Jugendbeirat stellt sich vor Energisch und zielsicher – so gestalten Jugendliche ihre Zukunft in Krefeld

Cracau · Der Krefelder Jugendbeirat macht sich für jugendpolitische Belange stark. Neue Aktive werden gerade gesucht.

In den Foren tauschten sich die Beteiligten zu fünf verschiedenen jugendrelevanten Themen aus.

Foto: Stadt Krefeld

Politisch gedacht hat Théa Demarcy schon ziemlich früh. Gleichwohl begleitete sie bereits im Teenager-Alter das unangenehme Störgefühl einer fehlenden Wirkmächtigkeit. „Ich hatte den Eindruck, nichts tun zu können für das, was mich antreibt“, sagt sie. Über die Sozialen Medien fand sie vor fast fünf Jahren zum Jugendbeirat der Stadt Krefeld. Da war sie 13 Jahre alt. Heute ist sie im Vorstand des jugendpolitischen Gremiums. Die vergangenen Jahre haben sie gelehrt, sich selbstbewusst zu positionieren, etwa in Sitzungen der politischen Ausschüsse. „Ich bin in dieser Zeit echt gewachsen“, verrät Théa Demarcy. Sie meint: „Sich beteiligen zu können und etwas in die richtige Richtung anstoßen zu können, ist eine großartige Sache.“

Der Jugendbeirat tritt für jugendpolitische Belange ein und repräsentiert Wünsche und Anliegen von jungen Menschen vor der Politik und Verwaltung. Er organisiert regelmäßig Veranstaltungen und erstellt Bildungsmaterial, zuletzt etwa im Vorfeld der Bundestagswahl mit Wahlprüfsteinen und einem Quizabend. Jeden ersten Dienstag eines Monats treffen sich die rund 20 Mitglieder in ihren Räumlichkeiten am Ostwall 107 zur offenen Versammlung. Hier diskutieren sie, wie sie relevante Themen auf die öffentliche Agenda setzen können. Der Jugendbeirat engagiert sich auch ehrenamtlich, sammelt seit Jahren beträchtliche Summen für das Stups-Kinderzentrum. Alle zwei Jahre konstituiert sich das Gremium für 14- bis 21-Jährige neu. Dem vorgelagert ist eine Findungsveranstaltung ein paar Wochen zuvor. Mit diesem Format am 21. März in der Kulturfabrik verfolgte der Jugendbeirat dreierlei Ziele: Er wollte seine Arbeit vorstellen, neue Ideen und Stimmungsbilder aufspüren – und bestenfalls baldige Mitglieder akquirieren.

Gekommen sind insbesondere interessierte Jugendliche aus den Krefelder Schulen und Jugendzentren. Der Jugendbeirat hatte das Programm als eine Mixtur aus lockeren Aktionen, Unterhaltungselementen, vor allem aber Informations- und Mitmachangeboten aufgebaut. Dazu gehörte auch ein Talk mit Stadtdirektor und Jugenddezernent Markus Schön, der in seiner Heimatstadt München einst selbst in der Jugendpolitik und -verbandsarbeit aktiv war. Er berichtete unter anderem von den 21 Jugendzentren und der mobilen Jugendarbeit in Krefeld. „Wir sind hier wirklich gut aufgestellt. Mir gefällt besonders, dass die Jugendeinrichtungen so unterschiedlich ausgerichtet sind und wir alle zusammen regelmäßig großartige Veranstaltungen wie das Seifenkistenrennen oder die Kinder-Expo feiern können.“

