Einsatz auf zwei Rädern
Ramona Hagens ist die erste Frau in der Kradgruppe. Seit Oktober ist sie auf den Straßen unterwegs.
Krefeld. Ramona Hagens Arbeitsplatz ist grün, motorisiert und etwa 320 Kilo schwer. Auf dem Sitz ihres Motorrads sperrt die Polizistin Straßen ab, nimmt Unfälle auf und schreibt Strafzettel. Seit Oktober ist die erste Frau der Kradgruppe der Polizeisonderdienste auf Krefelds Straßen unterwegs.
„Es ist toll. Die Leute sind jetzt viel offener, kommen direkt auf mich zu und stellen Fragen. Das war im Streifenwagen anders“, berichtet die 38-jährige Oberkommissarin begeistert.
Eine Leidenschaft für Motorräder hatte Ramona Hagens schon immer. Als sie 1992 zur Polizei kommt, macht sie gleich ihren Führerschein — und ist dann 19 Jahre mit dem Streifenwagen unterwegs. „In der Kradgruppe suchen wir erfahrene Kollegen. Die sind ja immer alleine unterwegs“, erklärt Horst Petrikowski, Leiter der Polizeisonderdienste.
Nachdem Hagens ihre zwei Töchter zur Welt gebracht hat, will sie zurück in den Einsatz. Sie durchläuft das Auswahlverfahren für die Kradgruppe und besteht ein zweiwöchiges Sicherheitstraining. „Das war schon schwer, aber mir wurden auch viele gute Kniffe gezeigt.“
Die Kradgruppe wird vor allem wegen ihrer hohen Mobilität eingesetzt. „Wenn sich der Verkehr staut, kommt oft nur ein Motorrad durch. Bei Fahndungen in ländlichen Gebieten haben die Motorräder auch einen Vorteil; da bleiben Streifenwagen manchmal stecken. Oder man stellt sich mal quer und kann den ganzen Ostwall absperren“, erläutert Petrikowski.
Sonst seien die Einsätze ähnlich wie im Wach- und Wechseldienst. Ramona Hagens arbeitet im Früh- und Spätdienst, erhält ihre Einsätze von der Leitstelle und fährt Unfallschwerpunkte an. „Aber ich bin jetzt alleine, das ist schon anders. Die Anfangszeit ist flexibler, es gibt keine Wochenenddienste, der Job ist sehr familienfreundlich“, sagt die Polizistin. Sie habe jetzt mehr Zeit, den Menschen zuzuhören. Auch über den Urlaub könne mal gequatscht werden. Am liebsten sei ihr der Kontakt zu Kindern: „Wenn man Kinder auf dem Rücksitz sieht oder ihnen sagen kann, dass sie etwas richtig gemacht haben, freuen die sich immer.“ Ihr Einsatz auf dem Martinszug in Mitte war nicht zuletzt deshalb etwas ganz Besonderes.
Dass sie die einzige Frau in der Kradgruppe ist, stört Ramona Hagens nicht: „Ich bin ja nicht die erste Frau bei der Polizei. Ich wurde hier gut aufgenommen. Die Kollegen benehmen sich nicht anders.“
Und auch ihre Familie kommt mit dem neuen Job gut klar. „Meine Töchter finden das gut. Und mein Mann ist auch schon immer Motorrad gefahren. Momentan haben wir keine Maschine, aber wir wollen uns wieder eine anschaffen. Die Leidenschaft war nie ganz weg“, sagt Hagens und lacht.