Prozess: Mit Fantasie-Angebot das Opfer geködert
Das Landgericht verhängt mehrjährige Haftstrafen für die Männer, die einen arglosen Ingolstädter beraubten.
Krefeld. 33.000 Euro hatten die beiden Männer ihrem Opfer geraubt. Die Quittung dafür erhielten sie dafür vom Landgericht Krefeld. Ein 27-jähriger Libanese muss für sechseinhalb Jahre hinter Gitter, sein Komplize, ein 29-jähriger Syrer, für fünfeinhalb Jahre.
Der Libanese muss die höhere Strafe hinnehmen, weil er zum Tatzeitpunkt unter Bewährung stand und bereits acht Mal vorbestraft ist. Das Gericht folgt damit der Forderung der Staatsanwaltschaft.
Drei Prozesstage nahm die Verhandlung in Anspruch. Beide Angeklagte waren voll geständig. Der 29-Jährige erklärte in seinem Schlusswort, dass er sich heute für die Tat sehr schäme. Die Idee sei aus Geldnot geboren worden.
Die beiden Männer hatten in einer Autobörse im Internet ein Inserat für einen Audi TT-Sportwagen, den sie gar nicht hatten, veröffentlicht. Nach gut einem Monat fand sich ein Kaufinteressent. Ihr Opfer, ein 33-jähriger Ingolstädter, war am Karfreitag dieses Jahres mit dem Geld im Rucksack gutgläubig quer durch die Republik gereist.
Am Hauptbahnhof Köln holten die beiden vermeintlichen Verkäufer den Mann ab und fuhren mit ihm in das abgelegene Gewerbegebiet Europark Fichtenhain in Fischeln. Dort angekommen, bedrohten sie ihn mit einer Schreckschusspistole, versetzten ihm mit selbiger einen Schlag auf den Kopf und nahmen ihm das Geld ab. Sie ließen den Mann gefesselt zurück und flohen. Eine Spaziergängerin fand den Hilflosen kurz darauf.
Es sei nicht geplant gewesen, Gewalt anzuwenden, sagen die Täter später vor Gericht. Der Schlag, der eine fünf Zentimeter große Beule am Kopf zur Folge hatte, sei "ein Versehen" gewesen. Von seinem Geld sah der Ingolstädter nur 9090 Euro wieder. Die beiden Täter hatten bei ihrer Festnahme einen Großteil im Casino verspielt oder Schulden damit abbezahlt.
Die Polizei hatte die beiden schon eine Woche nach der Tat in Untersuchungshaft genommen. Anhand eines von ihnen benutzten Mietwagens waren die Ermittler den Männern schnell auf die Schliche gekommen. Der Vorsitzende Richter lobt in der Verhandlung "die hervorragende kriminalistische Arbeit".
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Verteidigung und Staatsanwaltschaft prüfen die Möglichkeit Rechtsmittel einzulegen.