Energie-Expertin Kemfert: „Neue Kohlekraftwerke brauchen wir nicht“

Expertin Claudia Kemfert setzt auf erneuerbare Energien und Gas.

Krefeld. Die Laufzeit der 17 Kernkraftwerke in Deutschland soll um durchschnittlich zwölf Jahre verlängert werden. Wie wirkt sich diese Absicht der Bundesregierung auf das in Krefeld geplante Steinkohlekraftwerk aus? Darüber sprachen wir mit Professor Claudia Kemfert, Energie-Expertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

Claudia Kemfert: Nein, wir brauchen sie nicht. Es gibt andere Techniken, die wir nutzen sollten, insbesondere die erneuerbaren Energien.

Kemfert: Angesichts niedriger Brennstoffkosten ist die Wirtschaftlichkeit noch gegeben. Aber die Kosten für CO2-Emissionen steigen. Deshalb ist es auf Dauer weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll, in Kohlekraftwerke zu investieren.

Kemfert: Eindeutig ja. Gas ist zwar teuer, aber Gaskraftwerke erreichen hohe Wirkungsgrade, insbesondere in Verbindung mit Kraft-Wärme-Kopplung. Und die CO2-Emissionen sind deutlich geringer als bei der Kohle.

Kemfert: Der Vorteil von Gaskraftwerken ist, dass sie aufgrund der Flexibilität gut zu kombinieren sind mit erneuerbaren Energien, da sie leicht hoch- und runtergefahren werden können. Auch eine Grundlastversorgung ist möglich.

Kemfert: Stadtwerke sollten generell auf erneuerbare Energien setzen, die Kraft-Wärme-Kopplung ausbauen und dezentrale Lösungen suchen. Bei fossilen Trägern sollte Gas die erste Wahl sein.

Kemfert: Sinkende Preise sehe ich nicht. Aber der Anteil des Kohlestroms, der in Deutschland mit knapp 50 Prozent derzeit sehr hoch ist, kann verringert werden. Kohlekraftwerke, die aus Altersgründen vom Netz gehen, sollten durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Das dient dem Klimaschutz.

Kemfert: Kernkraft ist wie Kohle keine Zukunftstechnologie. Um die notwendige Zeit zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu haben, ist es aber richtig, länger als bisher geplant Strom mit Hilfe von Kernkraft zu erzeugen.