Daniel John Ehrenamt Politiker: "Es macht Spaß, aber es ist ein Schlauch"
Daniel John, für die Grünen im Rat, hat unterschätzt, was außer den Sitzungen noch alles am politischen Ehrenamt hängt.
Krefeld. „Wenn das permanent so wäre, wäre es gesundheitsgefährdend“, sagt Daniel John, Ratsmitglied und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, „dabei habe ich noch keine Kinder und bin noch jung“. John (Jahrgang 1981) erlebt seine erste Wahlperiode und ist als Mitglied einer kleinen Fraktion (sechs Ratsherren und -frauen) nicht nur im Rat, sondern auch im Bau- und im Sportausschuss — und zwar jeweils als Sprecher der Fraktion: „Da kann man sich nicht verstecken.“ Hinzu kommen fünf Aufsichts- oder Beiräte beziehungsweise Stiftungsgremien und die Vertretung der Fraktionsvorsitzenden Heidi Matthias.
„Ich glaube nicht, dass man den Fraktionsvorsitz alleine nebenberuflich machen kann“, sagt John und denkt an all die Repräsentationsaufgaben, Besprechungen und Konferenzen, die der Chef einer Ratsfraktion absolvieren muss. Aber auch ihn hat überrascht, wie viel Zeit außerhalb der terminierten Sitzungen und Arbeitsgruppen für Vor- und Nachbereitung draufgeht. Oder für das sich auf dem Laufenden halten zum Beispiel in der Berichterstattung der Medien.
Auf die Frage, ob er angesichts der Belastung nochmal antreten würde, sagt er dennoch ja, „weil man sieht, dass man etwas gestalten kann, aber es ist ein Schlauch“.
Auch ihn haben wir nach einem politischen Wochenkalender gefragt — es ist die gleiche wie bei Müllers: Sonntag: Neujahrsempfang der Grünen Montag: Gespräch mit der Verwaltung über den Haushaltsentwurf, kleine Fraktionssitzung, anschließend große Fraktionssitzung Dienstag: Gespräch mit der Grünen-Arbeitsgruppe über den Sporthaushalt Mittwoch: Gespräch mit der Arbeitsgruppe Planung und Bauen Donnerstag: Die baupolitische Sprecherrunde nicht geschafft; Sportausschuss Freitag: WZ-Interview Samstag: Haushaltsklausur der Grünen
John befasst sich derzeit mit dem Thema Familienplanung. Das stimmt ihn angesichts der Belastung durch das Ehrenamt sehr nachdenklich: „Wenn ein Kind kommt, muss ich mir überlegen, wo ich die Zeit für die Familie herhole. Das wäre unrealistisch, so weiterzumachen. Da muss man ein paar Pfeile aus dem Köcher nehmen“, denkt er. Auch er geht von einem durchschnittlichen Zeitaufwand von 20 Stunden pro Woche aus
Man müsste die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern, um in den Räten eine bessere Mischung entsprechend der Bevölkerungsstruktur hinzubekommen, findet er. Er hat eine 30-Stunden-Stelle im Büro eines Landtagsabgeordneten. Da gebe es sogar manchmal Synergien zum Ratsmandat.
Aber den Verdienstausfall hat er noch nie in Anspruch genommen. Die Auszeiten für die Krefelder Politik werden nachgeholt. Zudem gebe es den Zielkonflikt zwischen den Verwaltungsmitarbeitern und den Ehrenamtlern. Wenn die eine Besprechung für 16 Uhr ansetzen, muss ich um 14.30 Uhr das Büro in Düsseldorf verlassen.“
Das Geld, das er als Aufwandsentschädigung erhält, war jedenfalls nicht seine Triebfeder für die Kandidatur: „Da habe ich mich vorher gar nicht mit befasst.“ Vor dem Interview mit der WZ hat er für sich ausgerechnet, dass von der Erhöhung um 34,80 Euro pro Monat rund 15 Euro übrig bleiben, wenn man Steuer und die übliche Spende an die Partei abziehe.
„Ich weiß, dass die Entschädigung, die wir Politiker erhalten, für viele Menschen viel Geld bedeutet. Auch wenn man es an anderen Ehrenamtlern misst. Aber wenn man die Verantwortung und den Zeitaufwand sieht, ist es wenig.“