Düstere Wolken über Stahldorf

Outokumpu hält Zusagen für Standort Krefeld nicht ein

Krefeld. Die Angst vor Outokumpu hat Tradition in Krefeld. Als im vergangenen Jahr klar war, dass Thyssen-Krupp seine Edelstahlsparte an den finnischen Konzern verkaufen würde, drückte das mächtig auf die Stimmung der Nirosta-Beschäftigten. Zu frisch war bei vielen die Erinnerung an das, was die Outokumpu-Manager vor einiger Zeit mit den Elektroblechen im Stahldorfer Werk gemacht hatten. Sie übernahmen die Sparte für 50 Millionen Euro, versprachen den 130 Leuten Weiterbeschäftigung — und ein Jahr später war trotzdem alles vorbei.

Dass sich dieses Desaster wiederholt, wollten Betriebsräte und IG Metall unbedingt verhindern. In einem Tarifvertrag machte Outokumpu weitreichende Zugeständnisse, obwohl das Unternehmen schon damals mit hohen Verlusten und Überkapazitäten zu kämpfen hatte. Die Skepsis gegenüber den Finnen blieb. Zu Recht, wie sich jetzt zeigt. Mit dem Hinweis auf die schwierigen Marktbedingungen will Outokumpu den Tarifvertrag brechen — ein einmaliger Vorgang in der deutschen Stahlindustrie.

Statt der zugesagten 264 Millionen Euro sollen jetzt nur noch 100 Millionen Euro in den Standort Krefeld fließen. Und selbst diese Zahl zweifelt der Betriebsrat an. Der Chef des Gremiums, Norbert Kalwa, schließt nicht aus, dass die Zahl der Beschäftigten in Krefeld von heute 1900 mittelfristig auf 1000 sinken könnte. Offen wird der Verdacht geäußert, dass die Finnen von Nirosta nur die Kunden und das Wissen wollen, aber nicht die Fabriken. Einiges spricht dafür, dass dem so ist.

Dass die Landesregierung die Outokumpu-Manager kritisiert, ist naheliegend, aber folgenlos. Auf wirksame Hilfe aus Düsseldorf sollten die Nirosta-Beschäftigten nicht hoffen. Dazu fehlen der Politik die Mittel. Bricht Outokumpu den Tarifvertrag, läuft alles auf Streiks hinaus. Über Stahldorf ziehen düstere Wolken auf.