Elfrather Badesee: Badegäste gab’s früher mal
Vor allem über den Kot der Enten gelangen Zerkarien ins Wasser. Diese Parasiten lösen Entzündungen aus.
Krefeld. Traumhaft. Glasklares Wasser, frisch gemähte Liegewiese. Aber kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Nur oben am Kiosk sitzt eine handvoll Gäste. Ins Wasser drängen sie allerdings nicht.
Schauplatz Badesee im Erholungspark Elfrather See. Wenn da nur nicht die Gänse und Enten wären. Kiosk-Pächterin Ruth Straubel (62) zuckt die Schultern: „Es ist und bleibt eine Plage. Aber was sollen wir tun?“
Auf 200 bis 300 schätzt Detlef Flick die Zahl der Tiere, vorwiegend Graugänse. Zerkarien seien derzeit das Hauptproblem meint der Leiter des städtischen Fachbereichs Sport- und Bäder. „Die Wasserqualität im Badesee ist bei den regelmäßigen Proben sehr gut bis ausgezeichnet.“
Die Seen werden in Abständen von vier Wochen von einem akkreditierten Untersuchungsinstitut mikrobiologisch untersucht. Der Kot, den die Enten am und im Wasser hinterlassen, ist nicht nur ekelig, sondern enthält Zerkarien. Diese Parasiten lösen beim Menschen Entzündungen aus. Hinzu kommen die Hinterlassenschaften der Gänse auf der Wiese.
Längst hat die große Population der Gänse dafür gesorgt, dass der Massenbetrieb in Elfrath in den vergangenen Jahren auf ein kleines Häufchen von treuen Besuchern geschrumpft ist.
Gerhard Straubel, Ehemann der Kiosk-Pächterin, macht die Liegewiese täglich sauber, meist vergeblich, weil es kaum Badegäste gibt. Und er wurde auch schon zur Kasse gebeten, weil er von drei Zeugen dabei beobachtet wurde, wie er Enten aus dem Badebereich verscheuchte. 100 Euro habe ihm das Ordnungsamt dafür aufgebrummt. „Skandalös und durch nichts gerechtfertigt“, kommentiert Hans-Theo Müller (55), der hier am Kiosk täglich seinen Kaffee trinkt.
Wolfgang Hein und Marco Malune, beide städtische Mitarbeiter von Detlef Flick, können ebenfalls kaum etwas gegen die Plage ausrichten. Hein geht ab und zu mit dem Diensthund an der Leine auf die Wiese mit den Gänsen. „Aber viel bewegt der auch nicht.“ Höheres Gras, Jagd und der Einsatz von Greifvögel, wie von verschiedenen Fachleuten geraten, hätten so gut wie keine Wirkung gezeigt. Auch der künstliche Drache, der einen Falken simulieren sollte, nützte nichts. Flick: „Die Vögel haben sich an ihn gewöhnt und ignorieren ihn einfach.“
Am Kiosk hat die Kaffeerunde eine runde Idee: „Man müsste den Vögeln die Eier wegnehmen, wenn sie sie ausbrüten und durch Eier aus Gips ersetzen.“ Das würde die Population zumindest eindämmen. „Aber dann kommen bestimmt wieder die Vogelschützer und protestieren“, lautet die Befürchtung aller.
Im Grunde sind die Beteiligten nicht böse darüber, dass der kühle und verregnete Sommer die Besucher vom Baden abhält. Denn wegen der Zerkarien rät die Stadt inzwischen: „Vorbeugend sollte man sich so wenig wie möglich im seichten Wasser aufhalten, weil dort die meisten Zerkarien zu erwarten sind. Nach dem Bad sollte man eine ausgiebige Dusche nehmen.“ Schade — eine Idylle, die zwei kleine Macken hat — Enten und Gänse.