Ein Westfale regelt die Integration

Andreas Pamp kommt jeden Morgen aus Bochum mit dem Zug zur Arbeit. Derzeit ist er dabei, seine neue Abteilung aufzustellen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Andreas Pamp hat Anfang November seine Arbeit in Krefeld begonnen. Ab 2018 übernimmt der 45-Jährige die Leitung der neukonzipierten Fachabteilung Migration und Integration. Die WZ sprach mit dem gebürtigen Bochumer über seinen neuen Arbeitsort und seinen beruflichen Werdegang zum Integrationsfachmann.

Herr Pamp, Sie kommen aus Bochum. Haben Sie schon eine Wohnung in Krefeld?

Andreas Pamp: Nein, ich reise mit der Bahn an. Das wird auch erst mal so bleiben. Das hat familiäre Gründe. Aber das lässt sich organisieren. Und ich freu’ mich sehr auf Krefeld: Auf die neue Arbeit, auf die neuen Kollegen, auf die Menschen hier in Krefeld. Und auch auf Eishockey und den Karneval. Es ist nicht so, dass ich nur zur Arbeit hierher komme.

Dennoch sind Sie Bochum sehr verbunden. Sie sind dort geboren und zur Schule gegangen und haben bei der Stadt im mittleren Dienst angefangen. Das hätte aber auch anders kommen können, als Verteidiger des VfL Bochum zum Beispiel.

Pamp: Dass ich fußballerisch ziemlich talentfrei war, stand schon recht früh fest. Ich bin dann zur Leichtathletik gewechselt, war auch mal Kreismeister im Dreisprung. Wahrscheinlicher war aber eine musikalische Laufbahn — ich hab erst Orgel gespielt, dann mit dem Akkordeon an Wettbewerben teilgenommen und im Orchester gespielt. Hatte ein Musikstudium überlegt, dann aber wieder verworfen. Nach meiner Ausbildung bei der Stadt hatte ich, auf Sachbearbeiterebene, mit der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen und Spätaussiedlern zu tun. Das war 1992, damals kamen viele aus Bosnien und aus dem Kosovo. Wegen der Zahl der ankommenden Menschen war die Unterbringung schwierig. Das war eine sehr spannende Zeit. Die Arbeit an der Basis kenne ich durch diese Zeit sehr gut.

Wie ging es dann beruflich weiter? Sie haben dann noch einige Schritte in Bochum gemacht.

Pamp: Ich habe dann an der Fachhochschule für Verwaltung in Dortmund studiert und bin als Diplom-Verwaltungswirt zum Sozialamt Bochum gegangen. Nebenberuflich habe ich angehende Verwaltungsfachangestellte in ihrer Ausbildung unterstützt. Die Arbeit mit jungen Menschen hat mir großen Spaß gemacht. Deshalb bin ich als Ausbilder zum Personalamt gewechselt, da war ich fünf Jahre. Danach wurde ich gefragt, ob ich mich nicht weiterentwickeln möchte. So kam ich in die strategische Organisations- und Personalentwicklung und war an Projekten beteiligt, wie der Reorganisation der Volkshochschule, der Einrichtung eines Technischen Rathauses und der Umsetzung der Charta der Vielfalt.

Das Thema Vielfalt erreichte sie auch in dieser Funktion.

Pamp: Ja. Wir haben beim Thema Diversität und Integration uns mit anderen Städten vernetzt und wollten Konzepte für Integration interkommunal entwickeln. Zum Beispiel im Hinblick auf Stellenausschreibungen. Wie formuliere ich eine Ausschreibung, die Menschen mit Migrationshintergrund dazu bewegt, sich auch zu bewerben? Wir haben uns dann auch die Auswahlverfahren noch mal angeschaut.

Vor sechs Jahren zog es Sie dann ins Rheinland, aber noch nicht nach Krefeld.

Pamp: Im Herbst 2011 bin ich zur Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement nach Köln gewechselt. Das ist eine Thinktank (Anm. der Red.: Gedankenfabrik) für Kommunen, aber eher auf betriebswirtschaftlicher und steuerungstechnischer Ebene. Ich habe da als Referent Kommunen zu den Themen Sozial- und Integrationspolitik beraten, in Fragen der Organisation, Finanzierung, Informations- und Personalmanagement. Und da haben wir Empfehlungen für Kommunen erarbeitet. Und Krefeld hat eine dieser Empfehlungen aufgegriffen und sich entschlossen diese umzusetzen.

Ist die Stadt auf Sie zugekommen oder Sie auf die Stadt Krefeld?

Pamp: Krefeld hat bei uns angefragt. Meine beiden Kollegen Matthias Wielicki und Matthias Kreutzer haben mit den Kollegen in Krefeld ein Konzept erarbeitet, den Krefelder Weg. Es ging darum, wie die Stadt das Thema Integration und Migration operativ besser umsetzen kann. Wir haben unser Know-how auf Krefeld angepasst und ausgearbeitet.

Bei der Integrationspolitik ist das bürgerschaftliche Engagement nicht unerheblich. Wie sieht das hier in Krefeld aus?

Pamp: Ich muss mich erst einmal bei Dr. Hansgeorg Rehbein bedanken. Er hat sehr viel erreicht. Meistens ist Bürgerengagement viel erfolgreicher, als das, was wir uns strukturell ausdenken. Eine Kommune kann nie allein agieren. Da sind Netzwerke ganz wichtig. In den Bereichen Sprache, Wohnen, Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bin ich in Gesprächen. Da ist die Frage, wie man mit den Akteuren zusammenarbeiten kann. Bei Themen wie Integration und Arbeit haben Kommunen nur zum Teil Einfluss und müssen Vorgaben der Bundesagentur für Arbeit und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge umsetzen. Aber die Möglichkeiten der Kommunen sind nicht zu unterschätzen.

Welche Möglichkeiten haben Kommunen denn konkret?

Pamp: Zum Beispiel bei der Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, haben wir durchaus Einflussmöglichkeiten. Zusammen mit der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer kann man da sicher einiges bewegen. Spannend ist die Vernetzung der Themen Sprache und Beruf.

Wie sehen denn die weiteren Schritte aus?

Pamp: Ich führe Gespräche mit den Abteilungen, die Personal an meinen Fachbereich abgeben. Das ist zunächst die Ausländerabteilung, das Kommunale Integrationszentrum und Teile des Fachbereichs Soziales, insbesondere im Bereich der Unterbringung und der sozialen Arbeit. Der Flüchtlingskoordinator wird Teil meines Fachbereichs. Und dann stehen viele Vorstellungsgespräche an, uns fehlt wirklich viel Personal. Und noch fehlt uns auch ein Gebäude, da sind wir zusammen mit der Verwaltung auf der Suche.