Flüchtlings-Schicksal: „Wir haben hier Rechte, die es in Syrien nie gab“
Fauzi Huro, Ehefrau und Töchter leben seit Jahren in Krefeld. Zurück wollen sie nicht mehr.
Krefeld. Fauzi Huro und seine Tochter Ilham sind glücklich, wenn sie an ihr eigenes Leben in Krefeld denken. Doch die syrischen Flüchtlinge werden tagtäglich an die bürgerkriegsähnlichen Zustände in ihrem Heimatland erinnert. Im Pfarrheim von St. Thomas Morus berichteten Vater und Tochter über beide Seiten ihres derzeitigen Alltags.
„Von unserer 105-köpfigen Familie sind derzeit nur meine Frau, meine vier Töchter und ich in Deutschland“, sagt Familienvater Fauzi Huro. Vor acht Jahren erkannte Huro, dass die Zustände in seinem Heimatland sich verschlimmern würden. Er floh mit seiner Familie nach Deutschland. „Es war die absolut richtige Entscheidung, auch wenn viele Familienmitglieder uns auch als Verräter ansehen“, sagt Huro.
Auch in Deutschland wollte man den Vorahnungen des Familienvaters zunächst keinen Glauben schenken. Ein Richter wollte die kurdische Familie wieder nach Syrien abschieben mit der Begründung, dass dort kein Krieg herrsche.
Als die Ausläufer des Arabischen Frühlings Anfang 2011 auch Syrien erreichten und es zu Auseinandersetzungen zwischen den Streitkräften von Präsident Baschar al-Assad und den Oppositionsgruppen kam, änderte sich die Meinung. „Der Richter entschuldigte sich tausendfach bei mir“, sagt Huro, der heute ebenso wie seine Frau einer Arbeit nachgeht. Seine Kinder gehen in Krefeld zur Schule.
„Wir haben schnell gemerkt, dass es besser ist, in Deutschland zu leben“, sagt Ilham Huro, die heute nicht mehr daran denken will, einmal nach Syrien zurückzukehren. „Wir haben uns dem Leben in Deutschland angepasst. Wir haben hier Rechte, die es in Syrien nie gab“, sagt die Zehntklässlerin. Dort wurden die kurdischen Kinder in der Schule von Assads Soldaten geschlagen, wenn sie nicht Arabisch, sondern Kurdisch sprachen.
Heute ist die Situation dort noch weitaus schlimmer. Der Bürgerkrieg hat viele oppositionelle Splittergruppen hervorgebracht, die alle ihre eigenen Interessen verfolgen. „Es gibt Städte mit 200 000 Einwohnern, die komplett von der Außenwelt abgeschnitten sind“, sagt Fauzi Huro. Ohne Strom und fließendes Wasser kämpfen auch die Familienangehörigen der Huros in Syrien und türkischen Auffanglagern um ihr Leben. „Wir versuchen so gut es geht, Kontakt zu halten per Telefon und Internet“, sagt Ilham Huro.
Auch deshalb ist es für die Familie schwer, die Vergangenheit zu vergessen. „Die Sorge um die restliche Familie ist groß“, gibt Vater Huro zu. Er selbst sieht kaum eine Zukunft für sein Heimatland. Leben will er dort nicht mehr.