Er prägte die Weimarer Republik
Heinrich Brauns, vor 150 Jahren geboren, war vor seiner Zeit als Reichsarbeitsminister Kaplan in Krefeld.
Königshof. Heute vor 150 Jahren wurde Heinrich Brauns in Köln geboren. Nach seiner Priesterweihe wirkte der 1868 Geborene von 1890 bis 1895 in seiner ersten Kaplansstelle an der St. Josefspfarre in Krefelds Stadtmitte. 76 Jahre nach seinem Weggang nach Essen-Borbeck ehrte ihn die Stadt Krefeld und benannte in Königshof eine Straße nach ihm. 1971 wurde eine unscheinbare, etwa 300 Meter lange Sackgasse, nur von der Franz-Hitze-Straße erreichbar, zum Braunsweg. Wer war dieser Mann? Der Priester fiel in Krefeld auf — wegen seiner Hinwendung zur Arbeiterschaft.
In Essen-Borbeck förderte er den katholischen Bergarbeiterverein und stand im Ruf, ein „roter Kaplan“ zu sein. 1900 kam er zum Volksverein für das katholische Deutschland in Mönchengladbach. Seinen Doktortitel bekam er 1905 für die Dissertation über die Entwicklung von der handwerklichen zur maschinellen Weberei. Brauns, Mitglied der Zentrumspartei, gehörte 1919/1920 der Weimarer Nationalversammlung an. Von Juni 1920 bis Juli 1928 war Kaplan Brauns Reichsarbeitsminister und prägte damit wie kein anderer die Sozialpolitik in der Weimarer Republik.
Sein Spitzname „Heinrich der Ewige“ verweist darauf, dass er ununterbrochen in den Kabinetten von zwölf Kanzlern wirkte. Die wichtigsten Gesetze, an denen er maßgeblich beteiligt war: Betriebsrätegesetz, Arbeitszeitverordnung und Gesetz über die Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung. Sein größtes Ziel, die Zentrumspartei von einer katholischen zu einer christlichen zu verändern, blieb unerfüllt. Als seine Partei ihn für die Wahlen im März 1933 nicht mehr aufstellte, zog er sich zurück. Er starb 1939 in Lindenberg nahe des Bodensees. Irene Feldmann, Historikerin bei der IG Metall: „Als Reichsarbeitsminister war Heinrich Brauns in den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Stürmen der Weimarer Republik Garant für Kontinuität und Fortschritt in der Sozialpolitik.“