Theater am Mies-Modell: „Macht die Bude groß genug!“
Jugendliche entdecken in einer Aufführung spielerisch das Golfclub-Modell, das nach Plänen Mies van der Rohes entstand.
Krefeld. Auf ihren schwarzen T-Shirts ist jeweils ein großer weißer Buchstabe zu sehen. Zusammen bilden sie den Namen Mies van der Rohe, wobei der Träger des „E“ zweimal blitzschnell seine Position wechseln muss.
Das ist nur einer der witzigen Einfälle im Stück „Wir und der Golfclub“: Zwölf Mädchen und Jungen vom Jugendclub des Krefelder Theaters setzen sich darin auf erfrischende Weise mit dem berühmten Architekten auseinander. Neben spielerischen Aktionen verwenden sie Originaltexte von Mies, als ideale Bühne dient ihnen das Golfclub-Modell auf dem Egelsberg.
Mit Theaterpädagoge Dirk Schwantes, Bühnenbildner Matthias Stutte und Kostümbildner Udo Hesse haben die Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren vor Ort eine gelungene Mischung aus Sprache und Aktion gewählt. Gespielt wird an vier Stationen im Modell.
Es beginnt unter dem langgestreckten Vordach, wo auf einem schmalen Podest die Darsteller Position bezogen haben. „Auf das Wesentliche kommt es an“, zitieren sie Mies, wobei jeder eine Zigarrenattrappe hervorzieht. Der Architekt war ja bekanntlich Genussraucher.
Auch sein Dialekt, der Aachener Singsang, klingt an, wenn Biografisches zur Sprache kommt. Schulabbruch und Lehre im väterlichen Steinmetzbetrieb lassen noch nichts von der späteren Karriere ahnen.
Im langgestreckten Bereich der sogenannten „Umkleide“ findet der längste Abschnitt der 45-minütigen Aufführung statt. Hier nutzen die Akteure ausgiebig den mit Sandboden bedeckten Raum. Sie durchlaufen ihn, tasten sich an den Wänden entlang, bilden eine Menschenkette. Dazu sprechen sie meist in chorischer Form Texte, in denen Mies seine Auffassung von Architektur teils salopp formuliert: „Mensch, macht die Bude doch groß genug!“ Einen stilleren Moment gibt es auf der Terrasse, wo der Blick in die weite Landschaft gelenkt wird. „Verwechseln sie einfach nicht mit simpel“, mahnt der Architekt.
Im Saal heißt es dann: „Ist es nicht eine Schande, wie große Aufgaben vertan werden?“ Dazu sind Bildtafeln vom Hochhaus am Bleichpfad und von Haus Lange zu sehen. Am Schluss äußert jeder persönlich, was ihm für sein weiteres Leben wichtig ist. Frei nach Mies: Auf das Wesentliche kommt es an.