Fairkehr: Vom Erfolg überwältigt
Die Zahl der verunglückten Mädchen und Jungen ist im vergangenen Jahr auf einen historischen Tiefstand gesunken.
Krefeld. Noch nie hat es in Krefeld so wenig Verkehrsunfälle mit Kindern gegeben wie im vergangenen Jahr. 87 Mädchen und Jungen wurden verletzt, 20 davon als Mitfahrer in einem Wagen. Letztlich seien es also 67 Kinder, die als Radfahrer oder Fußgänger verunglückten, sagt Hartmut Könner, Leiter des Arbeitskreises für Verkehrssicherheit von Kindern in Krefeld. Er hat mit Unterstützung der Ruhr-Universität Bochum im Jahr 1999 die Initiative Fairkehr ins Leben gerufen. 185 Kinder verunglückten im Gründungsjahr auf Krefelds Straßen. Das Ziel seinerzeit: Die Zahl um 30 Prozent zu senken.
„Ich hatte dies eigentlich für das Jahr 2013 prognostiziert. Die Zahlen sind nun schon viel früher viel besser. Das Ergebnis überrascht mich nicht, überwältigt mich aber trotzdem“, sagt Rainer Wiebusch-Wothge vom Bochumer Lehrstuhl Verkehrswesen. Der promovierte Ingenieur hat das Projekt in Krefeld bis 2004 wissenschaftlich begleitet. Er erinnerte daran, dass Fairkehr nur dann nachhaltig wirken könne, wenn das bisherige Konzept konsequent weiterverfolgt werde.
Eine mögliche Schließung der Jugendverkehrsschule sei da kontraproduktiv. Hartmut Könner betont allerdings, dass die Schließung der Einrichtung an der Erkelenzer Straße nicht das endgültige Aus bedeute: „Es werden Gespräche mit der Schulverwaltung geführt, und wir werden ein geeignetes Gelände als Ersatz finden.“
Es geht demnach nicht um eine Schließung der Jugendverkehrsschule, sondern um eine Verlagerung. Das heutige Verkehrsschul-Gelände an der Erkelenzer Straße ist als Standort eines neuen Feuerwehr-Gerätehauses im Gespräch.
Verkehrserziehung ist nach Angaben Wiebusch-Wothges einer der wesentlichen Pfeiler von Fairkehr. Er sieht ihn als einen wesentlichen Grund für die erfreuliche Entwicklung der Unfallzahlen an. Die zeigen für das vergangene Jahr, dass 73 Kinder leicht und 14 schwer verletzt wurden. Waren es sonst stets die Jungen, die die deutlich größere Gruppe der Unfallopfer darstellten, liegen sie mittlerweile mit den Mädchen gleichauf, so Polizeidirektor Karl-Josef Klauer. Er ist auch überzeugt davon, dass die konsequenten Kontrollen seiner Kollegen dazu geführt haben, dass weniger „Geisterfahrer“ auf den Radwegen unterwegs sind.
Die Fairkehr-Bilanz zeigt, dass diese Ursache für Kinderunfälle in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen ist. Deutlich seltener geworden sind auch Unfälle, bei denen Kinder an Sichthindernissen auf die Straße getreten sind und von Wagen erfasst werden: Das Einrichten von Halteverboten, aber auch viele Baumaßnahmen hätten dazu beigetragen, sagt Hartmut Könner. Insgesamt seien 1,6 Millionen Euro in punktuelle Umbauten investiert worden. „Das haben viele kritisch gesehen“, so der Arbeitskreis-Chef. Sie wirkten aber sehr nachhaltig, weil insbesondere das Geschwindigkeitsniveau messbar reduziert worden sei.