Fachkräfte: Zweite Chance im Möbelhaus

Die Auftragsbücher vieler Firmen sind voll. Doch es fehlt extrem an Fachpersonal. Die Arbeitsagentur bietet Qualifizierungen an, um diesen Bedarf an Bewerbern zu decken.

Krefeld. Anja Knoblich macht es wieder Spaß, den Arbeitsmarktbericht zu schreiben. "Es geht in nahezu allen Branchen aufwärts. Wegen der guten Konjunkturlage schaffen viele Unternehmen sogar neue Stellen", beobachtet die Sprecherin der Krefelder Arbeitsagentur. Einziges Problem: Durch fehlendes Fachpersonal können viele dieser Stellen gar nicht besetzt werden.

In Zusammenarbeit mit einem externen Bildungsträger macht die Arbeitsagentur regelmäßig Bewerber fit für ein neues Berufsleben - ob als Schlosser, Schweißer, Busfahrer, Mechatroniker oder Küchenplanerin wie es sich im Fall Birgit Hagt ergeben hat.

Die 44-Jährige ist Architektin. Als das Büro, in dem sie eine Führungsposition hatte, vor dreieinhalb Jahren in Insolvenz ging, stand Hagt plötzlich auf der Straße. "Ich habe 90 Bewerbungen pro Jahr geschrieben, habe wie verrückt eine neue Anstellung gesucht bis ich einen Herzinfarkt bekommen habe. Die Arbeitslosigkeit nagte bös an meinem Selbstbewusstsein. Irgendwann wissen Sie nicht mehr, was Sie können."

Eine zweite Chance ermöglichte ihr das Möbelhaus Knuffmann. Dort wurden Fachleute für die Küchenplanung gesucht. Ein Job mit Perspektive: "Seit August gibt es sogar einen eigenen Ausbildungsberuf der Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice", weiß Knoblich. Bis die ersten Absolventen ihr Zeugnis in der Tasche haben, sind die Chancen für Quereinsteiger groß.

"Wir haben 299 Bewerber angeschrieben, die in verwandten Bereichen gearbeitet und technische Kenntnisse hatten", erklärt Bleckmann. 23 wurden als geeignet herausgefiltert - darunter Birgit Hagt. Nach vier Monaten Schulung plus Praktikum im Möbelhaus verkaufte die 44-Jährige vor zehn Tagen ihre erste Küche: "In Bordeaux-Rot mit hellen Holzwangen. Auch Vanille oder Café Latte wird gern genommen. Und die Fronten natürlich in Lack", sprudelt es aus ihr heraus.

2,3 Küchen kaufe der Deutsche im Schnitt, fügt sie munter hinzu. Durch die neue Herausforderung hat Birgit Hagt wieder Energie tanken können. "Es ist das berühmte Licht am Ende des Tunnels."