Familienfreundlichkeit Wo die Mitarbeiter gerne arbeiten
Krefeld. · Spedition Bönders und Haus & Grund setzen auf familienfreundliches Miteinander.
Lothar Krenge kennt das Gros seiner Mitarbeiter mit Namen. 350 stehen bei der B+K Group auf der Gehaltsliste . „Jetzt haben wir eine Größe erreicht, wo das mit den Namen nicht mehr klappt“, sagt der Geschäftsführer des Logistikunternehmens im Linner Rheinhafen mit Bedauern. Als er 1987 in das Unternehmen einstieg, zählte die Bönders Spedition 30 Mitarbeiter und verteilte Waren im Umkreis von 150 Kilometern. Heute, 30 Jahre später, operiert das Mittelstandsunternehmen weltweit und die Mitarbeiterzahl hat sich fast verzwölffacht. 45 Mitarbeiter davon sind seit seinem Eintritt in die Firma dabei. Bis heute. Eine Erfolgsgeschichte. „Das geht nur, wenn sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren“, sagt Krenge. Dazu pflegt der heute 70-jährige Geschäftsmann eine besondere Unternehmensphilosophie. In deren Mittelpunkt steht Familienfreundlichkeit.
Schwangere Mitarbeiterin braucht Kündigung nicht zu fürchten
Bei einem Besuch an der Bataverstraße 15 holt Krenge den Besuch persönlich am Empfang ab. „Meine Sekretärin hat Urlaub“, erklärt er. Nicht irgendeinen. Die alleinerziehende Mutter hat kurzfristig eine Reise mit ihrer schulpflichtigen Tochter in den Herbstferien gebucht. Bei der B+K Group kein Problem. Gestern noch habe ihm eine andere Mitarbeiterin als Erstem glücklich erzählt, dass sie schwanger sei. „Ohne Angst vor einer Kündigung; sie weiß, der Arbeitsplatz ist ihr sicher.“ Das ist nicht überall so. Bei Bönders gibt es Home-Arbeitsplätze, variable Arbeitszeiten, Geldleistungen bei Geburtstag und Geburt eines Kindes und eben ein „offenes Ohr“ für die Mitarbeiter.
Zweimal bereits ist das Logistik-Unternehmen vom Netzwerk Wirtschaft & Familie für seine Familienfreundlichkeit in der Kategorie Mittelstand ausgezeichnet worden. Zuletzt noch im vergangenen Jahr. Gerade im Hinblick auf Bindung und (Rück-)Gewinnung von Fachkräften ist Familienfreundlichkeit ein wirkungsvolles Instrument. Krenge hat das früh erkannt, als noch von sozialer Verantwortung für Mitarbeiter die Rede war.
Krenge kam aus einem großen gesichtslosen Unternehmen, wie er sagt. Seine Erkenntnisse aus dieser Zeit: Eine Firma funktioniert nur, wenn man die Mitarbeiter mitnimmt. „Am Anfang bei Bönders habe ich die meiste Zeit nur Personalgespräche geführt.“ Er kannte die Sorgen der Mitarbeiter, ihre Stärken und Schwächen. „Da haben wir in manchen Fällen mehrere Tätigkeiten ausprobiert, bis es für die Person und die Firma die richtige Stelle war, um die optimale Leistung zu erbringen.
Großen Wert hat Krenge von Anfang an auf Auszubildende gelegt. „Die meisten von ihnen sind heute hier immer noch tätig.“
Einer davon ist sein jetziger Mitgeschäftsführer André Dohr. Der hat als kaufmännischer Lehrling bei ihm angefangen, später viele Jahre selbst als Fahrer gearbeitet, um im Unternehmen bleiben zu können. Er hatte er auf eine bestimmte Branche spezialisiert. Dohr kenne das Geschäft von der Pieke auf. Auch Petra Schimmer ist von Beginn ihres Berufslebens an im Jahr 1991 dabei. Heute ist sie Prokuristin und Leiterin der Buchhaltung. Im Durchschnitt sind die Mitarbeiter der B+K Group 17 Jahre im Unternehmen.
Flexible Arbeitszeiten hilft dem Team bei Haus & Grund
Michael Heß von Haus & Grund hat „nur“ zwölf Mitarbeiter unter sich. Dennoch möchte auch der Geschäftsführer der Eigentümer-Schutzgemeinschaft auf keinen von ihnen verzichten. Auch hier wird Familienfreudlichkeit alltäglich gelebt. „Alle denken bei dem Thema zuerst immer an Kinder, dabei gehören auch der Ehepartner, Lebensgefährte und zu pflegende Eltern mit dazu“, erklärt Heß. Deshalb werden zu Betriebsausflügen und dem eigeen Lauftreff wie selbstverständlich auch die Familienmitglieder eingeladen.
Bei Haus & Grund arbeitet ein relativ junges Team. Die Kinder sind derzeit in der Kita, in der Schule oder in der Betreuung zu Hause. „Deshalb müssen wir verschiedene Arbeitszeitmodelle umsetzen; das machen wir gerne.“ Das erfordere aber auch hohe Flexibilität von den Mitarbeitern. Von denen hat jeder einen eigenen Arbeitsbereich, für den er verantwortlich ist. Wenn nun ein Mitarbeiter aufgrund von plötzlicher Krankheit eines Familienangehörigen oder anderer wichtiger Termine nicht zur Arbeit kommen kann, springt ein anderer Kollege für ihn ein und übernimmt dessen Aufgaben. „Jeder andere könnte ja auch in eine ähnliche Situation kommen und wäre froh über die Unterstützung.“