Corneliusplatz Fest ohne Grenzen: Musik, Tanz und reger Austausch
Die Flüchtlingsthematik stand dieses Jahr beim Fest ohne Grenzen auf dem Corneliusplatz im Vordergrund.
Krefeld. Nie war das Thema vom „Fest ohne Grenzen“ aktueller als dieses Jahr. Zum neunten Mal feierte das Krefelder Bündnis für Toleranz und Demokratie am Samstag auf dem Platz an der Corneliusstraße an der Josefkirche „Gemeinsam gegen Rassismus“. Seit 2006 steht das Fest für nachbarschaftliches Zusammenleben unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Religion.
„Anfangs schlossen wir ein Bündnis gegen Neonazis“, erklärt Mitorganisator Albert Koolen. „Alltagsrassismus kam als Schwerpunkt hinzu und jetzt die Flüchtlingsthematik. Die beiden Turnhallen an der Gerber- und Lindenstraße dienen zurzeit etwa 80 Flüchtlingen als Unterkunft.“
An rund 30 Ständen zeigen politische, migrantische und soziale Organisationen ihre Solidarität. Auf der Bühne gibt es Musik und Tanz. Engagierte und Betroffene berichten in Interviews, kurzen Texten und Gedichten von ihrem Schicksal und lassen die Idee einer Gesellschaft ohne Rassismus und ohne Grenzen reifen.
„Fremdenfeindlichkeit und Alltagsrassismus haben hier keinen Platz“, sagt Tagrid Yousef, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums (KI) der Stadt Krefeld, in ihrer Eröffnungsrede.
Neghesty Habte weiß wie es ist, auf gefährlichen Wegen die Heimat verlassen zu müssen. 1980 floh sie vor dem Bürgerkrieg aus Eritrea nach Krefeld. Sie lernte Deutsch und arbeitete 25 Jahre als Köchin. „Ich habe immer gegen alle Schwierigkeiten angekämpft“, sagt sie. Das Fest bereichert sie mit eritreischem Kaffee. Nach alter Zeremonie wird er in einer Gebena, einer dickbauchigen Kaffeekanne aus Ton, über offener Flamme gebrüht. Sabine Himbert kostet vorsichtig. „Lecker“ lautet ihr Urteil.
Lecker sind auch die anderen kulinarischen Genüsse. Für kleines Geld gibt es Falafel und Weinblätter, Brioche und Couscous, veganes Curry und bosnische Zucchini-Pita.
Im Frack und mit Zylinder bereichert Leierkastenmann Frank Ufermann das Fest mit fröhlichen Klängen. In der Woche arbeitet er im Sozialdienst der Diakonie Düsseldorf, an diesem Samstag erfreut er an der Drehorgel die Besucher.
Viele Flyer liegen am Stand von Manfred Göbel aus. Er ist Mitglied im Flüchtlingsrat Krefeld, berichtet über dessen Aktivitäten, informiert über Abschiebungen nach der „Dublin-III-Verordnung“ und gibt Tipps, wie man sich für Flüchtlinge engagieren kann.
Das Café Sarah versteht sich als Willkommenscafé. „Zu uns kommen Menschen aus dem Sudan, aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak“, sagt Initiator Joachim Watzlawik.
Im Café bekam auch Zekir Ajodin praktische Alltagshilfe. Vor acht Monaten kam der 56-Jährige mit seinen beiden Söhnen aus Mazedonien nach Krefeld. Seitdem teilt er sich mit ihnen ein Zimmer im Wohnheim Feldstraße.