Einzelhandel: Wie gut ist das Gutachten?

Kleine Zentren statt großer Shopping-Mall war das Fazit der Experten. Heute muss der Rat sagen, wie verbindlich das Papier zur Planungsgrundlage wird.

Krefeld. Der Rat muss heute entscheiden, ob das Einzelhandelsgutachten des Büros Junker und Kruse eine verbindliche Grundlage für alle weiteren Innenstadtplanungen wird oder ob es lediglich eine Entscheidungshilfe darstellt. Die Meinungen darüber gehen auseinander.

In der Diskussion um ein großes Einkaufscenter auf dem Theaterplatz hatte der Rat beschlossen, einen Gutachter mit einer Analyse der Einzelhandelssituation sowie möglicher Standorte für eine Erweiterung zu beauftragen.

Das Ergebnis wurde Ende vorigen Jahres vorgelegt: Krefelds Einzelhandel ist gut aufgestellt, aber rund 22 000 Quadratmeter — verteilt auf mögliche Standorte wie Horten, Ostwall, Kaufhof und Schwanenmarkt — dürften es schon sein. Von einem großen Shopping-Center raten die Experten ab. Damit entsprachen sie der Mehrheitsmeinung der Politiker.

Dennoch gibt es jetzt Kritik, das Gutachten zum allein seligmachenden Instrument zu erheben. So sagt FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann: „Das Gutachten greift zu kurz, kann deshalb keine Grundlage für eine weitere Innenstadtplanung sein.“

Die FDP kann sich weiter vorstellen, auf dem Theaterplatz ein Zentrum mit gemischter Nutzung — inklusive Einzelhandel — zu errichten. Zudem hat sie Zweifel, dass sich für die vom Gutachten vorgeschlagenen kleineren Lösungen Investoren finden.

Diese Sorge teilt auch die Industrie- und Handelskammer: „An den genannten Standorten hätten Interessenten schon seit Jahren investieren können, aber bisher ist nichts passiert“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen. Man müsse regelmäßig prüfen, ob sich die Vorschläge wirklich umsetzen lassen. Porschen verweist auf das Umland. „Wir müssen sorgfältig beobachten, was sich da tut“, sagt er und nennt als Beispiele das neue Rheinparkcenter in Neuss oder den Maasboulevard in Krefelds Partnerstadt Venlo.

Das vom Gutachten bevorzugte Prinzip der Dezentralität kommt den Vorstellungen der Grünen zwar entgegen, aber auch sie sehen Nacharbeitungsbedarf. „Was wird zum Beispiel aus der Neusser Straße?“, fragt Ratsherr Rolf Rundmund und verweist auf die Stadtbadplanung.

Für die Grünen sei der Standort Ostwall von Horten bis zur Werkkunstschule auf jeden Fall erste Priorität, wenn es um zusätzliche Einzelhandelsflächen geht. Das sieht auch die Interessengemeinschaft Ostwall so.

Bei den anderen Verbänden gibt es ebenfalls weitgehende Zustimmung zum Papier von Junker und Kruse. Die Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bürgervereine (AKB) warnt allerdings davor, Parkplätze aufzugeben (durch Erweiterungen am Schwanenmarkt oder Kaufhof) oder zu verteuern. Der Einzelhandelsverband fordert ein neues Konzept zur Entwicklung der Innenstadt auf der Grundlage des Gutachtens.

Die SPD unterstützt die Aussagen des Gutachtens, weil man sich damit von anderen Städten abgrenze.

Mut macht die Stellungnahme der Interessengemeinschaft Königstraße, die davon überzeugt ist, dass die Stützpfeiler der Innenstadt richtige Lust haben, die City nach vorne zu bringen: „Es bedarf nur des entsprechenden Rahmens. Dann wird in fünf bis zehn Jahren unsere Stadt eine der begehrtesten Städte am Niederrhein sein.“