Viel Kritik für Junker und Kruse
Gutachten zielt den meisten Fraktionen zu kurz und liefert zu wenig Antworten. Bis zum Sommer will das Büro nun nachbessern.
Mit dem neuen und zweiten City-Gutachten des Planungsbüros Junker und Kruse können sich die meisten Mitglieder des Planungsausschusses nicht anfreunden. Zumindest nicht mit der aktuellen Version. Sebastian Otto vom Planungsbüro bezeichnet es bei der Präsentation im Gremium selbst als „vorläufige Endfassung“. Jürgen Wettingfeld aus dem Ausschuss sagt, „diese halbfertige Studie ist sehr vorläufig“. Jürgen Hengst (SPD) fehlen die „Werkzeuge“, die Anleitungen, wie die Vorschläge für eine attraktive Innenstadt umgesetzt werden können.
Bis zur Sommerpause wollen die Gutachter die Inhalte für die „Perspektiven für die Entwicklung der Innenstadt“ nachbessern. Otto berichtet von den Hauptthemenfeldern Einzelhandel, Wohnen, Arbeiten sowie Kultur und Freizeit. Der Einzelhandel habe die Hauptfunktion, wobei er in der südlichen Hochstraße beispielsweise nicht mehr die Kraft habe. „Man muss dort über adäquate Nutzungsänderungen wie Wohnen nachdenken. Man könnte sich eine Öffnung für den Individualverkehr vorstellen.“
Quartiersplätze könnten Ankerpunkte fürs Wohnen sein, wie beispielsweise der Dionysiusplatz als Wochenmarktstandort. „Die Alte Kirche mit ihrem Altstadtflair könnte zu einem kleinen Kulturkarree gehören, einer Kulturachse mit Inszenierung des Kaiser-Wilhelm-Museums und einem grünen Westwall, falls es ersatzweise Parkplätze gebe.“ Gleiches gilt am Dr.-Hirschfelder-Platz. Er könnte eine „wertige Nahverdichtung erfahren oder ein freier Platz werden, auch hier müssen die Parkplätze gesichert sein.“ Schließlich wartet Otto auf Stimmen, wo es „vertiefende schärfere Aussagen geben soll“ und auf die Impulse der Ausschuss-Mitglieder.
„Wir erwarten konkrete Hinweise, sozusagen Butter beim Fisch. Wo sind die Handlungsfelder, um sie umzusetzen? Können die Leute bei einer Umgestaltung der Innenstadt das Wohnen noch bezahlen? Wir haben mehr Ideen erwartet, wie man Leute in die City lockt. Das ist alles nicht sehr glücklich“, urteilt Wettingfeld.
Hengst bezeichnet es als entscheidenden Punkt, wie sich der Einzelhandel positioniert. „Zu jedem Platz haben wir Entwicklungsschritte. Wir möchten vielmehr wissen, wie man mit zurückgehendem Einzelhandel umgeht.“ Auch Joachim C. Heitmann (FDP) möchte bei einem zurückgehenden Einzelhandel wissen, „welche Instrumente wir haben, um gegenzusteuern“. Planungen seien schön, müssten aber auch umgesetzt werden. Die Stadt sei als Investor und Impulsgeber gefordert, findet er, „um Eigentum zu erwerben und Quartiere zu erweitern.“
Lediglich Heidi Matthias (Grüne) findet das Gutachten „außerordentlich gut“, da es nicht nur Einzelhandel berücksichtige, sondern darin Wohnen, Arbeiten und Kultur für eine vitale Innenstadt ineinandergreifen würden. Sie möchte wissen, ob es Erfahrungswerte aus anderen Städten zum zurückgehenden Einzelhandel gebe. „Könnten kleinere Unternehmen oder Start-ups angesiedelt werden?“