Heimatgeschichte Erstes Krefelder Amtsblatt erschien 1935
Stefan Kronsbeins Sammelleidenschaft und Geschichtsinteresse machen auch vor hochoffiziellen Papieren nicht halt.
Krefeld. Es ist ein geschichtsträchtiger Tag, der 16. April im Jahr 1816. Vor 200 Jahren nahmen die Regierungsbezirke in Preußen — nach dem Wiener Kongress — ihre Amts- und Dienstgeschäfte auf. Sechs Tage später erschienen die ersten Amtsblätter, die Bestand bis heute Bestand haben.
Verleger und Geschichts-Fan Stefan Kronsbein hat die Ausgaben von Anfang an gebunden und komplett auf vier Metern Länge in seinem Bücherregal. Es ist überaus interessant, in den alten Schinken zu blättern und zu lesen. „Ich sammle seit 40 Jahren Heimatkunde-Literatur“, erzählt Kronsbein. „Die Amtsblätter sind durch Tausch und gute Sammlerkontakte eigentlich mehr durch Zufall dazugekommen.“
Amtsblatt aus dem Jahr 1876
Drei Finger dick ist der erste Band, den der 62-jährige Bockumer in Händen hält. Mit „Amts-Blatt der königlichen Regierung zu Düsseldorf, Jahrgang 1816“, ist er überschrieben. Natürlich kommen Krefeld und seine Umgebung darin vor.
Ein Beispiel: „Das Rhein-Fähr zu Uerdingen soll im Termin, den 26sten Oktober 1816 Vormittags 10 Uhr, auf dem Rathause daselbst, öffentlich, meistbietend verpachtet werden. Die Pachtlustigen können die Bedingungen auf der Schreibstube des Magistrats Uerdingen täglich einsehen.“
Stefan Kronsbein
Die Amtsblätter seien das Facebook früherer Zeit, sagt Kronsbein und lacht. „Es war eine neue und moderne, fast revolutionäre Art, Dienstanweisungen auf diese Art zu kommunizieren. Privatleute konnten sich die ,Schriften für den Dienstgebrauch‘ bestellen.“ Darin seien alle Neuigkeiten verbreitet worden, ohne politische oder kulturelle Nachrichten. „Auf den Blättern stand auch das so genannte ,Signalement’. Es war die neue Form des Steckbriefes, mit dem Menschen gesucht wurden, die aus dem Gefängnis entlaufen waren.“
Ein Eintrag aus dem Jahr 1876, dem Jubiläumsjahr der WZ, unter der laufenden Nummer 1687 lautet: „Vier Lehrerinnen an der katholischen Volksschule in Hüls, Kreis Kempen, Einkommen eine von 1200 Mark, eine von 1050 Mark und zwei von je 900 Mark, steigend von 6 zu 6 Jahren um 75 Mark; Mietentschädigung je 75 Mark.“ Und als Randnotiz ist „schleunigst“ angegeben.
Kronsbein gibt zu bedenken, dass die Anweisungen im gesamten Regierungsbezirk zu lesen waren, also auch die Gehälter. Interessant findet er auch „Den Wasserstand am Pegel zu Düsseldorf“, der auch für Krefeld maßgeblich war: „Zu den Beobachtungen dient ein Thermometer nach Reaumure und ein Hygrometer von Fischbein. Die Windstriche werden Vormittags gegen 8 und Nachmittags gegen 2 Uhr bemerkt.“
Das erste Amtsblatt der Stadt Krefeld erschien 1935 schon in Druckschrift. Der Erstlingsband hat schwere 500 Seiten und ist wie folgt überschrieben: „Amtsblatt — der innere Dienstbetrieb der städtischen Verwaltung des Stadtteils Krefeld und der Gesamtstadt Krefeld-Uerdingen a.Rh. — Nur für den Dienstgebrauch.“
Kronsbein: „Diese Erfindung preußischer Verwaltung zieht noch heute, sie hat sich bewährt. Die Amtsblätter werden auch heute noch herausgegeben.“ Der Verleger hat seine Sammlung bis 1972 komplett im Bücherregal.