrelange „gute, konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ zwischen der Stadt Krefeld und dem DMI — nicht nur bei der Straßenmodenschau, sondern auch bei der Verleihung der Ehrung zum Krawattenmann des Jahres. Die solle fortgesetzt werden.

„Die Gespräche zur Weiterentwicklung der Straßenmodenschau, die derzeit mit den Bühnenkoordinatoren geführt werden, wie auch die Gespräche, die mit den Krawattenunternehmen in Krefeld stattfinden, machen deutlich, dass sich die Stadt Krefeld in beiden Formaten deutlich nach vorn orientiert und diese Schritte sehr sorgfältig mit allen Partnern, zu denen das Deutsche Mode-Institut ausdrücklich gehört, abstimmt. Aus Sicht der Stadt Krefeld ist hiermit abschließend zum Krawattenmann 2010 Stellung genommen.“

Noch Fragen? Ja. Wer wusste wann was? Und warum wusste die Stadt nichts? Antworten: Sind nicht zu erwarten.