Kulturprojekt Flüchtlingen hat das Ballett gut gefallen

100 Menschen wurden ins Theater eingeladen, damit sie Kultur vor Ort erleben. Trotz Sprachbarrieren war das Projekt ein Erfolg.

Kulturprojekt: Flüchtlingen hat das Ballett gut gefallen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Rund hundert Menschen, die in den letzten Wochen in Krefeld Zuflucht gefunden haben, wurden ins Stadttheater eingeladen. In Krefeld stand für sie nach einer Führung im Theater das Strawinsky-Ballett „Petruschka/Offenbach“ auf dem Programm, in Mönchengladbach „Tangonacht plus“. Ulla Schreiber vom Flüchtlingsrat: „Die Teilnehmer in Krefeld kamen aus Sprachkursen an der Westparkstraße, aus St. Tönis, Fischeln und Oppum.“

Generalintendant Michael Grosse zu dem Projekt: „Die Auseinandersetzung unseres Theaters mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik trifft den zentralen Nerv aktuellen gesellschaftlichen Lebens in Deutschland, und da Theater auch immer der Ort ist, wo über Zeitprobleme reflektiert wird, möchte sich das Theater mit seinen inhaltlichen und organisatorischen Vorhaben entsprechend nah am Zeitnerv einbringen, diskutieren und natürlich auch handeln.“

„Das Projekt wird nur durch lokale Partner möglich, die sowohl den Kontakt zu den Flüchtlingen hergestellt als auch die Finanzierung gestemmt haben. Mit an Bord sind die Hochschule Niederrhein, der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe der evangelischen Gemeinde Rheydt, die Initiative ‘Geflüchtete Menschen‘ und der Flüchtlingsrat Krefeld“, sagt Presse-Referentin Sabine Mund. Ulla Schreiber hebt insbesondere die Studenten der Hochschule hervor, die über Wochen Spenden dafür gesammelt haben.

Die positiven Reaktionen geben die Betreuer weiter: „Die Flüchtlingsfrauen waren vom Ballett restlos begeistert. Beim Unterricht schwärmten sie sehr davon. Eine Kursteilnehmerin schwärmte von ausgelösten Gefühlen und eine andere sagte in Deutsch: ,Der Ballettabend war gut für unsere Seele’, sagt Mary Mainz. „Sie fanden es alle Klasse“, schrieb Betreuer auch Christoph Bönders, „insbesondere mal wenige Stunden vor der Aufführung auf den Theaterbrettern zu stehen. Die Betreuung durch die Theatermenschen war echte Willkommenskultur. Einzig problematisch fand ich die ‘Sexszene‘ im Stück, die für muslimische Frauen sicherlich schwierig war.“

Allerdings wurde er darauf vorbereitet. „Ich konnte die von mir betreute mazedonische Mutter vorher fragen, ob das so okay für sie wäre. Sie hat dann auch ihre Töchter darauf vorbereitet und somit war alles okay.“ Uli Blaus Kommentar: „Unsere Schützlinge haben es als Ehre empfunden, zu einem solchen Event eingeladen worden zu sein und deutsche Kultur zu erleben. Manche Szenen wurden von einigen zwar als sehr freizügig empfunden, aber mit der Erklärung hielt sich der Schock in Grenzen.“

Birgitta Gebauer nach dem Besuch beim Ballett: „Es war eine schöne und bereichernde Veranstaltung. Vielen Dank allen, die sich dafür eingesetzt haben, unseren Schützlingen den interessanten Einblick hinter die Kulissen und danach den Besuch der Aufführung ermöglicht haben.“ Sie zitiert Teilnehmer: „So etwas haben wir noch nie gesehen.“ war ein erstaunter Ausruf, und „vielen, vielen Dank, dass wir dabei sein durften.“

Susanne Delschen schrieb an den Flüchtlingsrat: „Unsere Gruppe bedankt sich sehr herzlich für den Theaterbesuch. Es hat allen gut gefallen, wenn auch die Flüchtlinge mit der Einführung sprachlich sicherlich etwas überfordert waren. Danke auch für Getränke und Plätzchen. Es war sicherlich für alle eine schöne Abwechslung vom Flüchtlings-Alltag sowie für meine Kollegin und mich sehr interessant.“