Dreister Räuber: Von der Anklagebank zum nächsten Überfall

Dreist: Obwohl ihm aktuell wegen Überfällen auf Tankstellen der Prozess gemacht wird, soll ein 19-Jähriger an Rosenmontag erneut zugeschlagen haben. Er sitzt nun in Haft.

Krefeld. Dreister geht es kaum: Ein 19-Jähriger, der sich seit vergangener Woche gemeinsam mit mutmaßlichen Komplizen vor dem Landgericht wegen mehrerer Tankstellenüberfälle verantworten muss, ist nach einem weiteren Raub am Rosenmontag eindeutig als Täter identifiziert worden. Er hat demnach eine Tankstelle an der Uerdinger Straße überfallen und ließ sich mit einem Taxi vom Tatort wegfahren (die WZ berichtete). „Kollegen haben ihm Fotos vorgelegt, und er hat einen 19-Jährigen zweifelsfrei erkannt“, sagt Polizeisprecher Acor Kniely.

So wurde der Krefelder beim gestrigen zweiten Verhandlungstag — ebenso wie zuvor schon ein Mitangeklagter — aus der Untersuchungshaft in den Saal geführt. Von dem 19-Jährigen war bisher bekannt, dass an einem Überfall auf eine Tankstelle an der Alten Gladbacher Straße im Oktober 2011 beteiligt gewesen sein soll.

Die anderen Angeklagten (19 bis 21) sollen im Oktober 2011 und im Februar 2012 in wechselnder Besetzung jeweils zwei Tankstellen überfallen haben und das auch bei einem Netto-Markt versucht zu haben. Das wurde von der Polizei dank eines aufmerksamen Zeugens verhindert werden. Außerdem gibt es gegen Einzelne von ihnen Anklagen wegen Betruges und eines Überfalls auf einen Drogendealer. Die Männer sind in weiten Teilen geständig.

Am Freitag saßen die überfallenen Tankstellenmitarbeiter im Zeugenstand. Sie alle wurden bei den Überfällen zwar nicht verletzt, hatten aber mit den psychischen Folgen zu kämpfen.

Eine Mitarbeiterin sagte, dass sie nach dem Überfall direkt wieder angefangen habe zu arbeiten, um es besser zu verkraften. „Ich habe mich ins kalte Wasser geworfen und direkt zwei Tage später wieder reingestellt.“ Trotzdem habe sie zunächst keine Spätschichten mehr übernommen und später dann nur gemeinsam mit einem Kollegen.

An die Tat kann sie sich noch sehr gut erinnern. Einer habe ihr eine Pistole an den Kopf gehalten, der andere ein Messer an den Hals. Sie forderten das Geld und flohen.

So ähnlich lief es auch bei einer anderen Tankstelle. Der Mann, der damals die Spätschicht hatte, erzählte, dass er nach der Tat immer wieder davon geträumt habe und schweißgebadet aufgewacht sei. Vor allem ein Satz blieb ihm in Erinnerung, als der Räuber ihm die Pistole vor das Gesicht hielt: „Geld her oder ich blas dir den Schädel weg.“

Im Gerichtssaal entschuldigten sich die Angeklagten bei ihren Opfern. Einer sagte, dass er selbst eine Verwandte im Einzelhandel habe und sich vorstellen könne, wie schlimm es sein müsse, überfallen zu werden. Die Anwälte überreichten den Tankstellenmitarbeitern noch im Gerichtssaal Schmerzensgeld zwischen 250 und 750 Euro.

Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.