„Wir möchten kinder- und jugendfreundlicher werden“

Das Moderations-Duo um Emma und Clemens hakte im Interview forsch nach, gerade wenn es um die Themen Bildung, Digitalisierung und Klimaschutz ging. Markus Schön plädierte dabei für mehr jugendpolitische Bildungsangebote im schulischen Unterricht. Darüber hinaus wolle man mehr Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche im innerstädtischen Raum schaffen. „Hier möchten wir noch kinder- und jugendfreundlicher werden“, sagte Schön und bezog sich auf das jüngst verliehene Siegel als Kinderfreundliche Kommune. „Unseren gerade erst zertifizierten Aktionsplan möchten und müssen wir nun nachhaltig mit Leben füllen.“ Der Stadtdirektor verwies auch auf die Bedeutung der jugendpolitischen Beteiligungsformate. Ein Beispiel dafür sei die im November breit aufgelegte Jugendbefragung mit 1000 Teilnehmern. Deren Ergebnisse fließen in den kommenden Kinder- und Jugendförderplan ein.

Théa Demarcy (2. v. re.) ist seit fast fünf Jahren Mitglied im Jugendbeirat. Sie möchte mit ihrem Einsatz nachhaltig etwas bewirken können.

Foto: Stadt Krefeld

Dem Talk schloss sich der kollektive Dialog an. Dazu hatte der Jugendbeirat die große Halle in der Kulturfabrik mit Stellwänden in fünf Foren unterschiedlicher thematischer Schwerpunkte aufgeteilt: Jugendpolitik/Beteiligung, Schule/Non[1]formale Bildung, Demokratie/Vielfalt, Umwelt/Nachhaltigkeit und Sport/Kultur. Die Jugendlichen trafen hier auf verschiedene Akteure und Experten aus Verwaltung und Stadtgesellschaft. Sie diskutierten, notierten die ausgetauschten Argumente und erstellten konkrete Meinungsbilder. Das jugendpolitische Forum etwa hielt ein Votum zum Wahlalter ab. Das Ergebnis: Unisono sprachen sich die Jugendlichen für ein allgemeines Wahlrecht ab 16 Jahren aus. Deutlich kontroverser wurde es bei der Parallelabstimmung zu einer Wahlobergrenze. Hier waren die Beteiligten zwiegespalten: die Hälfte konnte sich mit dieser Idee anfreunden, die andere lehnte sie ab.

Lebhafte Diskussionen in verschiedenen Foren

Lebhafte Diskussionen gab es auch im Umweltforum, inklusive einem Meinungsbild mittels Stickerabfrage. Hierüber befürworteten die Jugendlichen ein Verbot von „Fast Fashion“, also Mode, die zu niedrigen Preisen angeboten wird, aus sozialen und ökologischen Gesichtspunkten aber in der Kritik steht. Außerdem war ein relevanter Anteil davon überzeugt, schon im Kleinen und individuell den Klimaschutz positiv beeinflussen zu können. Ein positives Fazit zeigte das Stimmungsbarometer im Schulforum an: Grundsätzlich überwiegt die Zufriedenheit bei Krefelds Jugendlichen. Nachholbedarf sehen sie beim Umgang von Fällen verschieden gearteter Diskriminierung. Konsens bestand beim Thema Gesellschaft und Demokratie. Aufklärung und Empathie seien maßgebend, um ausgrenzenden und diskriminierenden Tendenzen entgegenzuwirken. Im Kulturforum kamen alle Akteure überein, dass Krefeld bereits für Jugendliche ein vielseitiges Kultur- und Sportangebot bereithalte. Häufig hapere es hier aber an der Bekanntheit. Deshalb entwarf das Forum erste Verbesserungsvorschläge für die Zukunft.

Théa Demarcy war zufrieden mit der Findungsveranstaltung. Für die kommende Legislaturperiode hat sie bereits erste Ziele abgesteckt: „Wir möchten uns in jeglicher Hinsicht noch vielfältiger aufstellen.“ Sie freut sich auf die nächsten zwei Jahre im Jugendbeirat, der neben der politischen Teilhabe auch noch einen anderen erquicklichen Begleiteffekt für sie hatte: Théa Demarcy hat hier in den vergangenen Jahren ihre besten und engsten Freunde kennengelernt. Red