Donum Vitae: „Das Geschenk des Lebens kann nicht jede Frau annehmen“

Die Schwangeren-Konfliktberatung feiert das zehnjährige Bestehen. Sozialpädagogin Marita Tautz blickt zurück.

Krefeld. Donum Vitae feiert Zehnjähriges. "Das haben viele Wegbegleiter im Jahr 2000 kaum für möglich gehalten", erinnert sich Sozialpädagogin Marita Tautz. Das Machtwort des Papstes war damals die Geburtsstunde dieser von engagierten Laien getragenen Schwangeren-Konfliktberatung.

Johannes Paul II. hatte den gesetzlich vorgeschriebenen Beratungsnachweis für Frauen, die in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft einen Abbruch erwägen, als "Lizenz zum Töten" gebrandmarkt. Die deutschen Bischöfe beugten sich dem päpstlichen Willen. Zum Ende des Jahres 1999 zog sich die katholische Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung zurück. Das war die Stunde der Laien.

Sie gründeten unter dem Namen Donum Vitae eigene Beratungsstellen, unter anderem in Krefeld, um auf der Grundlage von Gesetz und christlichen Werten weiterhin eine kostenlose Konfliktberatung zu gewährleisten.

Donum Vitae bedeutet "Geschenk des Lebens". "Aber nicht jede Frau sieht sich in der Lage, dieses Geschenk anzunehmen", sagt Marita Tautz. Aus unterschiedlichen triftigen Gründen. Die eine ist noch selbst ein Kind, eine andere alleinstehende berufstätige Frau sieht sich in ihrer Existenz gefährdet. Doch auch traumatische Erlebnisse, wie Gewalterfahrungen, oder eine diagnostizierte Behinderung des ungeborenen Kindes können ausschlaggebend für die Entscheidung zu einer Abtreibung sein.

Für diese Frauen nehmen sie und ihre Kollegin Anne Benterbusch sich Zeit, in der Regel eine Stunde. "Wir versuchen gemeinsam, Lösungsmöglichkeiten zu finden", erzählt Tautz. Und sie bieten Hilfen an, wie umfassende soziale Begleitung und finanzielle Unterstützung. "Gewissenhaft und einfühlsam üben die Beraterinnen immer wieder aufs Neue den Balanceakt, genauso Wohl und Würde der Frau wie des ungeborenen Lebens im Blick zu behalten und dabei ergebnisoffen zu beraten", erklärt die Vorsitzende des Krefelder Vereins, Angelika Kreuzberg, die tagtägliche Arbeit. Die Entscheidung liegt letztendlich immer bei der Ratsuchenden.

Der Verein hat allein im vergangenen Jahr rund 390 Frauen gezählt, die zu einer Erstberatung in die Räume am Ostwall 108 gekommen sind. 74 Prozent davon wegen einer Konfliktberatung. "Auch wenn das nach wie vor unsere originäre Aufgabe ist, zählen nach zehn Jahren auch sexualpädagogische Präventionsarbeit, Gruppen für junge Mütter, Trauerbegleitung nach Totgeburten und Beratung nach einem Schwangerschaftsabbruch zu unserem Angebot", sagt Marita Tautz.

Neuerdings gehört auch die Beratung nach vorgeburtlicher Diagnostik dazu. Auf Initiative des Bundesverbandes von Donum Vitae ist diese Beratung seit Anfang des Jahres Pflicht, wenn Frauen nach entsprechender Diagnose ihr ungeborenes krankes oder behindertes Kind abtreiben lassen wollen. Das ist in besonders schweren Fällen bis zum Ende der Schwangerschaft noch möglich.

Bis auf die beiden Beraterinnen arbeiten bei Donum Vitae alle Vorstandsmitglieder ehrenamtlich. "Wir können aber dringend weitere Unterstützung gebrauchen", sagt Angelika Kreuzberg. Sei es durch aktive Mitstreiter oder durch Spenden. Vor allem im präventiven Bereich. "Selbst im Zeitalter des Internets glauben Jugendliche immer noch, dass Mädchen beim ersten Sexualkontakt noch nicht schwanger werden können."